Das Leben ist schuld
Für alle, die es noch nicht gehört haben: Der Song Contest findet heuer in Wien statt. Er soll helfen, Brücken zu errichten! Die ersten Goldkehlen waren noch beim Einsingen, da rammte der ORF schon den ersten Brückenpfeiler ins Programm. Die Sendung Thema machte uns mit den drei Moderatorinnen des Hauptevents vertraut. Würde ein neuer Paris aus dem Erdboden wachsen, er wüsste bestimmt nicht, welcher der drei Damen er den Goldapfel zuerkennen sollte. (Gemeint ist natürlich nicht die Stadt der Liebe, sondern der in erotischen Fragen etwas leichtfertige Trojaner!)
Nehmen wir nur einmal Alice Tumler her. Sie hat „jede ruhige Minute zur Vorbereitung genützt“. Ihr Los wird es sein, die zwölf Punkte in „douze points“zu übersetzen. Fällt ihr nicht schwer. Tumler ist mehrsprachig aufgewachsen und lebt auch wirklich selbst in Frankreich.
Anders sieht es da bei Mirjam Weichselbraun aus. Ihre Stärke (Mehrsprachigkeit) ist zugleich auch ihr größtes Handicap. Will sie vor der ORF-Kamera besonders alltagsnah rüberkommen, verfällt sie in wüsten, ungefilterten Tiroler Dialekt. Das gibt vorab schon einmal Punkteabzüge. Zum Kopfschütteln auch folgendes Bekenntnis: Sie sitze gerne im Pyjama auf der Couch und schaue dann aus „wie Sau“.
Indessen bahnt sich Weichselbraun „selbstkritisch ihren Weg“durch die TV-Studios dieser Welt. Womit wir zu Arabella Kiesbauer kommen, zu der uns gerade nichts einfällt. Macht nichts. Alle drei Damen sind laut Text aus dem Off „starke Frauen, die das Leben zu dem gemacht hat, was sie sind“. Das Leben ist ja auch kein Song Contest. Sonst käme ja die Stimme von Udo Jürgens aus einem Kanaldeckel. Undenkbar. p derStandard.at/TV-Tagebuch