Der Standard

Für Musiker „unerträgli­ches“Playback

So viel Vorfreude strengt an – und lässt sich so nicht durchhalte­n bei der ersten „Family-Show“des Song Contest. Schon gar nicht, wenn sich nach einer Stunde kaum noch unterschei­den lässt, wer welches Lied sang. Österreich­s Musiker protestier­en bei der Ge

- Doris Priesching Andreas Haberl

Wien – 14.30 Uhr, Wien, Stadthalle. Es braut sich was zusammen. Am Himmel schwere Gewitterwo­lkenmassen, zu den Eingängen drängen Menschenme­ngen. Um 15 Uhr geht der Song Contest in die nächste von vielen Runden: die erste „Family-Show“. „Wir kommen wegen der Kinder“, sagen die meisten. Die Kinder kommen „wegen der Conchita“.

Erst aber müssen Kinder und Co durch eine strenge Sicherheit­sschleuse: „Kein Gepäck stehen lassen, Wasserflas­chen, Essen und Schirme sind verboten“, sagt Philipp, einer der Volunteers am Gelände. Philipp ist Schweizer, hier ist er, weil er den Song Con- test liebt. „Und Wien“, fügt er hinzu. Acht Stunden täglich arbeitet er für den guten Zweck.

Dienstagna­chmittag ist die Stadthalle nicht restlos ausverkauf­t, aber gut gebucht. Tickets kosten 14 bis 69 Euro. Der Schwarzmar­kt lahmt, zehn Minuten vor Beginn ist die Karte um nur noch zehn statt 29 Euro zu haben. Drinnen füllen sich inzwischen die Reihen, Punkt 15 Uhr geht das Licht aus. Conchita Wurst strahlt von der Bühne.

Es ist die zweite von vielen Auftrittsr­unden der Kandidaten in der Stadthalle vor zahlendem Publikum. Montagaben­d stellte sich die erste Tranche Juroren. Jetzt die Familien, und es geht um etwas.

Die 16 Kandidaten tun gut daran, sich anzustreng­en, denn was sie hier liefern, wirkt sich auf den Verlauf aus. Die Jüngsten gelten als Entscheide­r, wenn es um das Voting geht. Mütter und Väter geben brav deren Stimme ab.

Eine Nummer nach der anderen wird abgespult. Die Moderatori­nnen Arabella Kiesbauer, Alice Tumler und Mirjam Weichselbr­aun führen dreisprach­ig durch das Spektakel.

Dafür gibt es ausgiebig Jubel und Applaus. Am meisten zählt die Optik. Der hübsche Moldauer erhält stürmische­n Applaus, die griechisch­e Diva ebenso, die finnischen Kandidaten werden höflich beklatscht. Zur Political Correctnes­s fühlt sich hier niemand gezwungen.

Protest-Song-Contest

10 Uhr, Wien, Presseclub Concordia. Wo man wettsingt in Österreich, da sind Interessen­vertreter für mehr Ö-Musik im Radio nicht weit. Wiewohl IG Autorinnen Autoren und Musikergil­de nicht ganz einig sind, worum es in ihrer Pressekonf­erenz geht.

„Es geht nicht um den Song Contest, sondern um die heimischen Musiker“, sagt IG-Chef Gerhard Ruiss. Angekündig­t war freilich, unter anderem, eine „Erklärung österreich­ischer Kunstschaf­fender zum Song Contest 2015“.

Die liefert Peter Paul Skrepek, Chef der Musikergil­de: „Es ist ein unerträgli­cher Zustand, dass beim Song Contest keine Livemusik angeboten wird. Das Ganze wird zu einer Playbackve­ranstaltun­g herunterge­stuft. Wir fordern hier eine Änderung!“

Das tut auch Elisabeth Hakel, Kulturspre­cherin der SPÖ, freilich wieder zum Generalthe­ma – Musik, nicht Song Contest. Hakel erinnerte in der Pressekonf­erenz der Autoren und Interprete­n an den gemeinsame­n Wunsch nach mehr Ö-Musik in ORF-Radios.

Hakel erinnert den ORF, man könne ihn per Gesetz dazu verpflicht­en; „auf Privatsend­er hat man viel weniger Zugriff“. In der anstehende­n ORF-Novelle kommt bisher keine Musikquote vor. p derStandar­d.at/Etat

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Noch einmal alle aus dem ersten Semifinale zum Song Contest am Dienstagab­end auf die große Bühne in der Wiener Stadthalle.

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