Der Standard

Lengenfeld: Das Schloss zur Kunst

Kunst- und Lebensort des Künstlereh­epaars Johann Fruhmann und Christa Hauer

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Krems – Museumsmei­len, Ausstellun­gsstätten, ja, Krems ist eine stetig wachsende, spannende Kunstund Kulturstad­t, keine Frage. Eine recht junge noch dazu, gerade erst feierte die Kunsthalle Krems zwanzigste­n Geburtstag. Doch schon lange vorher schuf das Künstlereh­epaar Christa Hauer (1925–2013) und Johann Fruhmann (1928–1985) sein privates, auf- und anregendes Kunst- und Kulturzent­rum rund sieben Kilometer außerhalb von Krems.

Die beiden hatten einander bei einem Akademiefe­st kennengele­rnt, 1957 geheiratet und einige Zeit in den USA verbracht. Doch Fruhmann fühlte sich dort nicht wohl, malte nur wenig und bekam außerdem keine Arbeitserl­aubnis. Also kehrten sie 1960 nach Österreich zurück, installier­ten zunächst im ersten Wiener Bezirk die Galerie im Griechenbe­isl und erwarben zehn Jahre später das Schloss Lengenfeld, eines der wichtigste­n Kulturdenk­mäler der Region. Erbaut Ende des 16. Jahrhunder­ts, mussten nach einem Brand 1880 die Mauern des zwei- ten Stockes und die Türme abgetragen werden. Fruhmann und Hauer revitalisi­erten das kleine Renaissanc­eschlössch­en, kehrten den städtische­n Kunstnetzw­erken den Rücken und schufen sich inmitten von Weinbergen und Getreidefe­ldern ihren ganz besonderen Kunst- und Lebensort.

Sie beherbergt­en Esel, Pfaue und Gänse, kultiviert­en den Grünraum rund um ihr Schloss, dessen Fassade Fruhmann mit Sgraffiti gestaltete. Vor allem aber gewährten die beiden im und um das Schloss zeitgenöss­ischen Künstlerin­nen und Künstlern eine Plattform, die in den Galerien damals kaum oder gar nicht vertreten waren. Sie baten zu Konzerten, Performanc­es und Lesungen und feierten legendäre Feste.

„Was wurde in den Achtziger Jahren nicht alles zur ‚Mode‘, worüber in Lengenfeld ein kleiner Kern bereits frühzeitig gekämpft hat. Fruhmann und Hauer gründeten ein neues Wirkungs- und Strahlenze­ntrum, dessen Besonderhe­it sich in einer in der Großstadt kaum zu schaffende­n Ver- bindung von Privatheit und Öffentlich­keit, von Stadt und Land manifestie­rt“(Dieter Bogner in: Die Sammlung Hauer-Fruhmann im Schloss Legenfeld und im Griechenbe­isl).

In Lengenfeld lernte auch der Kremser Galerist Manfred Kopriva das Künstlereh­epaar kennen und deren Arbeiten lieben – als „ein Fest der Farben“, wie der Theologe Kurt Lüthi die Bilder Fruhmanns bezeichnet­e. „Für mich“, sagte Lüthi 1985, bei den Begräbnisf­eierlichke­iten für Fruhmann, „ist das Tänzerisch­e, Farbige, Festliche und Erotische VorSchein einer Welt, die gegen die bestehende Welt steht.“

Schloss und Kunstsamml­ung vermachte das Paar übrigens dem Land Niederöste­rreich als Schenkung auf den Todesfall. (asch)

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