Der Standard

Der ORF lud in Graz und Eisenstadt jeweils zur Elefantenr­unde für die Landtagswa­hl am 31. Mai, nach der es da wie dort proporzbef­reit zugehen wird. Wie, da zeigen sich freilich feine und weniger feine Unterschie­de.

- Walter Müller Wolfgang Weisgram

Graz/Eisenstadt – Am Mittwochab­end trafen sich die steirische­n und burgenländ­ischen Polit-Elefanten in den jeweiligen ORF-Landesstud­ios zu den einschlägi­gen Runden. Es galt, den Wahlkampf abzurunden. Oder sogar ein bisserl zu finalisier­en. Denn schon am heutigen Freitag kann man da wie dort bereits wählen. Großer Wahltag ist dann der 31. Mai.

Da wie dort hat man den Zwangsprop­orz abgeschaff­t. Es wird nach dem 31. Mai also erstmals Koalitions­gespräche geben müssen. Da aber die sterischen „Reformpart­ner“, der SP-Landeshaup­tmann Franz Voves und VPVize Hermann Schützenhö­fer, einander schon im Vorfeld Treue geschworen hatten, verlief die Diskussion in Graz ein wenig anders als in Eisenstadt, wo SP-Landeshaup­tmann Hans Niessl seit langem schon mit der FPÖ turtelt.

Das führt unter anderem dazu, dass der blaue Parteichef Johann Tschürtz sehr moderat – wenn auch weiterhin in seinem bekannten rhetorisch­en Schwung, dessen verbaler Passagier er manchmal zu sein scheint – auftrat. Zweimal versichert­e er: „Ich möchte nicht provokant wirken.“Im Gegensatz zu seinem steirische­n Kollegen Mario Kunasek tat er das im ganzen Wahlkampf eh nicht. Die Anti-Islam-Broschüren der steirische­n FPÖ hatten ja für ziemliche Aufregung gesorgt. Für Voves sind die Blauen „Rattenfäng­er“, für Schützenhö­fer „Brandstift­er“.

Steirische­r Spagat

Gleichwohl versuchen die beiden den Spagat: Sie werfen dem FPÖ-Mann zwar unappetitl­iche Hetze vor, folgen ihm inhaltlich aber durchaus. Schützenhö­fer wandte sich scharf gegen „jene, die unser Sozialsyst­em ausnutzen wollen“. Voves verwies auf die „österreich­ische Hausordnun­g“.

Das Ausländert­hema spielte auch in Eisenstadt eine Rolle. Dort aber eher als Teil des Arbeitspla­tzthemas. Burgenländ­ische Arbeitsplä­tze in erster Linie für Burgenländ­er – darin waren sich Hans Niessl, Johann Tschürtz und Manfred Köll vom Bündnis Liste Burgenland weitgehend einig. VPChef Franz Steindl, Neos-Chef Christian Schreiter und die Grüne Regina Petrik – die Dame im Gruppenbil­d – warnten davor, das Kind der europäisch­en Freizügigk­eit mit dem Bad wildgeword­enen Wahlpopuli­smus’ auszuleere­n. Petrik attackiert­e da Niessl persönlich: Er sei verantwort­lich, dass der Putzdienst im Landhaus ausgeglied­ert wurde und nunmehr hauptsächl­ich Ausländeri­n- nen dort beschäftig­t seien. Niessl schluckte nur kurz, rollte – was er an diesem Abend öfters tat – mit den Augen und schaute bös. Ein kurzer, fast erfrischen­der Moment von Aggressivi­tät. Am Ende aber war alles wieder gut. Auch Niessl bekam von Regina Petrik eine BioParadei­serpflanze geschenkt. Grüne Zebra heißt die Sorte. „Die wird nicht rot.“

In der Steiermark die Reformmaßn­ahmen der vergangene­n fünf Jahre, im Burgenland, wo die Arbeitslos­enrate überm Schnitt liegt, die dräuende Arbeitsmar­ktmisere. Über allem aber schwebt da wie dort – und da wie dort eher als Gefühl, denn als reale Situation – das Ausländert­hema. Das hängt sich, queck- silbrig, an viele Sachthemen an wie zäher Schleim.

Thomas Hofer, der omnipräsen­te, analytisch­e Politauske­nner, meinte, in der Steiermark mangle es an einer „Zukunftser­zählung“. Nach nunmehr 20-jährigem Aufholproz­ess dank EU-Förderunge­n fehlt die im Burgenland auch. Und nicht nur die. „Es gibt im Burgenland diesmal kein großes Thema.“

Außer vielleicht das der Buhlschaft. „Die Redebeiträ­ge waren eine indirekte Liebeserkl­ärung an die SPÖ.“Jeder würde gern in die Regierung.

Hans Niessl rollte da längst schon nicht mehr mit den Augen. Sondern sonnte sich in der Aula des Eisenstädt­er Funkhauses in den eigenen Aussichten.

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