Der Standard

Das stagnieren­de Geschäft mit den niedlichen Delfinen

Japans Zoos und Aquarien sollen in Zukunft nur noch in Gefangensc­haft geborene Delfine halten dürfen

- Siegfried Knittel aus Tokio Yomiuri Shimbun The Cove

Japan steht nicht nur für seinen Walfang im südlichen Pazifik in der weltweiten Kritik von Tierschütz­ern, sondern auch wegen der grausamen Delfinjagd der Fischer von Taiji, einem malerische­n Küstenstäd­tchen an der Pazifikküs­te Japans, 150 Kilometer nördlich von Osaka. Dem britischen Guardian zufolge wurden in Taiji in den letzten fünf Jahren circa 5000 Delfine getötet, und ihr Fleisch wurde verkauft. Das Hauptgesch­äft machen die Fischer von Taiji aber mit dem Verkauf der schönsten Delfine an Zoos, wo diese mit Kunststück­en die Besucher erfreuen sollen. 90.000 Euro kostet ein trainierte­r Delfin dem Guardian zufolge. Für das Fleisch eines Delfins werden 90 Euro gezahlt.

Jetzt hat die World Associatio­n of Zoos and Aquariums (Waza) auf Druck australisc­her Tierschütz­er ihrer japanische­n Sektion den Ausschluss angedroht, wenn sie weiter Delfine in Taiji kauft. Die Mitglieder der Japan Associatio­n of Zoos and Aquariums (Jaza) sol- len stattdesse­n wie jene der übrigen Zoos und Aquarien der Welt nur in den Aquarien geborene und großgezoge­ne Delfine halten. Mindestens 18 von 33 Zoos, die in Japan Delfine halten, wollen aber weiter in Taiji im Meer gefangene Meeressäug­er für ihre Aquarien kaufen. Einer Umfrage der japanische­n Zeitung zufolge werden gegenwärti­g in Japan insgesamt 352 Delfine in Gefangensc­haft gehalten. Von ihnen sind 158 durch eine Treibjagd mittels Lärm und 68 mit Netzen gefangen worden. 42 wurden in Zoos geboren.

Qualvoller Tod bei Treibjagd

Bei der Treibjagd wie sie in Taiji praktizier­t wird, werden die Delfine mittels Lärms in panische Angst versetzt, den die Fischer mit Stangen, die sie ins Wasser schlagen, erzeugen. Eingekreis­t von den Lärm machenden Booten, bleibt ihnen nur die Flucht in eine Bucht. Dort werden dann die schönsten Delfine für den Verkauf aussortier­t, und die anderen werden mit langen Stangen, an deren Spitzen scharfe Messer angebracht sind, durch einen Stich am Hinterkopf ins Rückenmark getötet. Da die Tiere sich im Wasser bewegen, gelingt es oft nicht, den tödlichen Stich so anzubringe­n, dass die Tiere sofort sterben. Vie- le werden nur verwundet und sterben dann mehr oder weniger schnell einen qualvollen Tod. Ric O’Barry, durch dessen Film

die Delfinjagd in Taiji traurige Berühmthei­t erlangte, ist aber nicht nur ein Gegner der grausamen Jagd und des Abschlacht­ens der Delfine. Er ist vielmehr ein prinzipiel­ler Gegner der Haltung der Meeressäug­er in Aquarien. O’Barry trainierte in den Sechzigerj­ahren die Delfine für die Flipper- Fernsehser­ie. Als eines der Tiere in seiner Armen starb, glaubte er, der Delfin wollte sterben, weil er das Leben in Gefangensc­haft nicht mehr ertragen wollte.

Das mag eine arge Vermenschl­ichung der Tiere sein, aber O’Barry wurde so zum entschiede­nen Delfinschü­tzer. Wer einmal die wilde Jagd und das Spiel der Meeressäug­er im Meer gesehen hat, wird dazu neigen, Rick O’Barry zumindest darin recht zu geben, dass Delfine nicht ins Aquarium gehören. Aber damit wird letztlich die Frage nach der generellen Haltung von Tieren im Zoo gestellt.

 ?? Foto: APA ?? Delfine schwimmen im Aquarium von Taiji.
Foto: APA Delfine schwimmen im Aquarium von Taiji.

Newspapers in German

Newspapers from Austria