Die sind nicht Wurst
Es soll Menschen geben, die mit dem Song Contest und dem Brimborium drumherum wenig anfangen können, sich aber dennoch über das Weltgeschehen informieren wollen. Diese sind dieser Tage im deutschen Fernsehen besser aufgehoben als im österreichischen.
Dort nämlich ist das MegaMega-Ereignis nur eines von vielen und wird auch so behandelt. Gänzlich Lästerliches gab da Anfang der Woche die Moderatorin im ARD- Morgenmagazin von sich. „Wir lernen noch Namen auswendig“, erklärte sie angesichts der vielen Teilnehmer. Wie bitte? Sechs Tage vor dem Tag aller Tage erlaubt man sich, derartige Unkenntnis fröhlich zur Schau zu stellen. Schockierend.
Auch RTL- Explosiv – ansonsten eine sichere Bank für Aufläufe aller Art – enttäuscht. Maximal ein 08/15-Schnipsel zeigt kurz Conchita und die deutsche Teilnehmerin Ann Sophie bei der Aufwärmparty.
Je mehr die Woche voranschreitet, desto mehr erhärtet sich der Verdacht: Die Deutschen sind einfach nicht Wurst. Wir mit unserem Spektakel sind denen eher wurscht. Das zeigt sich nach dem ersten Halbfinale auch wieder in der ARD. Dort kann man jetzt die Namen immerhin schon. Doch wer weitergekommen und wer ausgeschieden ist, wird so nüchtern aufgelistet wie Informationen im Amtskalender.
Zwar wird das Halbfinale als „grandiose Show“gelobt. Die ARD selbst hat die Übertragung aber in Eins Festival und Phoenix geschoben. Dort lästert der Moderator, als Alice Tumler die Französin gibt: „Hach, wie wunderbar spricht sie Französisch.“Das alles ist einigermaßen deprimierend und kann nur einen Grund haben: Die Deutschen sind einfach nur irrsinnig neidisch. p derStandard.at/TV-Tagebuch