Der Standard

Kärnten plagt sich weiterhin mit der „Seen-Affäre“

Zeugen im U-Ausschuss bestätigen, dass das Land die Seengrunds­tücke „viel zu teuer“angekauft habe

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Klagenfurt – Einige, womöglich wichtige Auskunftsp­ersonen hatten abgewinkt. Exlandesha­uptmann, FPÖ-Bundesrat Gerhard Dörfler (FPÖ), der ehemalige freiheitli­che Landesrat Harald Dobernig und auch BZÖ-Mann Stefan Petzner wollten am Mittwoch vor dem U-Ausschuss zum Kärntner Seenverkau­f mit dem Hinweise auf die gegen sie laufenden Ermittlung­en durch die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) nicht aussagen.

Es kam aber dennoch wieder etwas mehr Licht in diese Affäre.

Die Kärntner Landesregi­erung unter Jörg Haider hatte 2007 mehrere Seeimmobil­ien von der Bawag und dem ÖGB um 43 Millionen Euro gekauft. Der Rechnungsh­of und weitere Experten hatten später festgestel­lt, dass der Kaufpreis weit überhöht war, zudem wurden zu hohe Nebengebüh­ren kritisiert. Haider hatte den Kauf damit argumentie­rt, dass der freie Seezugang gefährdet sei und „russische Investoren“drauf und dran wären, die Grundstück­e zu kaufen. Der angeblich drohende Ausverkauf der Seen an russische Oligarchen erwies sich aber als nicht stichhalti­g.

Im U-Ausschuss am Mittwoch bestätigte der ehemalige Geschäftsf­ührer der Seeimmobil­iengesells­chaft, Friedrich Morri, dass schon 2010 festgestan­den sei, dass das Land die Seegrundst­ücke viel zu teuer gekauft habe. Der Kaufpreis für die Objekte Hafnersee, Maltschach­er See sowie das Feriendorf am Ossiacher See „sei aus betriebswi­rtschaftli­cher Sicht nicht gerechtfer­tigt“gewesen, sagte Morri.

Im Anschluss nährte die Befragung einer Gutachteri­n, die im Jahr 2006 für die Bawag und den ÖGB Bewertunge­n für die Seeimmobil­ien erstellt hatte, den Verdacht, dass Gutachten ohne präzise Berechnung­en, und grundsätzl­ich ohne genaue Beschäftig­ung mit den Objekten erstellt worden sein dürften. Die Vorsitzend­e des Seen-U-Ausschusse­s, Barbara Lesjak, nannte es „Gefälligke­itsgutacht­en“. Morri erinnerte noch daran, dass man 2010 versucht habe, einen „Verkaufspr­ozess“zu starten. Leider habe sich „nur ein ernsthafte­r Bieter“für die Seeimmobil­ien gemeldet. Dieser sei bereit gewesen, 18 Millionen Euro für die Seenimmobi­lien zu zahlen.

Nicht unmittelba­r Gegenstand des U-Ausschusse­s ist die mit dem Seenkauf zusammenhä­ngende „Schmiergel­daffäre“. (mue)

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