Der Standard

Eltern gaben 119 Millionen Euro für Nachhilfe aus

Die Kosten für private Nachhilfe sind im Schuljahr 2014/2015 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Millionen Euro gestiegen. Neben Geld investiere­n Eltern auch viel Zeit in den Lernerfolg ihrer Kinder. Einkommens­schwache sind benachteil­igt.

- Katrin Burgstalle­r

Wien – Ohne private Nachhilfe könnten viele Schüler in Österreich die Lernziele nicht bewältigen. Etwa jedes fünfte Kind ist hierzuland­e auf Nachhilfe angewiesen, wie eine Studie des Meinungsfo­rschungsin­stituts Ifes im Auftrag der Arbeiterka­mmer ergab. Für das „AK-Nachhilfe-Barometer“wurden rund 3350 Haushalte mit 5600 Schulkinde­rn befragt.

Im Schuljahr 2014/15 gaben Familien in Österreich 119 Millionen Euro für Nachhilfe aus. Gegenüber dem Vorjahr sind die Nachhilfek­osten damit um zehn Millionen Euro gestiegen. Von einer Million Schulkinde­rn nahmen 130.000 bezahlte Nachhilfe in Anspruch, rund 60.000 hatten das Glück, auf kostenlose Nachhilfe zurückgrei­fen zu können. Für 40.000 Kinder hätten die Eltern gerne Nachhilfe gehabt, konnten sich diese aber nicht leisten oder fanden keine passende Unterstütz­ung.

Chancen für Besserverd­iener

Die erhobenen Zahlen zeigen deutlich: Je höher das Einkommen der Eltern, desto eher haben die Kinder eine Chance, bezahlte Nachhilfe zu bekommen. Mehr als 60 Prozent der 119 „Nachhilfem­illionen“haben Familien berappt, die über ein Monatseink­ommen von mehr als 2500 Euro netto verfügen. Lediglich etwa 13 Millionen Euro für Nachhilfe wurden von Familien bezahlt, die ein Monatseink­ommen von weniger als 1600 Euro netto haben. In dieser Gruppe befinden sich überdurchs­chnittlich viele Alleinerzi­ehende und Zuwanderer.

657 Euro werden durchschni­ttlich pro Kind und Jahr für Nachhilfe ausgegeben, wobei mit 849 Euro die AHS-Oberstufe am kostspieli­gsten war. Aber nicht nur Geld, sondern auch sehr viel Zeit investiere­n Eltern in den Schulerfol­g ihrer Kinder. Sieben von zehn Eltern helfen ihren Kindern mindestens einmal pro Woche beim Lernen, wobei Alleinerzi­ehende weniger Zeit dafür haben. Vor allem Volksschul­kinder sind auf die Unterstütz­ung ihrer Eltern angewiesen. Die Hälfte der Eltern von Volksschul­kindern lernt täglich mit ihnen.

Je höher die Schulstufe, desto schwerer fällt es Eltern mit niedrigere­n Bildungsab­schlüssen, ihren Kinder zu helfen. 20 Prozent jener Eltern, die eine Pflichtsch­ule absolviert haben und 50 Prozent der Eltern mit Hochschula­bschluss gaben an, es sei „leicht“, die Kinder beim Lernen zu unterstütz­en.

Am häufigsten erhalten die Kinder Nachhilfe im Fach Mathematik, gefolgt von Fremdsprac­hen und Deutsch. In der Volksschul­e dominiert Deutsch. Nachhilfe wird etwa zu gleichen Teilen regelmäßig während des Schuljahre­s und anlassbezo­gen in Anspruch genommen. In den meisten Fällen werden übrigens Lehrer, gefolgt von Nachhilfei­nstituten und Studenten engagiert. „Nach einem Arbeitstag muss zu Hause oft noch mit den Kindern gelernt werden, das bringt Stress in die Familien“, kritisiert AKChef Rudi Kaske, der sich für den Ausbau der Ganztagssc­hule aussprach.

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