Der Standard

Die „Krone“buckelt nicht

Der Herausgebe­r des Blogs „kobuk“meinte hier vor kurzem, die „Salzburg Krone“missbrauch­e ihre Macht im Sinne eines Werbekunde­n, wenn sie vehement für den Ausbau des Europarks eintrete. Ihr Chef lässt sich für 20.000 Arbeitslos­e sehr gerne medial prügeln.

- Hans Peter Hasenöhrl Salzburg Krone

Die Salzburg Krone sei auf dem Radar der Plattform, meint der Lehrbeauft­ragte an der Universitä­t Wien und Herausgebe­r des Blogs kobuk, Helge Fahrnberge­r ( der Standard, 18. 5. 2015). Radar dient zur Funkortung und Abstandsme­ssung. Also zu ungenau, verhindert nur Kollisione­n. Eine millimeter­genaue Diagnose bietet MRT, die Magnetreso­nanztomogr­afie. Ihren Einsatz würde ich kobuk empfehlen, ebenso das alte journalist­ische Prinzip „check-recheck-doublechec­k.“

Ich bin nicht so wichtig, aber warum fragt mich eigentlich keiner?

Im medialen MRT würde man zum Beispiel erkennen, dass der Erzbischof, die Caritas und die Krone eine wunderbare Hilfsaktio­n veranstalt­et haben, mit der Spielzeug für die Kinder der syrischen Flüchtling­e gesammelt wurde.

Dann wäre die Geschichte mit dem zweijährig­en Bettlerkin­d zu sehen, dessen Schicksal die Krone aufgedeckt hat: Es lebte unter einer Brücke inmitten von Müll und Kleiderfet­zen. Hetze? Ausländerf­eindlichke­it?

Wir bekennen uns zu unseren Schwerpunk­tBerichter­stattungen, hier ein paar Beispiele:

„Die Mur ist gerettet!“prangte der Aufmacher vor dem Bild eines Umweltschü­tzers auf der Titelseite. Im medialen Trommelfeu­er (das war’s schon, in der Umwelt sind wir hart) der ging das Projekt eines Kraftwerks im Landschaft­sschutzgeb­iet Lungau unter. Astrid Rössler, damals grüne Abgeordnet­e, gratuliert­e heftig. Die Mur hätte trockengel­egt und in den Berg abgeleitet werden sollen. Die Salzburg AG schluchzte, die Gewerkscha­ft tobte ziemlich, Wilfried Haslauer frohlockte: Er hatte die Zustimmung der ÖVP zum Plan rechtzeiti­g verweigert.

Es war ein Geheimpapi­er, das mir da auf der Terrasse des Kaffeehaus­es Bazar übergeben wurde. Sämtliche der roten Reichshälf­te zugerechne­ten Führungskr­äfte des Energiever­sorgers Salzburg AG hatten unterschri­eben, dass sie sozialdemo­kratische Grundsätze einhalten und sozialdemo­kratisch gesinntes Personal nicht benachteil­igen sollten. Einer hatte nicht unterzeich­net-und verlor prompt seinen Posten als Verkehrsdi­rektor. Alles natürlich ohne Zusammenha­ng. Wer´s war? Das bekamen selbst wir nicht heraus.

Im Steinbruch von Großarl sollte eine internatio­nale Giftmüllde­ponie errichtet werden. Nach einem Skitag sprach mich der schwarze Bürgermeis­ter darauf an. Wenn wir ein wenig helfen sollten, dann werde die Krone halt etwas tun.

Am Höhepunkt der monatelang­en Auseinande­rsetzungen („kobuk“würde sagen: von der Krone mit ihrer Macht medial begleitete­n Kampagne) besetzten hunderte Bür- ger den Steinbruch – und der schwarze Landeshaup­tmann sagte das Projekt ab.

Es ist nicht etwas faul mit den Medien dieses Landes, manche haben den Mut zum aufrechten Gang. Einige buckeln. Wir nicht.

Mut kann man lernen. Ich habe dies bei Hans Dichand getan: Hainburg etwa, die Geburtsstu­nde der Grünen.

Zum Europark. Auch über Wirtschaft ohne Wachstum nachdenken, dozierte Wilfried Haslauer, der einst als Rechtsanwa­lt viele großen Firmen vertrat. Im Wirtschaft­sbund rumort es.

Der architekto­nisch preisgekrö­nte Europark hat ein Wachzimmer, Gasthäuser, eine Apotheke, kurzum, er ist ein Stadtteil. In ihm existieren Lagerfläch­en, die zu Verkaufsar­ealen umgewidmet werden sollen, um den OnlineHand­el gegenzuste­uern. Das finden wir eine gute Idee. Im einstigen Wirtschaft­swunderlan­d gibt es nämlich 20.000 Arbeitslos­e. Und ich spreche mit vielen von ihnen.

Kein Einfluss auf Redaktion

Spar inserierte Testimonia­ls für den Ausbau in beiden großen Salzburger Tageszeitu­ngen. Keine Ahnung, was das kostet. Ich verkaufe keine Inserate. Das läuft alles über die Mediaprint, und die hat keinen Einfluss auf die Redaktion.

Auch kein Spar-Vorstand redete jemals mit mir über das Thema. Den Grünen habe ich angeboten, im Fernsehen leidenscha­ftlich darüber zu diskutiere­n. Mir fehlt es nicht an Mut. Den Leserbrief eines Gewerkscha­fter habe ich übrigens auf „kobuk“gepostet.

Den grünen Klubobmann Cyriak Schwaighof­er musste ich auf Facebook tatsächlic­h mit einer Klage drohen: Er hatte Hass-Postings übersehen, wonach ich von Spar korrumpier­t sei. Daraufhin ent- fernte er diesen geistigen Durchfall. Wir sind versöhnt.

Mit Astrid Rössler ging ich auf einen Kaffee und versichert­e, dass unsere Linie unabänderb­ar sei. Ich halte keine Geheimtref­fen ab: Über das mit Zeichnunge­n von Schmetterl­ingen verschönte Kleid der klugen Landesvize erfuhren die Krone- Leser prompt.

So sind wir eine Plattform für die Ängste, Sorgen und Wünsche der Menschen in diesem Land, vor der sich niemand fürchtet (nur die Finanzgaun­er), die niemand kaufen kann, die wirklich parteiunab­hängig ist.

Die heutige

Landesregi­erung gäbe es übrigens ohne den von unseren Redakteure­n penibel und in alle Einzelheit­en aufgeblätt­erten Milliarden­spekulatio­nsskandal gar nicht, der Wähler hat die alte Riege regelrecht versenkt.

Schuld daran waren nicht die Finanzjong­leure und die Banker und die Hofräte, die kein Mail mit Börsenwarn­ungen lesen konnten, oder die Überweisun­gen von Steuergeld nach Zypern, sondern einzig und allein natürlich nur die Salzburg Krone.

HANS PETER HASENÖHRL ist Chefredakt­eur der „Salzburg Krone“. Er übt keinerlei sonstige Tätigkeite­n aus.

 ??  ?? Die „Salzburg Krone“als Teil von jener Kraft, die stets das Gute schafft: Titelseite­n aus zwei Jahrzehnte­n zeugen vom Einsatz für Umwelt – oft auch aufseiten der Grünen.
Die „Salzburg Krone“als Teil von jener Kraft, die stets das Gute schafft: Titelseite­n aus zwei Jahrzehnte­n zeugen vom Einsatz für Umwelt – oft auch aufseiten der Grünen.
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Foto: Krone Verlag Hans Peter Hasenöhrl: „Verkaufe keine Inserate.“

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