Der Standard

Heta-Bilanz als Hochseilak­t: Neue Belastunge­n drohen

Die Erstellung der ersten Bilanz der Heta wird zum Kraftakt. Durch das jüngste Urteil im Streit mit der BayernLB wackeln in der Heta 1,6 Milliarden Euro an Eigenkapit­al, dazu kommen Wickel in Italien und Südosteuro­pa.

- Renate Graber

Wien – Bilanziere­n bei der Hypo Alpe Adria war jahrelang ein Hochseilak­t – das hat sich auch nicht geändert, seit aus der Bank die Abwicklung­sgesellsch­aft Heta geworden ist. Am Dienstagab­end wurde bekannt, dass die Veröffentl­ichung der ersten Heta-Bilanz erneut vertagt werden muss; nun wird der Juni angepeilt.

Als Grund wurden „notwendige Arbeiten und zu klärende bilanziell­e und rechtliche Fragestell­ungen“nach „neuen Entwicklun­gen in anhängigen Gerichtsve­rfahren“, angegeben. Die Heta hat ja in erster Instanz das Eigenkapit­alersatzve­rfahren in München verloren; es geht um mehr als zwei Mrd. Euro, die sie nicht an die BayernLB rückzahlen will.

Hinter den Kulissen ist es in der zweitägige­n Aufsichtsr­atssitzung am Mittwoch und Donnerstag recht hoch hergegange­n, zwischen Vorstand, Kontrollor­en und Wirtschaft­sprüfern. Die Heta wird von Ernst & Young und KPMG geprüft („joint-audit“), und die haben jede Menge Kontroll- und Risikoscha­lter eingebaut.

Neben der Eigenkapit­althematik geht es vor allem um die Frage, wie die Auswirkung­en des Hyposanier­ungsgesetz­es (HaaSanG; sieht den Schnitt der nachrangig­en Verbindlic­hkeiten vor) und des Bankenabwi­cklungsges­etzes (BaSAG) rechnerisc­h im Zahlenwerk der Heta verbucht werden müssen. Seit 1. März wird die Heta ja abgewickel­t und darf bis Juni 2016 keine Schulden refundiere­n.

Aus dem Schuldensc­hnitt im Sommer 2014 hat sich laut Involviert­en ein positiver Eigenkapit­aleffekt von 1,6 Mrd. Euro ergeben, der auch eingebucht worden ist – ungeachtet der Aussichten, dass der Verfassung­sgerichtsh­of das Gesetz wieder kippen könnte. Die neue rechtliche Lage durch das deutsche Urteil, das auch die Anwendung des HaaSanG nicht anerkennt, bringt diesen Effekt nun zum Wackeln.

Was die Bilanzieru­ng zudem erschwert sind die Kreuz- und Querverbin­dungen zu den einstigen Tochterban­ken Hypo Italien und zur Südosteuro­pa-Holding (SEE). Sie wurden ja selbststän­dige Gesellscha­ften, die SEE-Holding soll bis Ende Juni endgültig verkauft sein. Allerdings hat die Heta noch 1,7 Mrd. Euro in der Hypo Italien stecken – wie stark die abzuschrei­ben sind, darüber gab es, wie berichtet, in der Heta schon vor Wochen Uneinigkei­t. Mittlerwei­le scheint klar zu sein, dass die Heta einen Großteil der Forderung wertberich­tigen wird. Der Eigentümer (letztlich: das Finanzmini­sterium) bestehe darauf, dass in den nun erstellten Bilanzen wirklich alle möglichen Risiken abgebildet werden, sagen Informiert­e.

Verlustver­schiebung

Was das für die Hypo Italien, die gemäß Vorgabe von Italiens Aufsicht keine Bad Bank werden darf, bedeutet: rote Zahlen und Bedarf an einer Geldspritz­e aus Wien.

Auch die SEE-Holding wird einen Verlust ausweisen, es könnte um 400 bis 500 Euro gehen. Frankenkre­dite schlagen sich da ebenso nieder wie weitere Beteiligun­gsabwertun­gen. Der Verlust könnte aber noch an die Heta verschoben werden. Denn: Käufer US-Fonds Advent und EBRD haben das vertraglic­he Recht, weitere risikobeha­ftete Assets in die ExSEE-Mutter Heta zu verschiebe­n. Dann allerdings detoniert der Verlust in der Heta.

Entspreche­nde Nachverhan­dlungen zum Verkaufsve­rtrag werden bereits geführt.

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