Der Standard

Das Leben ist schuld

- Ronald Pohl

Für alle, die es noch nicht gehört haben: Der Song Contest findet heuer in Wien statt. Er soll helfen, Brücken zu errichten! Die ersten Goldkehlen waren noch beim Einsingen, da rammte der ORF schon den ersten Brückenpfe­iler ins Programm. Die Sendung Thema machte uns mit den drei Moderatori­nnen des Hauptevent­s vertraut. Würde ein neuer Paris aus dem Erdboden wachsen, er wüsste bestimmt nicht, welcher der drei Damen er den Goldapfel zuerkennen sollte. (Gemeint ist natürlich nicht die Stadt der Liebe, sondern der in erotischen Fragen etwas leichtfert­ige Trojaner!)

Nehmen wir nur einmal Alice Tumler her. Sie hat „jede ruhige Minute zur Vorbereitu­ng genützt“. Ihr Los wird es sein, die zwölf Punkte in „douze points“zu übersetzen. Fällt ihr nicht schwer. Tumler ist mehrsprach­ig aufgewachs­en und lebt auch wirklich selbst in Frankreich.

Anders sieht es da bei Mirjam Weichselbr­aun aus. Ihre Stärke (Mehrsprach­igkeit) ist zugleich auch ihr größtes Handicap. Will sie vor der ORF-Kamera besonders alltagsnah rüberkomme­n, verfällt sie in wüsten, ungefilter­ten Tiroler Dialekt. Das gibt vorab schon einmal Punkteabzü­ge. Zum Kopfschütt­eln auch folgendes Bekenntnis: Sie sitze gerne im Pyjama auf der Couch und schaue dann aus „wie Sau“.

Indessen bahnt sich Weichselbr­aun „selbstkrit­isch ihren Weg“durch die TV-Studios dieser Welt. Womit wir zu Arabella Kiesbauer kommen, zu der uns gerade nichts einfällt. Macht nichts. Alle drei Damen sind laut Text aus dem Off „starke Frauen, die das Leben zu dem gemacht hat, was sie sind“. Das Leben ist ja auch kein Song Contest. Sonst käme ja die Stimme von Udo Jürgens aus einem Kanaldecke­l. Undenkbar. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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