IS-Miliz auch finanziell nicht gestoppt
Während der IS Mittwoch die Offensive auf die syrische Stadt Palmyra fortsetzte, bereitete Iraks Armee die Rückeroberung Ramadis vor. Die US-Strategie, die Finanzen der IS trockenzulegen, scheint indes gescheitert.
Damaskus/Bagdad – Nach dem Fall der irakischen Großstadt Ramadi in der vergangenen Woche kam die Terrormiliz „Islamischer Staat“(IS) am Mittwoch offenbar einem weiteren symbolträchtigen Erfolg näher. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte haben die radikalen Islamisten rund einer Drittel der Oasenstadt Palmyra in Syrien erobert. Diese ist seit Tagen heftig umkämpft, das Assad-Regime hatte zu ihrer Verteidigung Truppen zusammengezogen.
Palmyra (arabisch: Tadmur) beherbergt neben rund 50.000 Einwohnern auch antike Stätten, die teils von der UN-Kulturorganisation Unesco zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Kämpfer des IS haben zuletzt mehrfach antike Ruinen und Statuen zerstört. Hunderte Statuen wurden laut Angeben der Syrischen Regierungsstelle für Altertümer aus der Stadt in Sicherheit gebracht.
Im Irak bereiteten sich Regierungstruppen derweil auf einen größeren Einsatz zur Rückeroberung Ramadis vom IS vor. Dieser hatte die Hauptstadt der Provinz Anbar am Sonntag erobert. Seit- dem sind Zehntausende auf der Flucht. Hilfsorganisationen werfen der irakischen Regierung vor, Flüchtenden aus Angst vor dem Eindringen von IS-Kämpfern nach Bagdad den Weg zu versperren. Laut Augenzeugen wurde am Mittwoch drei Kindern und zwei Frauen der Weg über eine Brücke verwehrt, woraufhin sie wegen der Hitze und fehlender medizinischer Versorgung gestorben seien.
Unterstützung wurde Bagdad am Mittwoch aus dem Iran zugesagt: Teheran sei „zu jeder Hilfe“bereit, um den IS im Westirak zu stoppen, hieß es. Ob damit auch ein Militäreinsatz in Ramadi gemeint war, blieb offen. Die USA wollen nun angesichts des Erfolgs der IS-Miliz die Zusammenarbeit mit Stammeskämpfern vor Ort schneller vorantreiben. „Wir prüfen, wie wir die Bodentruppen in Anbar am besten unterstützen“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Alistair Baskey, in der Nacht zu Mittwoch.
Sprudelnde IS-Geldquellen
Die Versuche der USA, dem IS finanziell zu Leibe zu rücken, scheinen bisher nach Angaben der vom Mittwoch jedenfalls nicht gelungen zu sein. Die Zeitung berichtet unter Berufung auf den US-Thinktank Rand Corporation, dass die Islamisten ihr Vermögen seit der Einnahme der nordirakischen Stadt Mossul im vergangenen Juni sogar noch ausbauen konnten.
Damals wurde geschätzt, dass der IS über rund 875 Millionen US-Dollar (787 Millionen Euro) verfügte. Seitdem sollen durch Einnahmen aus Steuern und Schutzgelderpressung rund 600 Millionen Dollar (540 Millionen Euro) dazugekommen sein. 500 Millionen Dollar (450 Millionen Euro) wurden außerdem aus staatlichen Banken gestohlen, Einnahmen aus Ölquellen brachten laut den Schätzungen rund 100 Millionen Dollar (90 Millionen Euro).
Die Ausgaben werden dem Bericht zufolge niedrig gehalten. Dennoch sind die Gehälter mit zwischen drei und zehn Millionen US-Dollar monatlich der höchste Kostenpunkt. (red)