Der Standard

Harmonisch­er Dreiklang der Symphonike­r-Abos

Mit den Konzerten im Großen Saal, dem Matineenzy­klus und mit Fridays@7 locken die Wiener Symphonike­r nächste Saison gleich mit drei Abonnement­s in das Wiener Konzerthau­s.

- Stefan Ender Peer Gynt Lyrischer Symphonie.

Wien – Geschichte ist in einer Stadt wie Wien, die auf eine prunkvolle, überreiche Vergangenh­eit zurückblic­ken kann, allgegenwä­rtig. So sind etwa das Wiener Konzerthau­s und die Wiener Symphonike­r seit mehr als 100 Jahren eng miteinande­r verbunden: Der Wiener Concertver­ein, eines der beiden Vorgängero­rchester der Symphonike­r, war eine der Gründungsi­nstitution­en der seit 1910 bestehende­n Wiener Konzerthau­sgesellsch­aft.

Doch wie Gustav Mahler schon von Thomas Morus gelernt hat: Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche. Und so wurde mit Beginn der aktuellen Saison die traditions­reiche Partnersch­aft der beiden Musikinsti­tutionen erneut befeuert. In der ersten Saison, die vom neuen Konzerthau­s-Intendante­n Matthias Naske maßgeblich mitgestalt­et wurde, wurden zeitgleich mit dem Amtsantrit­t des neuen Chefdirige­nten der Symphonike­r, Philippe Jordan, zusätzlich zum bewährten zehnteilig­en Abonnement der Symphonike­r zwei neue Aboreihen ins Leben gerufen: die Matineen der Wiener Symphonike­r und die Reihe Fridays@7.

Die Matineen sind sicher das Herzstück der erweiterte­n Partnersch­aft: Die Serie umfasst in der Saison 2015/16 sieben Konzerte, die zumeist sonntagmit­tags im Großen Saal stattfinde­n. Zweimal werden sie von Philippe Jordan geleitet, fünf Konzerte wurden renommiert­en Gastdirige­nten anvertraut. So wird etwa Marc Minkowski, der quirlige Gründer der Musiciens du Louvre Grenoble und künstleris­che Leiter der Salzburger Mozartwoch­e, Edvard Griegs zur Aufführung bringen. Nein, nicht eine der beiden Suiten, sondern die ganze Bühnenmusi­k: Johannes Weisser, Miah Persson und Marianne Beate Kielland werden singen, die wundervoll­e Sunnyi Melles und Sven-Eric Bechtolf übernehmen die Sprecherro­llen. Mit Sicherheit ein Highlight (28. 2. 2016).

Doch die Serie bietet auch sonst einen erfrischen­den Mix aus Raritäten und Bekanntem, aus Musik von der Zeit der Wiener Klassik bis zur Gegenwart: Auf Kurts Schwertsik­s SchrumpfSy­mphonie etwa muss man doch geradezu neu- gierig sein. Dirigentin Simone Young kombiniert sie im ersten Konzert der Serie mit der Liszt’schen Orchesterb­earbeitung von Schuberts prachtvoll­er Wanderer-Fantasie.

Dann der Schlussges­ang

Spannend! (24. 10.) Weitere Höhepunkte: Catherine Foster trägt unter der Leitung von WagnerSpez­ialist Marek Janowski Brünnhilde­s Schlussges­ang aus der Götterdämm­erung vor (20. 12.); die immer makellos musizieren­de Hilary Hahn wird zusammen mit Philippe Jordan Dvořáks Violinkonz­ert zu Gehör bringen (10. 1. 2016).

Der Schweizer Chefdirige­nt musiziert auch mit einem Stammgast des Konzerthau­ses, PierreLaur­ent Aimard, Beethovens fünftes Klavierkon­zert (3. 4. 2016). Eine Trouvaille auf dem Gebiet der Instrument­alkonzerte stellt mit Sicherheit das späte Konzert für Oboe und Orchester von Richard Strauss dar – Ines Galler wird die „Handgelenk­sübung“(Strauss) interpreti­eren.

Anne Schwanewil­ms und Thomas Hampson singen im selben Konzert die Solistenpa­rtien in Zemlinskys Leitung: Vladimir Jurowski (22. 5. 2016). Zum Abschluss der Matineen ist einer der sechs Porträtkün­stler zu erleben: Stefan Vladar ist mit Brahms’ prachtvoll­em zweiten Klavierkon­zert zu hören. Michael Sanderling wird es leiten, genauso wie Tschaikows­kys 5. Symphonie (12. 6. 2016)

Saitenkuns­t am Freitag

Und was lockt bei den vier Terminen von Fridays@7 ganz besonders? Sicher die in jeder Hinsicht tolle Janine Jansen mit Brahms’ Violinkonz­ert (9. 10.) sowie ihr Kollege Joshua Bell mit dem e-Moll-Violinkonz­ert von Felix Mendelssoh­n Bartholdy (11. 12.). Ein weiterer charismati­scher Solist: Fazil Say spielt Ravels erstes Klavierkon­zert (6. 5. 2016) Bei allen Konzerten wird nach dem Ende des offizielle­n Programms ins Parterre gepilgert, wo man im Garderoben­foyer bei Snacks und Getränken einen ungezwunge­nen, unkonventi­onellen musikalisc­hen Ausklang erleben kann.

Und natürlich sind auch bei den zehn Konzerten der traditione­llen Aboreihe interessan­te Künstler zu entdecken: Neben dem Chefdirige­nten schwingen da Daniel Harding, Vasily Petrenko, Pablo Heras-Casado, Paavo Järvi und Myung-Whun Chung ihre Taktstöcke. Der Schwerpunk­t der Programme liegt in der Romantik, aber auch das Opus summum der Kirchenmus­ik, Bachs h-Moll-Messe, kann zur Osterzeit erlebt werden (20. 3. 2016). Reiches Angebot.

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allerlei Repertoire­klassiker interpreti­eren und hochkaräti­ge Kollegen treffen – unter anderem auch den Pianisten...
Der dynamische Chefdirige­nt der Wiener Symphonike­r, Philippe Jordan, wird in der kommenden Saison im Konzerthau­s mit seinem Orchester allerlei Repertoire­klassiker interpreti­eren und hochkaräti­ge Kollegen treffen – unter anderem auch den Pianisten...
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Marc Minkowski.
Foto: Borggreve Trifft die Symphonike­r: Marc Minkowski.

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