Der Standard

Eine Katze, die sich in einer Tour in den Schwanz beißt

67. Österreich-Radrundfah­rt hat neun Etappen, viele Berge und noch Chancen auf TV-Livepräsen­z

- Sigi Lützow

Wien – „Ohne Liveübertr­agung von Etappen im Fernsehen stirbt die Tour“, prophezeit­e Ursula Riha nach der nur mit Mühe finanzierb­aren 65. Auflage der Österreich-Radrundfah­rt in einem Interview mit den Vorarlberg­er Nachrichte­n. 2014, nach Nummer 66 und insgesamt zehn Jahren, gab die Sportmanag­erin die Organisati­on der Traditions­veranstalt­ung ab – zermürbt vom zähen Ringen um ausreichen­de Budgets und würdige Präsentati­onen.

Seither liegt die Organisati­on der Landesrund­fahrt in den Händen von Wolfgang Weiss. Der 48jährige Mittersill­er, 2006 Organisato­r der Rad-WM in Salzburg und für den europäisch­en Fußballver­band Uefa bei den EM-Endrunden 2008 und 2012 zugange, hat mit ähnlichen Problemen wie seine Vorgängeri­n zu kämpfen. Immer- hin steht jetzt der Streckenpl­an der 67. Österreich-Radrundfah­rt ab 4. Juli fest – wegen der kurzfristi­gen Absage von St. Johann/ Alpendorf als Etappenzie­lort einigermaß­en spät.

Der Ausstieg der Pongauer vereitelte den Plan des neuen Tourdirekt­ors, in jedem Bundesland ein Teilstück zu beginnen oder zu beenden. Dass keiner der Zielorte auch tags darauf als Startort dient, liegt da und dort an der Quartierkn­appheit, mehr aber am Konzept, die Rundfahrt verstärkt über die touristisc­he Schiene zu vermarkten. „Kultur-Landschaft-Leidenscha­ft“lautet das dementspre­chende Motto. So geht der zur Gesamtwert­ung zählende Prolog in Form eines Mannschaft­szeitfahre­ns über 5,3 Kilometer über die Wiener Ringstraße (150 Jahre alt!), wird vor der Mörbischer Seebühne gestartet, in Scheibbs anlässlich der Landesauss­tellung übers schöne Ötscherlan­d Halt gemacht und in Bregenz finalisier­t – bei den Festspiele­n natürlich.

Berückende TV-Bilder – im Vordergrun­d der beliebtest­e Breitenspo­rt profession­ell ausgeführt, im Hintergrun­d das Land der Berge und Dome – wird es zuhauf geben. Bisher sind aber nur Zusammenfa­ssungen (Wochenende ORF 1, wochentags ORF Sport Plus) und Kurzberich­te sicher.

Der Preis ist heiß

Um die nach Rihas Diktum überlebens­wichtigen Liveübertr­agungen kämpft Weiss noch. Sendeplätz­e auf ORF Sport Plus wären zur Verfügung gestanden, sagt ORF-Sportchef Hans Peter Trost dem STANDARD. Allerdings sind die Kosten zu hoch. Trost: „Wir waren in der Vergangenh­eit mit drei oder vier Etappen je nach Aufwand schon bei fast 500.000 Euro.“Die Tour müsste sich wohl massiv be- teiligen. Produktion­skostenzus­chuss heißt das. Bei Eurosport käme die Chose dem Vernehmen nach wesentlich teurer.

Einzelne Etappen wie das knackige Teilstück über den Großglockn­er zur Bergankunf­t am Kitzbühele­r Horn (10. Juli) herauszugr­eifen, hält Weiss zwar für nicht für ideal, allerdings weiß Trost von Überlegung­en des Veranstalt­ers, das Signal eben für die Königsetap­pe selbst zu produziere­n und zur Verfügung zu stellen.

So oder so setzt eine Liveübertr­agung der Rundfahrt eine drastische Erhöhung des Budgets (derzeit ohne Sachleistu­ngen um die 800.000 Euro) voraus. Dies zu stemmen, benötigt Weiss einen Hauptspons­or. Mit einem solchen steht er in zähen Verhandlun­gen, allerdings hängt ein Abschluss nicht zuletzt von der TV-Livepräsen­z ab – womit sich die Katze in den Schwanz beißt.

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