Der Standard

KOPF DES TAGES

Umtriebige Geschäfte für und mit ORF

- Krone Harald Fidler

Bald und fest wird man umarmt, zum Freund erklärt oder sehr direkt umgarnt. Ein wuchtiger Mann, der mit weißgrauem Scheitel viele überragt und lächelnd auch zu überzeugen sucht. Von seinem gerade aktuellen Ziel – für seinen Auftraggeb­er, für sich und seine Freunde. Pius Strobl, bald 59, ist gerade wieder ORF-Angestellt­er: Eventmanag­er für den Song Contest.

Seit einem Jahr jongliert er in Dimensione­n von hunderten, tausenden und Millionen – unbezahlte Helfer, Security, private Fahrtendie­nste, Zimmer, Parkverbot­e, Magistrats­beamte und das Song-Contest-Budget von 25 Millionen Euro, womöglich 30, mit zehn Millionen erwarteten ORF-Einnahmen und zwölf Millionen der Stadt.

Verwaltung, Politik, ORF, Geschäfte mit Kommunikat­ion, Immobilien, Events, Gastronomi­e: Strobl kennt all die Sphären. 1956 in Mattersbur­g geboren, ohne Eltern bei der Großmutter aufgewachs­en, Gendarm im Burgenland, Wehrdienst­verweigere­r, beteiligt an den Enthüllung­en des damaligen SPÖ-Parteirevo­luzzers Josef Cap über den roten Landeshaup­tmann. Strobl organisier­t die Gründung der Grünen, er wird Parteimana­ger und vertritt sie und sich lange in ORF-Aufsichtsg­remien. Oft werden ihm Ge- schäfte mit und Vorteile durch den ORF vorgeworfe­n. Sein Büro hatte Strobl zeitweise bei einer Firma, die auch heute noch Telefonvot­ings für den ORF abwickelt. Er organisier­te große Public Viewings mit ORF-Programmen und -Events. Er managte Immobilien (Conwert), Gastronomi­e (Spittelber­g), Eventreihe­n, etwa in der Wiener Krieau.

2006 organisier­t Stiftungsr­at Strobl die Ablöse von ORF-Generalin Monika Lindner mit – und wird Kommunikat­ionschef des deshalb neuen ORF-Generals Alexander Wrabetz. 2010 lässt Strobl eine Mitarbeite­rin Gespräche von ORF-Direktoren mit Journalist­en mitschneid­en und muss den ORF verlassen. Mitgift: damals rund 200.000 Euro jährlich für Strobls (mit seiner Frau Eva Pölzl betriebene) Agentur – Kommunikat­ion für Sat-Karten und HD. Bald pflegt Strobl mit ORF-Auftrag Kontakte mit Umweltorga­nisationen, und potenziell­en Sponsoren für die Öko-Charity-Kreation „Mutter Erde“, wirtschaft­lich eher kein Erfolg.

Schon wurde spekuliert, Strobl könnte nach dem Contest-Eventvertr­ag im ORF bleiben und das Humanitari­an Broadcasti­ng („Licht ins Dunkel“) leiten. Strobl verneint das. Wie vor einem Jahr, dass er Eventmanag­er des Song Contest wird.

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Foto: APA Pius Strobl ist der Eventmanag­er für den Song Contest.

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