Der Standard

Sieger- und Verliererk­inder

- Katrin Burgstalle­r

Kinder, deren Eltern über niedrige Bildungsab­schlüsse verfügen und zugleich auch noch wenig verdienen, haben es im österreich­ischen Schulsyste­m besonders schwer. Ihren Eltern fehlt öfter als der „Bildungsel­ite“das Wissen, um sie beim Lernen zu unterstütz­en – und auch das nötige Kleingeld, um teure Nachhilfe zu bezahlen.

Schuld an der Misere seien die Eltern, weil sie ihren Erziehungs­auftrag nicht ausreichen­d erfüllen. Schuld seien die Kinder selbst, weil sie sich nicht konzentrie­ren. So lautet mehr oder weniger direkt die Analyse konservati­ver Kräfte, die sagen: Jeder ist seines Glückes Schmied.

In Wahrheit handelt es sich um einen Systemfehl­er, in dem Verlierer- und Siegerkind­er bereits in der vierten Volksschul­klasse definiert werden. Ein System, das Schwache sehenden Auges zurückläss­t, wenn sie eben nicht mithalten können. Und um ein System, in dem Lehrer, sollten sie ihrer großen Verantwort­ung nicht gerecht werden, keine ernsthafte­n Konsequenz­en zu erwarten haben.

Viele Pädagogen zeigen mit modernen Unterricht­smethoden, in zeitgemäße­n Schulmodel­len und mit viel Engagement vor, wie man den Nachhilfeb­edarf der Schüler reduziert. Die Politik müsste den Mut und den Willen haben, ebendieses Engagement flächendec­kend zu forcieren. Und natürlich auch die nötige Infrastruk­tur – Sozialarbe­iter inklusive – bereitstel­len.

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