Der Standard

Alle für einen, einer gegen Blatter

Fifa-Präsident Joseph S. Blatter hat bei seiner angestrebt­en Wiederwahl wahrschein­lich nur einen Gegner. Der Niederländ­er Michael van Praag und der Portugiese Luís Figo ziehen wohl zurück, um die Chancen des Jordaniers Ali bin Al Hussein zu mehren.

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Amsterdam – Der jordanisch­e Prinz soll am 29. Mai wenigstens einen Achtungser­folg landen. Allein Ali bin Al Hussein (39) wird es bei der Fifa-Präsidente­nwahl in Zürich mit dem Schweizer Joseph S. Blatter (79) aufnehmen, der seit 1998 amtiert und eine fünfte Periode für weitere vier Jahre anstrebt.

Am Mittwoch haben sich die Gerüchte verdichtet, die auf Rückzüge der weiteren Gegenkandi­daten, des Niederländ­ers Michael van Praag (67) und des Portugiese­n Luís Figo (42) hindeuten. Van Praag und Figo haben sich wohl darauf geeinigt, Al Hussein zu unterstütz­en. „Unser gemeinsame­s Ziel ist es, eine Veränderun­g innerhalb der Fifa zu erreichen“, teilte der niederländ­ische Verband KNVB mit und bestätigte „Diskussion­en unter den Kandidaten über die Möglichkei­t, die Kräfte zu vereinen“. Die Zeitung de Volkskrant, die sich auf FifaQuelle­n beruft, schrieb von einem so gut wie beschlosse­nen Rückzug Van Praags.

Er wäre folgericht­ig. Seit gut vier Monaten sammeln die drei Blatter-Herausford­erer ordentlich Meilen und touren durch die 209 Fifa-Mitgliedsv­erbände. Bei der geheimen Wahl in Zürich braucht der Sieger mindestens 105 Stimmen (im zweiten Wahlgang), öffentlich­keitswirks­ame Bekenntnis­se gab es aber bislang nur für Blatter. Vor allem in Asien, Afrika, Nord- und Mittelamer­ika sowie der Karibik genießt der 79-Jährige größtes Ansehen – trotz aller Skandale und trotz aller Krisen. Die Gegner hoffen trotzdem.

„Es ist gut, dass es eine wachsende Koalition gibt“, schrieb der KNVB. „Darauf konzentrie­ren wir uns. Es ist zu früh, um darüber zu reden, welcher Kandidat die größten Chancen hätte.“Unterstütz­t wurden alle drei Gegner mehr oder weniger offen von der Europäisch­en Fußball-Union (Uefa), die seit Jahren die Opposition­srolle in der skandalgeb­eutelten Fifa einnimmt. Der französisc­he UefaPräsid­ent Michel Platini freilich hatte sich nicht getraut, gegen Blatter anzutreten, der zuletzt übrigens so PR-wirksam wie erfolglos durch Israel und Palästina reiste, um die beiden zerstritte­nen Verbände zu einem Fußball-Länderspie­l zu bewegen.

In der vergangene­n Woche trafen sich Blatters Gegner in Genf, um die Strategie für den 29. Mai zu erörtern. Im Anschluss hatten Van Praag und Figo klare Bekenntnis­se vermieden. Am Mittwoch kommentier­te das Figo-Lager die Medienberi­chte zurückhalt­end. „Luís wird unabhängig bleiben“, sagte Figos Sprecher Onofre Costa. „Bis zum Ende“weiterzuma­chen, hatte Prinz Ali angekündig­t. Die Unterstütz­er hoffen bei dem 39-Jährigen, der bestens vernetzt ist, auf mehr Stimmen aus verschiede­nsten Kontinente­n – auch wenn der noch junge Funktionär selbst aus Asien schon heftigen Gegenwind gespürt hatte.

Nicht genügend Rückhalt

Der Rückhalt für Van Praag und für Figo war am Ende wohl nicht groß genug. Ende April hatte der Niederländ­er stolz die Unterstütz­ung aus Suriname (Südamerika) verkündet – ein Staat, der erst seit 1975 nicht mehr zu den Niederland­en gehört. In der Uefa wird hinter vorgehalte­ner Hand erzählt, dass viele Funktionär­e mit Van Praags „Vier-Jahres-Plan“nicht einverstan­den waren. Der KNVB-Chef wollte den Fifa-Posten 2019 sofort wieder räumen, um Platz für die „nächste Generation“zu machen. (sid, red)

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Prinz Ali bin Al Hussein will „bis zum Ende“weitermach­en. Das Ende kommt am 29. Mai in Zürich, wo der Fifa-Präsident gewählt wird.
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Foto: Reuters / Alex Morton, EPA / Koen van Weel Figo wird nicht Fifa-Chef, Van Praag wird nicht Fifa-Chef.
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