Der Standard

ÖVP verhindert mehr Gleichbeha­ndlung für Lesben und Schwule

- Irene Brickner

Wien – Fürs Sozialmini­sterium reiht sich die Novelle des Gleichbeha­ndlungsges­etzes schön langsam in die Rubrik Vergeblich­keiten ein. „Das war jetzt der dritte Versuch. Doch die ÖVP wollte die Änderungen auch diesmal nicht“, sagt dort ein Sprecher.

Tatsächlic­h wurde die Gesetzesän­derung für das „Levellingu­p“, das weitere Bevölkerun­gsgruppen, etwa Lesben, Schwule und Transgende­rpersonen, vor Diskrimini­erung bei Dienstleis­tungen schützen soll, vor dem Ministerra­t am Dienstag kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng gestrichen. Die Novelle wurde damit bereits zum dritten Mal in sieben Jahren verhindert: zweimal durch Absetzung vom Ministerra­tsprogramm, einmal danach, im Nationalra­t, wegen Bedenken im ÖVP-Klub.

Konkret würde die Gleichbeha­ndlungsnov­elle etwa Vermietern bei dem Risiko einer Schadeners­atzzahlung untersagen, Schwule oder Lesben als Mieter abzulehnen, weil ihnen Homosexuel­le unangenehm sind. In der Praxis erleben gleichgesc­hlechtlich­e Paare derlei nicht selten. Auch Miet-, Kauf- oder Konsumverw­eigerungen, weil jemand ohne sachliche Begründung als zu alt oder zu jung betrachtet wird, würde verboten. Besagte Gruppen sind bisher, im Unterschie­d zu Frauen und Einwandere­rn, nur im Arbeitsber­eich geschützt.

„Unwürdiges Signal“

Konservati­ve Kreise wie der Cartellver­band sehen durch das Levelling-up die „Freiheit des Einzelnen auf dem Spiel“. Im Büro von Wirtschaft­sminister Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) verweist man auf „weitere Gespräche“mit der SPÖ. „Gerade während des Song Contest mit dem Motto ‚Buildung Bridges‘“sei das Nein zum Levelling-up „ein unwürdiges Signal“, heißt es dazu in einer Aussendung der Sozialisti­schen Jugend und der Jungen Generation.

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