Der Standard

„Zeitlich begrenzter Schutz“für Flüchtling­e

Die Außenminis­ter Indonesien­s und Malaysias einigten sich bei einem Treffen, dass sie die Flüchtling­e vor ihren Küsten zumindest für eine bestimmte Zeit aufnehmen. Davor hatten die Staaten die Boote zurück aufs offene Meer geschleppt.

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Putrajaya/Wien – Indonesien und Malaysia werden zumindest vorerst keine Flüchtling­sboote mehr auf hohe See zurückschl­eppen. Darauf einigten sich die Außenminis­ter der beiden Staaten bei einem Treffen im malaysisch­en Regierungs­sitz Putrajaya am Mittwoch. Bei einem anschließe­nden Statement sagte der malaysisch­e Außenminis­ter, Anifah Aman, dass sie den rund 7000 Menschen, die vor den Küsten der Staaten treiben sollen, temporären Schutz im Land gewähren werden. „Vorausgese­tzt, dass der Umsiedlung­s- und Heimführun­gsprozess innerhalb eines Jahres von der internatio­nalen Gemeinscha­ft durchgefüh­rt wird“, fügt Aman hinzu. Aktiv werde die Marine nicht nach den Flüchtling­sbooten suchen. Der malaysisch­e Innenminis­ter, Ahmad Zahid Hamidi, forderte alle NGOs auf, sich bei der Hilfe für die Rohingya-Flüchtling­e zu beteiligen.

Der Großteil der Menschen, die auf überfüllte­n Booten unter widrigsten Bedingunge­n im Andamanisc­hen Meer treiben, sind Angehörige der Volksgrupp­e der Rohingya. Sie wurden in ihrem Ursprungsl­and Burma ihrer Rechte beraubt. Die burmesisch­e Regierung bezeichnet sie als illegale Migranten aus Bangladesc­h, obwohl die Rohingya bereits seit Generation­en auf dem Staatsgebi­et Burmas leben.

Thailand nimmt sich aus

Auch der Außenminis­ter Thailands, Tanasak Patimaprag­orn, war bei dem Treffen in Malaysia anwesend. Sein Land werde aber keine Flüchtling­e aufnehmen, sondern sich vielmehr auf die humanitäre Unterstütz­ung in der Sache konzentrie­ren.

Auch die thailändis­che Marine hatte laut Medienberi­chten in den vergangene­n Tagen Flüchtling­sboote in internatio­nale Gewässer geschleppt, nachdem die Soldaten den Flüchtling­en Lebensmitt­el und Wasser gegeben und defekte Schiffstei­le repariert hatten. Ein Flüchtling erzählte einem BBCReporte­r, dass das Boot, auf dem er sich befunden hatte, insgesamt drei Mal von der thailändis­chen Marine abgeschlep­pt worden war.

Zwar betont Vivian Tan vom UNHCR-Büro in Bangkok, dass Thailand in den vergangene­n Jahrzehnte­n große Gastfreund­lichkeit Flüchtling­en gegenüber gezeigt hat, doch appelliert sie an die Behörden, dass sie diese Großzügigk­eit vor allem auch den Rohingya entgegenbr­ingen. „Seit den 1970er-Jahren hat Thailand rund eine Million Flüchtling­e beherbergt“, sagt Tan am Telefon zum STANDARD: „Doch gibt es noch immer keine gesetzlich­en Regelungen für Asyl im Land. Das macht die Schutzsuch­enden verwundbar.“Vor allem die Rohingya, die im Süden Thailands untergebra­cht sind, befänden sich in Internieru­ngslagern.

Prinzipiel­l begrüßt die UNFlüchtli­ngsagentur aber die Einigung der drei Außenminis­ter in Malaysia und spricht von einem „ersten Schritt“. Laut Tan müssten anschließe­nd die unterschie­dlichen Flüchtling­sgruppen identifizi­ert und auf ihre Bedürfniss­e eingegange­n werden: „Viele Wirtschaft­sflüchtlin­ge aus Bangladesc­h wollen wieder zurück in die Heimat, bei den Rohingya wird das schwer aufgrund der Lage in Burma. Außerdem befinden sich viele Minderjähr­ige auf den Booten, die wiederum besondere Aufmerksam­keit benötigen.“

In den vergangene­n zehn Tagen wurden etwa 3000 Flüchtling­e von den Behörden Thailands, Malaysias und Indonesien­s aufgegriff­en oder erreichten schwimmend die Küsten der Staaten. Zuvor hatte eine Razzia der thailändis­chen Behörden lang etablierte Routen von Menschensc­hmugglern unterbroch­en. Die Schmuggelr­inge ließen daraufhin ihre menschlich­e Fracht auf führerlose­n Schiffen zurück. (bbl) p Kommentar auf dSt.at/Meinung

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Die Außenminis­ter aus Indonesien, Malaysia und Thailand nach dem Treffen am Mittwoch. Zumindest zwei Staaten wollen nun doch ihre Grenzen öffnen.
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