Der Standard

Gegensteue­rn angesagt

- Andreas Sator

Die Ungleichhe­it in reichen Ländern steigt nicht erst seit gestern, die Politik verhält sich dabei wie das Kaninchen vor der Schlange. Eine zu große Kluft zwischen Arm und Reich belastet das soziale Gefüge, die Demokratie und die Wirtschaft, wie Analysen von IWF und OECD nahelegen. Dabei lässt sich über das Steuersyst­em ordentlich umverteile­n, wie der Vergleich zwischen den USA und Österreich zeigt. Vor Steuern und Sozialtran­sfers sind die Unterschie­de sehr gering, danach immens.

Globalisie­rung und neue Technologi­en sorgen aber noch für ganz andere Herausford­erungen. Wer nichts gelernt hat, findet künftig kaum mehr einen Job. Am besten investiert ist das Geld in der Frühförder­ung, das zeigen alle Studien. Die Bereitscha­ft für Umschulung­en im höheren Alter muss steigen, die Chancengle­ichheit gehört durch das Bildungssy­stem erhöht. Skandinavi­en zeigt vor, wie es geht.

Bei den Vermögen ist besonders in Österreich noch viel zu holen. Eine Erbschafts- und Schenkungs­steuer ist ein Muss, wenn man Ungleichhe­iten nicht über Generation­en in Beton gießen will. Eine ordentlich­e Grundsteue­r könnte der heimischen Politik auch das nötige Kleingeld für eine Entlastung der Arbeitsein­kommen geben. Noch effektiver wäre wohl ein transparen­ter Lohnzettel: Schreiben wir doch auch die Arbeitgebe­rbeiträge drauf. Wenn die Menschen die wirkliche Differenz zwischen Brutto und Netto kennen würden, würden sie der Politik bald Beine machen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria