Anleihen-Rückkauf erfordert langen Atem
Investmentbanker berechnen, wie lange Kärnten bei Anleihentausch bluten müsste
Wien – Seinen akuten Finanzbedarf wird das Land Kärnten dank Kredit vom Bund demnächst abgedeckt haben. Offen bleibt die Frage, wie mit den rund elf Milliarden Euro an Anleiheschulden umgegangen wird, die die HypoNachfolgerin Heta hat und für die das Land Kärnten haftet. Die unter dem Abwicklungsregime der FMA stehende Heta selbst darf bis Ende Mai 2016 keine Schulden zahlen.
Eine der Überlegungen für die Lösung des Problems und die Zeit danach ist der Rückkauf der HetaAnleihen. Damit beschäftigen sich die Berater von Ithuba (rund um Investmentbanker Willi Hemetsberger) in einem Papier vom 8. März. Sie gehen von jenem Modell aus, in dem der Bund dem Land neuerlich Kredit gibt, damit Kärnten eine Zweckgesellschaft (SPV) finanziert, die den Gläubigern ihre Anleihen mit einem Abschlag (Haircut) abkaufen kann.
Der Vorteil solch eines Anleihenrückkaufs könne die Verpflichtung des Emittenten (Heta, Anm.) und des Ausfallbürgen „erheblich“reduzieren, so die Berater. Sie errechnen auf Basis von 10,7 Mrd. Euro Anleihenvolumen eine Ersparnis von 107 Mio. bis 8,7 Mrd. Euro – je nach Höhe von Haircut und Annahmequote für das Angebot. Wobei die beiden genannten Beträge zehn Prozent Haircut / zehn Prozent Akzeptanz bzw. 90 Prozent Haircut / 90 Prozent Akzeptanz entsprechen.
Zur Veranschaulichung ein anderes Rechenbeispiel: Würde die Hälfte der Anleihengläubiger ein Angebot annehmen, bei dem sie um die Hälfte ihrer Ansprüche umfielen, ergäbe das eine Ersparnis von 2,675 Mrd. Euro.
Geduld von Vorteil
Zudem gehen die Berater auch auf die Frage ein, was mit jenen Gläubigern passiert, die bei dem Deal nicht mitmachen; das sind die sogenannten Holdouts. Generell bestehe da „die Problematik“, dass diese Gläubiger „möglicherweise nach erfolgtem Umtausch in einer besseren Position sein könnten“, heißt es in dem Papier. Je nachdem, wer den Umtausch anbietet (Land bzw. Heta), würden die Holdouts entweder gegenüber dem Land bessergestellt bzw. gegenüber der Bank und gegenüber dem Land.
Unter dem Stichwort „Bewertung der Ausfallbürgschaft“ha- ben sich die Investmentbanker mit der „Arbeitshypothese“beschäftigt, dass das Land seine Schuld aus der Ausfallbürgschaft „möglicherweise in Abstimmung mit den Gläubigern“quasi in Jahresraten abstottern würde. In dem Fall müsse davon ausgegangen werden, dass es bis zur „vollständigen Begleichung mehrere Jahre/Jahrzehnte“brauche. Im schlimmsten Fall (hohe Gesamtschuld und geringe Raten) könnte das in Richtung 90 Jahre gehen.
Je weniger Vermögen die Heta bei ihrer Abwicklung hereinbringt, desto länger müsste das Land bluten. So würde die 50-Jahres-Grenze sogar dann überschritten werden, wenn die Heta 50 Prozent ihrer Aktiva retten könnte und das Land in der Folge 75 Mio. Euro pro Jahr an die Gläubiger bezahlte. Eine Berechnung, die aber „wegen der langen Dauer“nicht sinnvoll sei, so die Investmentbanker.
Dass Kärnten die Anleihen wie vom Bund gewünscht wirklich selbst zurückkauft, ist derzeit aber sowieso eher unwahrscheinlich: Das Land wehrt sich dagegen, weitere Kredite aufnehmen zu müssen. (gra)