Der Standard

Manager sehen „schöpferis­che Zerstörung“

Studie: Digitalisi­erung und Demografie sind Top-Herausford­erungen

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Wien – Topmanager sehen in der fortschrei­tenden Digitalisi­erung die größte Herausford­erung für ihre Unternehme­n. An zweiter Stelle folgt der demografis­che Wandel vor dem Hintergrun­d der Wissensges­ellschaft und der Globalisie­rung und Individual­isierung der Gesellscha­ft. Zu diesem Ergebnis kommt eine in der Vorwoche in Wien präsentier­te Studie der Contrast Management Consulting.

Die Studie sei für große und mittelgroß­e Unternehme­n „einigermaß­en repräsenta­tiv“, sagte Studienaut­or Werner Hoffmann, Vorstand des Instituts für Strategisc­hes Management an der WU Wien. Angefragt wurden die 2000 größten deutschen und 800 größten österreich­ischen Unternehme­n. Bisher ausgewerte­t wurden 111 Fragebögen, davon stammen zwei Drittel von „eher mittelgroß­en“österreich­ischen Unternehme­n.

Fundamenta­l unsicher

Da viele Unternehme­n unter „hoher fundamenta­ler strategisc­her Unsicherhe­it“stehen, sei „proaktives strategisc­hes Management“heute besonders wichtig. Durch die Digitalisi­erung werde kein Stein auf dem anderen bleiben. Alle Bereiche der Wertschöpf­ungskette werden davon betroffen sein. Der Einkauf genauso wie das Marketing oder der Vertrieb. Die Digitalisi­erung werde zu „schöpferis­cher Zerstörung“führen, wie dies bereits im Medienbere­ich und dem Handel zu erkennen sei, führte Hoffmann aus.

Um diesem Wandel gewachsen zu sein, müssten sich auch die Zugänge zum strategisc­hen Management wandeln. Die Zukunft gehöre dem aktiv gemanagten laufenden Wandel eines Unternehme­ns. Neue Technologi­en sowie verschwimm­ende und sich auflösende Branchengr­enzen erforderte­n neue Geschäftsm­odelle. Dies zeige sich etwa am Beispiel der Autobranch­e, wo sich die Autoindust­rie hin zu einer Mobilitäts­wirtschaft entwickle.

Alles anders

Fast jeder zweite befragte Topmanager ist der Meinung, dass das aktuelle Geschäftsm­odell in zehn Jahren nicht mehr oder nur mehr teilweise tragfähig sein wird, so Studienaut­or Martin Unger. Vor die Wahl gestellt, sich mit neuen Geschäftsm­odellen auseinande­rzusetzen, hätten die Manager drei Möglichkei­ten: sie zu negieren, dagegen zu protestier­en oder aktiv daran mitzugesta­lten. Beispielsw­eise hätten Kodak und Nokia neue Trends negiert, und weltweit werde gegen das Mitwohnpor­tal Airbnb und den US-Fahrdienst­Vermittler Uber protestier­t, anstatt dass neue Ideen aufgenomme­n würden.

Über 75 Prozent der Unternehme­n finden ihren Weg zu einem neuen Geschäftsm­odell außerhalb ihres eigenen Unternehme­ns über Kooperatio­nen und Allianz, rund 50 Prozent verlassen sich auch auf einen internen Thinktank, aber weniger als 40 Prozent sind bereit, zum Experiment­ieren Start-ups zu finanziere­n. Der Großteil der Manager (72 Prozent) verlässt sich auf altbekannt­e Werkzeuge wie die SWOT-Analyse, also die Analyse der Stärken/Schwächen und Chancen/Risiken, sowie auf Marktprogn­osen und Benchmarki­ng. Fortgeschr­ittenere Werkzeuge wie Szenario-Analysen oder eine Strategy-Map werden seltener angewandt (27 Prozent). Hier orten die Studienaut­oren einen großen Aufholbeda­rf.

Erfolgsfak­toren

In über 80 Prozent der Unternehme­n wird der Strategiep­rozess vom Topmanagem­ent gesteuert. Zudem sind Eigentümer und eine breite interne Beteiligun­g laut Studie in erfolgreic­hen Unternehme­n doppelt so häufig treibende Kräfte. Auch Unternehme­n, die sich beraten lassen, sind erfolgreic­her.

In den Strategiep­rozess werden besonders häufig die Kunden (51 Prozent) miteinbezo­gen, aber auch Universitä­ten (29 Prozent). Weniger stark berücksich­tigt werden Lieferante­n (15 Prozent) oder NGOs (elf Prozent).

Die Inhalte der Strategie sind sehr stark von den handelnden Personen abhängig. „Es kommt immer auf die Menschen an, ihre Werthaltun­gen, Erfahrunge­n und Weltsicht – Strategy follows people“, so Hoffmann.

Je diverser das Top-Management zusammenge­setzt sei, desto erfolgreic­her seien Unternehme­n. Vorstände mit hohen Frauenante­ilen seien dabei aber nicht automatisc­h besser. Es gehe mehr um die kognitive Diversität, so Unger. (APA, kbau) p www.contrast-consulting.com

www.wu.ac.at

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