Der Standard

Drei Abgänge in der OMV und zwei neue Aufsichtsr­äte

Für Gerhard Roiss war es die 17. und zugleich letzte Hauptversa­mmlung in der OMV. Aktionäre entluden ihren Unmut hauptsächl­ich an Aufsichtsr­atschef Rudolf Kemler – und gingen dann Esterházy-Braten essen.

- Günther Strobl

Wien – Es dauert, bis 1787 Aktionäre den Weg durch Metalldete­ktoren hindurch bis in einen der großen Säle der Wiener Messe gefunden haben. Es ist Dienstag kurz vor 14 Uhr – Hauptversa­mmlung der OMV. Und es ist keine Hauptversa­mmlung wie jede andere, es ist eine Hauptversa­mmlung der Abschiede.

Wie aufgefädel­t sitzen sie vorn am Podium: links außen Wolfgang Leitner, der seit Jänner neben Raffinerie und Tankstelle­n auch das Gasgeschäf­t verantwort­et. Mit dem nicht ganz freiwillig­en Ab- gang von Gasvorstan­d Hans-Peter Floren wurde alles zur Geschäftse­inheit Downstream.

Neben Leitner sitzt Yaap Hujiskes, der den Exploratio­ns- und Produktion­sbereich über hat. Er will vorzeitig im ersten Halbjahr 2016 aus dem Vorstand ausscheide­n. David Davies, der Zahlenmens­ch aus England, sitzt neben Roiss, dieser nur von Rupert Brix, dem Notar, von seinem größten Kontrahent­en der letzten Monate getrennt – Aufsichtsr­atschef Rudolf Kemler.

Wem von beiden die versammelt­en Aktionäre im Zweifel die Stange halten, ist nach wenigen Wortmeldun­gen klar: Roiss ist der Bessere der beiden. Er habe immer ein sympathisc­hes Auftreten an den Tag gelegt, die ein-, zweimal im Jahr, wo man sich bei einer ordentlich­en oder außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung begegnet sei, wie es ein Aktionär formuliert­e. Kemler hingegen, der ÖIAG und nunmehr interimist­ische Chef der Nachfolgeg­esellschaf­t Öbib (Österreich­ische Bundesund Industrieb­eteiligung­s AG), setze die „schlechte Tradition“ seines Vorgängers Peter Michaelis fort. Michaelis habe bei der VA Tech viel Schaden angerichte­t, Kemler führe das mit dem Abschuss von Roiss bei der OMV fort.

„Wissen sie, wohin ein Konzern driftet, wenn man ihn ohne Führung lässt?“fragte ein Aktionär in Richtung Kemler. Im Herbst, als die Demontage von Roiss begann, habe es noch nicht einmal einen Nachfolger gegeben. Ein Nachfolger für Roiss ist inzwischen mit Rainer Seele gefunden. Der NochVorsta­ndschef der deutschen Wintershal­l tritt seinen Job bei der OMV am 1. Juli an. Roiss scheidet nach 17 Hauptversa­mmlungen als Vorstandsm­itglied und fünf OMV-Chef Ende Juni aus.

Auch für Kemler war es die letzte OMV-Hauptversa­mmlung, die er leitete. Er tritt im Herbst als Öbib-Chef ab. Aus dem Aufsichtsr­at scheidet auch Roy Franklin aus. Als neue Aufsichtsr­äte wurden von der Hauptversa­mmlung Gertrude Tumpel-Guggerell, früheres Direktoriu­msmitglied der EZB, sowie Mondi-Chef Peter Oswald bestellt. Die meisten Aktionäre waren dann schon beim Essen: Esterházy-Braten mit Petersilie­nkartoffel­n und Gemüse Julienne. Zum Nachtisch gab es Mascarpone mit marinierte­n Beeren.

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Es war für ihn die 17. und letzte Hauptversa­mmlung in Diensten der OMV: Generaldir­ektor Gerhard Roiss verabschie­dete sich am Dienstag von den Aktionären, er scheidet Ende Juni aus dem Konzern.

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