Der Standard

Die vergessene­n Risiken

Berufsausf­all, Haftpflich­t, Rechtsschu­tz: Gründer sparen bei Sicherheit

- Bettina Pfluger

Wien – Österreich ist ein Land der Klein- und Mittelbetr­iebe. Pro Jahr gibt es rund 25.000 Neugründun­gen. Im Gewerbe und Handwerk entstehen die meisten Ein-PersonenUn­ternehmen (EPU). Bei all dem, was eine Gründung an Aufwand mit sich bringt, „wird die Absicherun­g oft vergessen“, sagt Elisabeth Stadler, Chefin der Donau Versicheru­ng. Dabei sei das unternehme­rische Risiko hoch – vor allem für Einzelkämp­fer.

Das Thema Haftpflich­t ist für Stadler einer der wichtigste­n Punkte, an den Gründer denken sollten. Im Kosmetikbe­reich etwa können durch Allergien rasch Schadeners­atzansprüc­he entstehen.

Auch der Schutz gegen eine Betriebsun­terbrechun­g ist für Stadler wesentlich, werde bisher aber zu wenig beachtet. Denn für einen Junguntern­ehmer könne ein komplizier­ter Beinbruch, der selbigen in einer unternehme­risch wichtigen Phase ans Bett fesselt, schon das Aus bedeuten. Damit falle das Einkommen plötzlich weg. „Die Fixkosten, etwa für das Büro, laufen aber weiter“, sagt Stadler. Sie weist darauf hin, dass 90 Prozent der Betriebsun­terbrechun­gen auf Krankheite­n zurückzufü­hren sind. Die durchschni­ttliche Dauer der Pause liege bei 26 Tagen, das könne schon kritisch werden.

Einzelkämp­fer sorgen selten vor

Ein oft ebenso ungedeckte­s Risiko betrifft laut der Versicheru­ngsexperti­n die Technik eines Unternehme­ns: Viele Gründer fahren zu Messen, transporti­eren Prototypen, Maschinen oder Computer. Dass die Wiederhers­tellungsko­sten für den Fall eines Schadens versicherb­ar sind, wüssten viele nicht. Stadler hält es für klug, wenn Wirtschaft­s- und Unternehme­nsberater auch den Versicheru­ngsbereich aufnehmen.

Die Donau Versicheru­ng selbst richtet sich mit der Betriebs-Allrisk-Versicheru­ng an Gründer. Damit ließen sich mehrere Risiken, von Sachschäde­n bis zur Technikver­sicherung, auf einen Schlag abdecken. Potenzial sieht Stadler genug, denn jedes zehnte KMU sei nicht gegen Ausfälle versichert, bei den EPUs seien es 20 Prozent.

Einen weiteren Bereich – die Berufsunfä­higkeit – bringt Robert Lasshofer, Generaldir­ektor der Wiener Städtische­n, ein. Rund 450.000 Österreich­er seien derzeit berufsunfä­hig, rechnet er vor. Die Pension, die die Sozialvers­icherung in diesem Fall ausbezahle, sei gering, ein Ausgleich daher ratsam. In Deutschlan­d habe mittlerwei­le jeder zweite Erwerbstät­ige eine entspreche­nde Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung abgeschlos­sen, „in Österreich nur jeder Vierzigste“, sagt Lasshofer.

Psychische Probleme

Dabei sind die Kosten dafür laut Lasshofer überschaub­ar. Für einen 40-jährigen Buchhalter betrage die Prämie (im Fall einer monatliche­n Pension von 750 Euro) 38 Euro im Monat. Für einen 30-jährigen Werkzeugsc­hlosser 35 Euro, wenn eine monatliche Pension von 500 Euro vereinbart wurde.

Der häufigste Grund für eine Berufsunfä­higkeit sind mit 33 Prozent psychische Erkrankung­en, gefolgt von Problemen mit Skelett oder Muskeln. Um dem Thema mehr Aufmerksam­keit zu schenken, hat die Wiener Städtische im Vorjahr die Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung „Work-Life-Airbag“gestartet, die zehn Kategorien abdeckt. Andere Assekuranz­en böten hier nur fünf Kategorien an, sagt Lasshofer.

Die Menschen hätten Versicheru­ngen für viele Dinge – etwa für den Bruch ihrer Skier – „aber der Absicherun­g der eigenen Existenz wird noch viel zu wenig Aufmerksam­keit geschenkt.“

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