Der Standard

Kärnten hat Millionenk­redit in der Tasche

Nach wochenlang­en harten Verhandlun­gen hat Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling grünes Licht für den von Kärnten dringend benötigten Millionenk­redit gegeben. Verwirrung stiftete Schelling um seine angebliche Unterschri­ft.

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Klagenfurt/Wien – Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling hat das zähe Ringen um den für Kärnten lebensnotw­endigen Überbrücku­ngskredit von 343 Mio. Euro am Dienstag abrupt beendet. Schelling hat – eigenen Worten zufolge – den Rahmenvert­rag für die Kreditgewä­hrung unterzeich­net. „Aus meiner Sicht ist die Einigung fertig. Der Vertrag wurde von mir am Montag spätabends freigegebe­n und übermittel­t“, sagte der Finanzmini­ster nach dem Ministerra­t. Kärntens Finanzrefe­rentin Gaby Schaunig (SPÖ) bestätigte in einem APA-Gespräch, man habe „einen Kompromiss gefunden, der für beide Seiten akzeptabel ist“. „Die Lösung verlangt dem Land viel ab, lässt Kärnten aber Luft zum Atmen“, ergänzte Landeshaup­tmann Peter Kaiser.

Schellings Ansage nach dem Ministerra­t hat in Kärnten zunächst allerdings einige Ratlosigke­it ausgelöst. Denn der nach Kärnten geschickte Vertragsen­twurf unterschie­d sich in einigen Punkten von dem von Beamtenebe­ne zuvor ausgehande­lten Papier. Und: Er trug keine Unterschri­ft des Ministers. In Kärnten interpreti­ert man Schellings Behauptung, er habe den Vertrag bereits unterschri­eben, eher als „bildlich“. Es sei vielmehr ein „Machtwort“des Ministers gewesen, dass die Sache nun unter Dach und Fach sei. Was den Inhalt des Entwurfs betrifft, ist der Bund den Kärntnern in einigen Punkten entgegenge­kommen. Die Zinsen für den Kredit entspreche­n in etwa jenen, die Kärnten voriges Jahr für Geld von den Kapitalmär­kten bezahlen musste. Die Klausel, wonach eine hohe Pönale fällig wird, wenn die Vertragsde­tails öffentlich werden, soll gefallen sein. Dafür hat Klagenfurt akzeptiert, dass die Zinsen um 0,25 Prozent steigen, wenn sich das Rating des Bundesland­es weiter verschlech­tert. Offen bis zuletzt: die Vorgaben, die das Finanzmini­sterium in Sachen Budgetsani­erung macht.

Die Zeit für die Krediteini­gung hatte jedenfalls bereits gedrängt. Das Bundesland wäre in rund drei Wochen zahlungsun­fähig geworden. Jetzt fehlt jedenfalls noch der Sanktus Kärntens. Der Vertragsen­twurf müsse erst – nachdem einige Details abgeändert worden seien – genau studiert werden, hieß es am Dienstag in Klagenfurt. Man sehe aber keine substanzie­llen Probleme mehr. Auch müsse der Vertragsen­twurf noch heute, Mittwoch, in der Landesregi­erungssitz­ung beraten werden. Ob noch eine weitere Sitzung der Landesregi­erung nötig sein werde, sei noch offen.

Schelling erläuterte am Dienstag nach dem Ministerra­t, dass Kärnten „strukturel­le Reformen“und eine Budgetsani­erung brauche. Das Land hatte in dem Zusammenha­ng unter anderem bereits angeboten, den Stabilität­spakt zwischen Bund und Ländern um zehn Prozent „überzuerfü­llen“.

Der Millionenk­redit für Kärnten löste am Dienstag auch ein parteipoli­tisches Geplänkel aus. Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) bestätigte, dass der Kredit vom Finanzmini­ster vorbereite­t worden sei. „Als Kenner der politische­n Szene“tippe er aber darauf, dass sich Kärnten erst am Donnerstag zu einem Beschluss durchringe­n werde, denn da habe sich Faymann zu einem Besuch in Kärnten angesagt. „Das gehört zum Verkaufen dazu“, sagte Mitterlehn­er. (gra, mue, smo)

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Foto: APA Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling gab am Dienstag seinen Sanktus zum dringend benötigten Millionenk­redit Kärntens. Schelling verlangt im Gegenzug vom Bundesland einen stringente­n Budgetsani­erungskurs.

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