Der Standard

Mulmiges Gefühl

- Irene Brickner

Die Zahl der in Österreich Schutzsuch­enden wird sich heuer wohl verdoppeln. Während 2014 insgesamt 28.027 Menschen in Österreich einen Asylantrag stellten, rechnet man für 2015 mit bis zu 50.000 Ersuchen.

Dieses Mehr an Flüchtling­en ist der Hintergrun­d, vor dem die Asylnovell­e zu beurteilen ist – auch wenn die heimischen Zahlen angesichts der Herausford­erungen immer noch klein erscheinen. Allein im Nahen Osten sind durch den Syrienkrie­g Millionen Menschen auf der Flucht.

Tatsächlic­h treffen bei dieser zwölften Asyl- und Fremdenrec­htsreform in nur neun Jahren zwei Entwicklun­gen aufeinande­r: die steigende Zahl aufzunehme­nder Flüchtling­e und die von der Novelle aufgetrage­ne Reorganisi­erung der Flüchtling­saufnahme mittels Eröffnung neuer Verteilerz­entren in den Bundesländ­ern.

Nun sind Systeme gerade in Zeiten akuter strukturel­ler Veränderun­gen meist nicht wirklich fit, um die doppelte Arbeit zu leisten. Und schon jetzt sind die Probleme unübersehb­ar, wie sich an den Flüchtling­szeltlager­n zeigt.

Somit lässt sich ein mulmiges Gefühl nicht unterdrück­en, zumal die neuen Regeln einen zentralen Missstand nicht berühren: Dass es keine geeigneten Quartiere für unter 18-jährige Flüchtling­e gibt. Diese müssen im Lager Traiskirch­en leben, wo stattdesse­n gut jene erwachsene­n Flüchtling­e unterkomme­n könnten, die jetzt in Zelten ausharren. Das werden auch Verteilerz­entren nicht ändern.

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