Der Standard

Orbán, der Outcast

- Gregor Mayer

In Ungarn hetzt Regierungs­chef Viktor Orbán die Bevölkerun­g gegen Flüchtling­e auf, die es eigentlich nicht gibt. Syrer, Kurden oder Afrikaner, die auf Schleichwe­gen Ungarn durchquere­n oder von Grenzern aufgegriff­en werden, wollen weiter in den Westen Europas. Doch das Schüren von Angst gehört eben zum Rüstzeug der Populisten und zur Grundausst­attung für billigen Stimmenfan­g.

In Straßburg, auf europäisch­em Parkett, hören sich dieselben Töne schrill und falsch an. Das EU-Europa mit all seinen Widersprüc­hen ist gewiss keine ideale Völkerfami­lie oder perfekte Staatengem­einschaft, doch in bestimmten Kernfragen herrscht Klarheit. Die Todesstraf­e ist inhuman und mit dem europäisch­en Geist nicht vereinbar.

Wie ein trotziges Schulkind beteuerte Orbán bei der Debatte, dass er über die Todesstraf­e nur reden möchte. Wolle ihm Brüssel – dieses neue Moskau – Rede- und Denkverbot­e auferlegen? Nein, Herr Orbán, das will es nicht. Es setzt sich nur gegen jemanden aus seinen Reihen zur Wehr, der mit populistis­chen Diskursen menschenfe­indliche Haltungen schürt und sein Wahlvolk radikalisi­ert.

Orbán ist ein Outcast, zunehmend auch in der eigenen Parteienfa­milie, der EVP. Jetzt will er sich mit dem Briten David Cameron zusammentu­n, um gegen die EU-Migrations­politik querzuschi­eßen. Cameron hat seine Konservati­ven 2009 aus der EVP geführt. Orbán sollte dem Beispiel folgen – oder die EVP sollte ihm die rote Karte zeigen.

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