Für Musiker „unerträgliches“Playback
So viel Vorfreude strengt an – und lässt sich so nicht durchhalten bei der ersten „Family-Show“des Song Contest. Schon gar nicht, wenn sich nach einer Stunde kaum noch unterscheiden lässt, wer welches Lied sang. Österreichs Musiker protestieren bei der Ge
Wien – 14.30 Uhr, Wien, Stadthalle. Es braut sich was zusammen. Am Himmel schwere Gewitterwolkenmassen, zu den Eingängen drängen Menschenmengen. Um 15 Uhr geht der Song Contest in die nächste von vielen Runden: die erste „Family-Show“. „Wir kommen wegen der Kinder“, sagen die meisten. Die Kinder kommen „wegen der Conchita“.
Erst aber müssen Kinder und Co durch eine strenge Sicherheitsschleuse: „Kein Gepäck stehen lassen, Wasserflaschen, Essen und Schirme sind verboten“, sagt Philipp, einer der Volunteers am Gelände. Philipp ist Schweizer, hier ist er, weil er den Song Con- test liebt. „Und Wien“, fügt er hinzu. Acht Stunden täglich arbeitet er für den guten Zweck.
Dienstagnachmittag ist die Stadthalle nicht restlos ausverkauft, aber gut gebucht. Tickets kosten 14 bis 69 Euro. Der Schwarzmarkt lahmt, zehn Minuten vor Beginn ist die Karte um nur noch zehn statt 29 Euro zu haben. Drinnen füllen sich inzwischen die Reihen, Punkt 15 Uhr geht das Licht aus. Conchita Wurst strahlt von der Bühne.
Es ist die zweite von vielen Auftrittsrunden der Kandidaten in der Stadthalle vor zahlendem Publikum. Montagabend stellte sich die erste Tranche Juroren. Jetzt die Familien, und es geht um etwas.
Die 16 Kandidaten tun gut daran, sich anzustrengen, denn was sie hier liefern, wirkt sich auf den Verlauf aus. Die Jüngsten gelten als Entscheider, wenn es um das Voting geht. Mütter und Väter geben brav deren Stimme ab.
Eine Nummer nach der anderen wird abgespult. Die Moderatorinnen Arabella Kiesbauer, Alice Tumler und Mirjam Weichselbraun führen dreisprachig durch das Spektakel.
Dafür gibt es ausgiebig Jubel und Applaus. Am meisten zählt die Optik. Der hübsche Moldauer erhält stürmischen Applaus, die griechische Diva ebenso, die finnischen Kandidaten werden höflich beklatscht. Zur Political Correctness fühlt sich hier niemand gezwungen.
Protest-Song-Contest
10 Uhr, Wien, Presseclub Concordia. Wo man wettsingt in Österreich, da sind Interessenvertreter für mehr Ö-Musik im Radio nicht weit. Wiewohl IG Autorinnen Autoren und Musikergilde nicht ganz einig sind, worum es in ihrer Pressekonferenz geht.
„Es geht nicht um den Song Contest, sondern um die heimischen Musiker“, sagt IG-Chef Gerhard Ruiss. Angekündigt war freilich, unter anderem, eine „Erklärung österreichischer Kunstschaffender zum Song Contest 2015“.
Die liefert Peter Paul Skrepek, Chef der Musikergilde: „Es ist ein unerträglicher Zustand, dass beim Song Contest keine Livemusik angeboten wird. Das Ganze wird zu einer Playbackveranstaltung heruntergestuft. Wir fordern hier eine Änderung!“
Das tut auch Elisabeth Hakel, Kultursprecherin der SPÖ, freilich wieder zum Generalthema – Musik, nicht Song Contest. Hakel erinnerte in der Pressekonferenz der Autoren und Interpreten an den gemeinsamen Wunsch nach mehr Ö-Musik in ORF-Radios.
Hakel erinnert den ORF, man könne ihn per Gesetz dazu verpflichten; „auf Privatsender hat man viel weniger Zugriff“. In der anstehenden ORF-Novelle kommt bisher keine Musikquote vor. p derStandard.at/Etat