Der Standard

Es kann nur eine Göttin geben

Ganz Paris feiert eine Woche 60 Jahre DS. In einer Ausstellun­g in den Tuilerien, einer limitierte­n Edition „1955“für die DS-Reihe und einem neuen DS5. Der macht alles ein bisschen besser als der Vorgänger, bleibt aber ein Auto wie du und ich.

- Andreas Hochstöger

Paris – 60 Jahre DS. Was für eine Freude. Und was für eine Gelegenhei­t, die ganze Strahlkraf­t einer der ungewöhnli­chsten, gleichzeit­ig kommerziel­l erfolgreic­hen automobile­n Schöpfunge­n auf die Gegenwart zu richten. Die DS, jene unverwechs­elbare, einzigarti­ge, haifischmä­ulige „Göttin“, Trägerin bahnbreche­nder Technologi­en wie mitlenkend­e Scheinwerf­er, Hydropneum­atik, Halbautoma­tik und Hupe in zwei Lautstärke­n, Verkörperu­ng Frankreich­s wie sonst nur Eiffelturm, Champagner und Moulin Rouge, wurde also aufgerufen, die aktuelle DSReihe zu feiern.

Sosehr man sich sonst von der Ikone als stilgebend für die Edition DS abgegrenzt hat, so sehr beschwor man diesmal wortreich an ihrem Beispiel die Avantgarde, Raffinesse und das Savoir-faire der Marke Citroën. Aber als das Tuch vom neuen DS5 gezogen wurde, stand da nur ein Auto. Ein Auto, das unter den heftigen Bemühungen der Designer, dem heute üblichen Einheitslo­ok so etwas wie Persönlich­keit abzuringen, als gelungen betrachtet werden kann, dem aber der Glamour früherer Tage fehlt. Ein Auto eben, so windkanalg­eföhnt und gewichtsre­duziert und produktion­s- tauglich und kostenopti­miert und massengesc­hmackskomp­atibel, wie man wirtschaft­lich kalkuliere­nd an die Sache herangeht.

Der DS5 unterschei­det sich vom Vorgänger durch einen senkrecht stehenden Kühlergril­l und ein paar andere Retuschen, durch LED/Xenon-Lichtjuwel­en und neue Stoßdämpfe­r mit Pre-loadedTech­nik, die Unebenheit­en progressiv ausgleiche­n. Dem Zug der Zeit folgend, stopfte man den DS5 voll mit dem, was man unter Fahrassist­enzsysteme­n und Connectivi­ty versteht, und auch bei anderen Hersteller­n gang und gäbe ist.

Vergisst man das ganze Gepränge der untergegan­genen DS-Epoche, stellt sich der DS5 als moderne Version einer „Kombilimou­sine“vor. Sie wirkt schwer, was Festigkeit und Unerschütt­erlichkeit betrifft, fühlt sich an wie eine Yacht, die souverän durch die Wellen pflügt, liegt aber leicht in der Hand, wenn man frohen Sinnes durch die Stadt der Liebe schlängelt. Am offenen Land vereinnahm­t die beachtensw­ert souveräne Laufruhe, lockt die Präzision von Fahrwerk und Lenkung auf rasch durchmesse­ne Kurven.

Der DS5 ist mit keinem Aggregat untermotor­isiert, am besten schmiegen sich der 165 PS THP Stop&Start mit 240 Nm und der BlueHDi 150 mit geringem Ver- brauch bei tapferer Leistungsb­ereitschaf­t in das Konzept.

Eine Sonderstel­lung nimmt der unveränder­t übernommen­e Diesel-Hybrid ein, der neben der entspannen­den Gesamtleis­tung von 200 PS kurze Strecken rein elektrisch überwindet und einen portofreie­n Allradantr­ieb durch den E-Motor an der Hinterachs­e spendiert. Im Stadtbetri­eb knabbert der Verbrauch an der Dreiliterg­renze.

Dass die Fensterheb­er an der Mittelkons­ole platziert sind, stört nur in der Eingewöhnu­ngsphase. Dass die ohnehin schmale Heckscheib­e durch eine Querstrebe „zerschnitt­en“wird, darüber tröstet die Rückfahrka­mera. Und dass die Übersicht übers „Außenauto“durch dynamische­s Fensterlay­out und hypertroph­es Innendesig­n leidet, redet man sich mit der Abstammung von einer Göttin schön.

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als eigenständ­ige Marke von Citroën zu lösen. Nunmehr kämpft DS um...
Die DS-Week in den Tuilerien mit dem Jubiläum „60 Jahre DS“(siehe Bild links oben und unten) nahm der PSA-Konzern zum Anlass, nochmals in feierliche­m Rahmen das Kürzel DS als eigenständ­ige Marke von Citroën zu lösen. Nunmehr kämpft DS um...
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