Sitzzwerg mit Sprinter-Kondition
In seiner jüngsten Evolutionsstufe präsentiert sich der Corsa gereift, aber doch spritzig – und sparsam
Wien – Wir sollten das Büro ins Auto verlegen. Im Ernst. So gut sind wir schon lang nicht gesessen. Zumindest nicht serienmäßig in einem Kleinwagen. Und weil man beim Autofahren meist länger sitzt als einem gut tut, sollte man profanes Sitzgerät nicht geringschätzen. Das ist ein echtes Asset des neuen Corsa. Von derart straffen Rückenstützen kann man andernorts nur träumen.
Mag sein, dass die Beschaffenheit des Gestühls für die Kaufentscheidung nebensächlich ist: Das wäre ein Fehler. Denn der von Opel bereitgestellte Test-Corsa lädt mit seinem 3-Zylinder-TurboBenziner geradezu ein, länger herumzukurven als nötig. Das geht spritzig vonstatten, ohne Reue bei der Tankstelle. Weniger als sechs Liter bei Stadt- und Autobahnverkehr, auch damit hebt sich der Corsa wohltuend ab von der Konkurrenz. Dass die Langstrecke ohne Ohropax absolviert werden kann, überrascht nicht, sei der guten Ordnung halber aber erwähnt.
Stichwort ordentlich: Gut sortiert ist der Corsa sowohl im Innenraum als auch betreffend Fahr- werk. Wohl etwas lang übersetzt, aber knackig zu schalten. Überhaupt würden weniger PS reichen. Denn 115 PS bringen kaum mehr Drehmoment, und was sonst fehlen könnte, besorgt der TurboEinspritzer. Die Start-Stopp-Automatik sorgt bisweilen für Räusperer, lässt sich zwecks StarterSchonung aber leicht austricksen.
Womit klar ist: Mit den Vorgänger-Generationen aus der CorsaSteinzeit hat der neue nichts gemein, Gott sei Dank auch äußerlich. Die 99 Cent für die App aus dem iTunes-Store sind übrigens eine gute Investition. In die Halte- rung gestopft versorgt das iPhone das Multimedia-System im Corsa mit Navi und Echtzeitdaten. Angenehmer Nebeneffekt: Das Smartphone kugelt nicht in der Mittelkonsole herum (wo es bei Notbremsung zum gefährlichen Geschoss mutiert) und wird geladen.
Apropos Geschoß: Den Corsa gibt’s auch als Fünftürer, was vielleicht nicht so cool, aber dafür praktischer ist. Der Kofferraum ist übrigens größer als befürchtet, weil der Boden absenkbar ist. Wer auf ein Reserverad verzichtet, bringt den Blumenstock für die Mama sogar stehend unter.