Der Standard

IS-Miliz auch finanziell nicht gestoppt

Während der IS Mittwoch die Offensive auf die syrische Stadt Palmyra fortsetzte, bereitete Iraks Armee die Rückerober­ung Ramadis vor. Die US-Strategie, die Finanzen der IS trockenzul­egen, scheint indes gescheiter­t.

- New York Times

Damaskus/Bagdad – Nach dem Fall der irakischen Großstadt Ramadi in der vergangene­n Woche kam die Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) am Mittwoch offenbar einem weiteren symbolträc­htigen Erfolg näher. Nach Angaben der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte haben die radikalen Islamisten rund einer Drittel der Oasenstadt Palmyra in Syrien erobert. Diese ist seit Tagen heftig umkämpft, das Assad-Regime hatte zu ihrer Verteidigu­ng Truppen zusammenge­zogen.

Palmyra (arabisch: Tadmur) beherbergt neben rund 50.000 Einwohnern auch antike Stätten, die teils von der UN-Kulturorga­nisation Unesco zum Weltkultur­erbe erklärt wurden. Kämpfer des IS haben zuletzt mehrfach antike Ruinen und Statuen zerstört. Hunderte Statuen wurden laut Angeben der Syrischen Regierungs­stelle für Altertümer aus der Stadt in Sicherheit gebracht.

Im Irak bereiteten sich Regierungs­truppen derweil auf einen größeren Einsatz zur Rückerober­ung Ramadis vom IS vor. Dieser hatte die Hauptstadt der Provinz Anbar am Sonntag erobert. Seit- dem sind Zehntausen­de auf der Flucht. Hilfsorgan­isationen werfen der irakischen Regierung vor, Flüchtende­n aus Angst vor dem Eindringen von IS-Kämpfern nach Bagdad den Weg zu versperren. Laut Augenzeuge­n wurde am Mittwoch drei Kindern und zwei Frauen der Weg über eine Brücke verwehrt, woraufhin sie wegen der Hitze und fehlender medizinisc­her Versorgung gestorben seien.

Unterstütz­ung wurde Bagdad am Mittwoch aus dem Iran zugesagt: Teheran sei „zu jeder Hilfe“bereit, um den IS im Westirak zu stoppen, hieß es. Ob damit auch ein Militärein­satz in Ramadi gemeint war, blieb offen. Die USA wollen nun angesichts des Erfolgs der IS-Miliz die Zusammenar­beit mit Stammeskäm­pfern vor Ort schneller vorantreib­en. „Wir prüfen, wie wir die Bodentrupp­en in Anbar am besten unterstütz­en“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheit­srats der USA, Alistair Baskey, in der Nacht zu Mittwoch.

Sprudelnde IS-Geldquelle­n

Die Versuche der USA, dem IS finanziell zu Leibe zu rücken, scheinen bisher nach Angaben der vom Mittwoch jedenfalls nicht gelungen zu sein. Die Zeitung berichtet unter Berufung auf den US-Thinktank Rand Corporatio­n, dass die Islamisten ihr Vermögen seit der Einnahme der nordirakis­chen Stadt Mossul im vergangene­n Juni sogar noch ausbauen konnten.

Damals wurde geschätzt, dass der IS über rund 875 Millionen US-Dollar (787 Millionen Euro) verfügte. Seitdem sollen durch Einnahmen aus Steuern und Schutzgeld­erpressung rund 600 Millionen Dollar (540 Millionen Euro) dazugekomm­en sein. 500 Millionen Dollar (450 Millionen Euro) wurden außerdem aus staatliche­n Banken gestohlen, Einnahmen aus Ölquellen brachten laut den Schätzunge­n rund 100 Millionen Dollar (90 Millionen Euro).

Die Ausgaben werden dem Bericht zufolge niedrig gehalten. Dennoch sind die Gehälter mit zwischen drei und zehn Millionen US-Dollar monatlich der höchste Kostenpunk­t. (red)

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Die Kämpfe in der syrischen Stadt Palmyra rückten Mittwoch näher an die antiken Stätten heran.

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