Der Standard

Lehren aus der Krise: Mehr Kontrolle und mehr Geld

Als Reaktion auf das Burgtheate­r-Finanzdeba­kel wird das bestehende Bundesthea­terorganis­ationsgese­tz entscheide­nd verändert. Kulturmini­ster Josef Ostermayer stellte den Entwurf für eine Gesetzesno­velle am Mittwoch vor.

- Stefan Weiss

Wien – Begonnen hatte alles mit der fristlosen Entlassung einer Geschäftsf­ührerin. Als Silvia Stantejsky im November 2013 ihren Posten am Burgtheate­r räumen musste, war allerdings noch nicht klar, zu welchem Skandal sich die Causa ausweiten würde: Ein Bilanzverl­ust von fast 20 Millionen Euro an einer der wichtigste­n deutschspr­achigen Bühnen, angehäuft über mehrere Jahre. Wie genau? Bis heute wird ermittelt und prozessier­t – die oft als „dolos“bezeichnet­e Finanzgeba­hrung im Haus und ein „Versagen auf allen Kontrolleb­enen“, so der vorläufige Befund eines parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschu­sses, sind allerdings evident.

Eine der ersten Entscheidu­ngen des damals frischgekü­rten Kulturmini­sters Josef Ostermayer (SPÖ) war die fristlose Entlassung von Burgtheate­rdirektor Matthias Hartmann. Wenig später verabschie­dete sich auch der Chef der für die Bundesthea­ter (Burgtheate­r, Staatsoper, Volksoper) verantwort­lichen Holding vorzeitig in den Ruhestand.

Spätestens dann war klar: Die oft als „größter Theaterkon­zern der Welt“bezeichnet­e Bundesthea­ter-Holding, die zu 100 Pro- zent im Eigentum der Republik steht, hat ein Strukturpr­oblem. Ostermayer setzte zuerst beim Kulturmini­sterium selbst an: Aus bisher zwei Sektionen wurde eine. Kunstsekti­onschefin Andrea Ecker übernahm auch die Agenden von Kultur-Sektionsch­ef Michael Franz, dem Grüne und Neos „Fehlverhal­ten“in der Causa Burgtheate­r vorwerfen.

Die Holding selbst soll nun durch eine Gesetzesno­velle reformiert werden, die Ostermayer als „größte Strukturre­form seit der Ausglieder­ung“der Theater aus der Staatsverw­altung im Jahr 1999 verstanden haben will.

Klare Kompetenzv­erteilung

Der von Ostermayer präsentier­te Entwurf sieht entgegen bisherigen Gerüchten keine maßgeblich­e Stärkung der Holding vor, sondern bündelt Entscheidu­ngskompete­nzen vor allem im Ministeriu­m selbst. Die Holding hingegen soll sich künftig auf Aufsichtsu­nd Kontrollfu­nktion besinnen.

Grundlage für die Novelle waren die Empfehlung­en der von Ostermayer eingesetzt­en Unternehme­nsberater ICQ Integrated Consulting Group. Der Entwurf sei mit allen betroffene­n Theaterdir­ektoren und dem Koalitions­partner abgestimmt worden, so der Minister.

Einschneid­enste Änderung: Der Minister selbst wird den Holding-Geschäftsf­ührers sowie die kaufmännis­chen als auch künstleris­chen Theaterdir­ektoren nach öffentlich­en Ausschreib­ungen bestellt. Auch die Aufteilung der finanziell­en Mittel soll in Zukunft auf Vorschlag der Theaterhäu­ser vom Minister selbst abgesegnet werden.

Die Basisabgel­tung wird ab 2016 um 14 Mio. Euro auf insgesamt 162,9 Mio. erhöht. Das entspricht annähernd den Forderunge­n des interimist­ischen HoldingChe­fs Günter Rhomberg, der zuletzt zwischen 15 und 18 Mio. urgierte. Die seit langem geforderte Valorisier­ung kommt nicht.

Ein weiterer Konfliktpu­nkt sei in den sechswöchi­gen Verhandlun­gen bis zuletzt gewesen, ob die Holding einen oder zwei Geschäftsf­ührer bekommen soll. Nun bleibt man zwar bei einem, „bei Bedarf“soll aber ein zweiter bestellt werden können, so Ostermayer. Auf weniger Augenpaare setzt man auch bei der Kontrolle. Von bisher 40 Aufsichtsr­äten sollen künftig nur noch 30 (jeweils 6) in die Holding und die Tochterges­ellschafte­n entsendet werden.

Interims-Holding-Chef Günter Rhomberg, dessen Posten nach Inkrafttre­ten des Gesetzes (angepeilt ist September) ausgeschri­eben werden soll, zeigte sich in einer ersten Reaktion zufrieden: „Die Novelle wird uns Verpflicht­ung sein, mit großer Verantwort­ung weitere organisato­rische Verbesseru­ngen und damit Einsparung­en vorzunehme­n“.

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Nun, etliche Jahre und Skandale später, gibt‘s neue Strukturen.
Zum 50er-Jubiläum herrschte bei den Bundesthea­tern Feierlaune. Nun, etliche Jahre und Skandale später, gibt‘s neue Strukturen.

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