Harmonischer Dreiklang der Symphoniker-Abos
Mit den Konzerten im Großen Saal, dem Matineenzyklus und mit Fridays@7 locken die Wiener Symphoniker nächste Saison gleich mit drei Abonnements in das Wiener Konzerthaus.
Wien – Geschichte ist in einer Stadt wie Wien, die auf eine prunkvolle, überreiche Vergangenheit zurückblicken kann, allgegenwärtig. So sind etwa das Wiener Konzerthaus und die Wiener Symphoniker seit mehr als 100 Jahren eng miteinander verbunden: Der Wiener Concertverein, eines der beiden Vorgängerorchester der Symphoniker, war eine der Gründungsinstitutionen der seit 1910 bestehenden Wiener Konzerthausgesellschaft.
Doch wie Gustav Mahler schon von Thomas Morus gelernt hat: Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche. Und so wurde mit Beginn der aktuellen Saison die traditionsreiche Partnerschaft der beiden Musikinstitutionen erneut befeuert. In der ersten Saison, die vom neuen Konzerthaus-Intendanten Matthias Naske maßgeblich mitgestaltet wurde, wurden zeitgleich mit dem Amtsantritt des neuen Chefdirigenten der Symphoniker, Philippe Jordan, zusätzlich zum bewährten zehnteiligen Abonnement der Symphoniker zwei neue Aboreihen ins Leben gerufen: die Matineen der Wiener Symphoniker und die Reihe Fridays@7.
Die Matineen sind sicher das Herzstück der erweiterten Partnerschaft: Die Serie umfasst in der Saison 2015/16 sieben Konzerte, die zumeist sonntagmittags im Großen Saal stattfinden. Zweimal werden sie von Philippe Jordan geleitet, fünf Konzerte wurden renommierten Gastdirigenten anvertraut. So wird etwa Marc Minkowski, der quirlige Gründer der Musiciens du Louvre Grenoble und künstlerische Leiter der Salzburger Mozartwoche, Edvard Griegs zur Aufführung bringen. Nein, nicht eine der beiden Suiten, sondern die ganze Bühnenmusik: Johannes Weisser, Miah Persson und Marianne Beate Kielland werden singen, die wundervolle Sunnyi Melles und Sven-Eric Bechtolf übernehmen die Sprecherrollen. Mit Sicherheit ein Highlight (28. 2. 2016).
Doch die Serie bietet auch sonst einen erfrischenden Mix aus Raritäten und Bekanntem, aus Musik von der Zeit der Wiener Klassik bis zur Gegenwart: Auf Kurts Schwertsiks SchrumpfSymphonie etwa muss man doch geradezu neu- gierig sein. Dirigentin Simone Young kombiniert sie im ersten Konzert der Serie mit der Liszt’schen Orchesterbearbeitung von Schuberts prachtvoller Wanderer-Fantasie.
Dann der Schlussgesang
Spannend! (24. 10.) Weitere Höhepunkte: Catherine Foster trägt unter der Leitung von WagnerSpezialist Marek Janowski Brünnhildes Schlussgesang aus der Götterdämmerung vor (20. 12.); die immer makellos musizierende Hilary Hahn wird zusammen mit Philippe Jordan Dvořáks Violinkonzert zu Gehör bringen (10. 1. 2016).
Der Schweizer Chefdirigent musiziert auch mit einem Stammgast des Konzerthauses, PierreLaurent Aimard, Beethovens fünftes Klavierkonzert (3. 4. 2016). Eine Trouvaille auf dem Gebiet der Instrumentalkonzerte stellt mit Sicherheit das späte Konzert für Oboe und Orchester von Richard Strauss dar – Ines Galler wird die „Handgelenksübung“(Strauss) interpretieren.
Anne Schwanewilms und Thomas Hampson singen im selben Konzert die Solistenpartien in Zemlinskys Leitung: Vladimir Jurowski (22. 5. 2016). Zum Abschluss der Matineen ist einer der sechs Porträtkünstler zu erleben: Stefan Vladar ist mit Brahms’ prachtvollem zweiten Klavierkonzert zu hören. Michael Sanderling wird es leiten, genauso wie Tschaikowskys 5. Symphonie (12. 6. 2016)
Saitenkunst am Freitag
Und was lockt bei den vier Terminen von Fridays@7 ganz besonders? Sicher die in jeder Hinsicht tolle Janine Jansen mit Brahms’ Violinkonzert (9. 10.) sowie ihr Kollege Joshua Bell mit dem e-Moll-Violinkonzert von Felix Mendelssohn Bartholdy (11. 12.). Ein weiterer charismatischer Solist: Fazil Say spielt Ravels erstes Klavierkonzert (6. 5. 2016) Bei allen Konzerten wird nach dem Ende des offiziellen Programms ins Parterre gepilgert, wo man im Garderobenfoyer bei Snacks und Getränken einen ungezwungenen, unkonventionellen musikalischen Ausklang erleben kann.
Und natürlich sind auch bei den zehn Konzerten der traditionellen Aboreihe interessante Künstler zu entdecken: Neben dem Chefdirigenten schwingen da Daniel Harding, Vasily Petrenko, Pablo Heras-Casado, Paavo Järvi und Myung-Whun Chung ihre Taktstöcke. Der Schwerpunkt der Programme liegt in der Romantik, aber auch das Opus summum der Kirchenmusik, Bachs h-Moll-Messe, kann zur Osterzeit erlebt werden (20. 3. 2016). Reiches Angebot.