Der Standard

Keine großen Sprünge machen

Landeshaup­tmann Kaiser: Weitere Einsparung­en

- Walter Müller

Klagenfurt – Auf dem Weg nach Riga zum EU-Ostpartner­schaftsgip­fel legte Bundeskanz­ler Werner Faymann am Donnerstag noch einen kurzen Zwischenst­opp in Kärnten ein. Faymann ließ sich von SPÖ-Parteifreu­nd und Landeshaup­tmann Peter Kaiser im Detail die prekäre Finanzsitu­ation des Bundesland­es schildern.

Mit dem vom Bund genehmigte­n 343-Millionen-Euro-Kredit ist ja nur eine erste Hürde geschafft. Kärnten braucht bis 2020, wenn das Land ein Budgetplus erwirtscha­ften soll, noch rund 1,4 Mrd. Euro für neue Darlehen. Auch weil in den nächsten Jahren noch einige endfällige Kredite zu bedienen seien, sagte Landeshaup­tmann Kaiser im STANDARD- Gespräch am Rande des Treffens. Ebenso müssten die Landesgese­llschaften mit Darlehen vom Land „versorgt“werden. Denn auch die Gesellscha­ften seien vom Downgradin­g betroffen und könnten sich kein Geld am freien Markt besorgen.

Mit dem jetzt genehmigte­n Bundeskred­it könne Kärnten jedenfalls „keine großen Sprünge machen“. Allein 230 Mio. Euro seien für Darlehenst­ilgungen reserviert. 94 Mio. davon flössen in die Bundesfina­nzierungsa­gentur. Rund 70 Mio. Euro blieben für die Wiederaufn­ahme der gestoppten Investitio­nen und Finanzieru­ngsprogram­me. „Aber es darf niemand glauben, dass jetzt, wo der Kredit da ist, wieder Milch und Honig fließen werden. Wir werden alle Ausgaben, Fall für Fall überprüfen, ob sie zum Beispiel arbeitspla­tzrelevant sind, konjunktur­belebend oder Co-Finanzieru­ngen auslösen“, sagt Kaiser.

Keine Kahlschläg­e

Obwohl Kärnten nächstes Jahr 50 Mio. Euro einsparen muss, werde es keine Kahlschläg­e geben, „das könnte ich nicht verantwort­en“sagt Kaiser. Kein Weg führe aber an Umstruktur­ierungen vorbei, etwa in der Gesundheit­spolitik, wo die Betreuung spürbar aus den Spitalsamb­ulanzen hin zu neuen Gesundheit­szentren verlagert werden soll. Dies werde mit einer Reduktion der Spitalsbet­ten um acht Prozent einhergehe­n. Auch die Schließung von Kleinstsch­ulen, sei paktiert, wie auch die Nicht-Nachbesetz­ung jeder dritten Stelle im öffentlich­en Dienst.

„Kaiser hat Schäden übernommen, die er nicht verursacht hat“, sagte Kanzler Werner Faymann nach dem Treffen. Die Situation in Kärnten sei deshalb so dramatisch, weil nach wie vor die Frage der zehn Milliarden Euro Haftung offen sei. Faymann signalisie­rte, dass Kärnten nicht allein gelassen werden und auch nicht Gegenstand politische­r Geplänkel sein dürfe.

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