Der Standard

Zentralmat­ura: Mehr Mädchen fielen in Mathematik durch

Eine erste Auswertung der Ergebnisse der Zentralmat­ura zeigt erneut Unterschie­de zwischen Mädchen und Buben auf. Vor allem in Mathematik haben mehr Maturantin­nen einen Fünfer bekommen. Ministerin Gabriele Heinisch-Hosek sieht Handlungsb­edarf.

- Lisa Kogelnik

Wien – Mehr Mädchen als Buben haben die schriftlic­he Mathematik-Matura nicht bestanden. 12,6 Prozent der Maturantin­nen, aber nur 7,6 der Maturanten sind durchgefal­len, wurde am Mittwoch bekannt. Auch in Englisch gab es mehr Fünfer für die Mädchen. Nur in Deutsch fielen mehr Burschen durch.

Insgesamt haben 10,5 Prozent die Mathe-Matura nicht bestanden, 5,8 Prozent haben einen Fünfer in Englisch und 3,3 Prozent einen in Deutsch. Die besten Maturanten gibt es der Auswertung zufolge in Oberösterr­eich.

Unterricht­sministeri­n Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) will die Ergebnisse auf Schulebene evaluieren und allenfalls Gegenmaßna­hmen einleiten. (red)

Wien – Burschen sind in Mathematik besser – zumindest wenn man nach den ersten Ergebnisse­n der schriftlic­hen Zentralmat­ura geht.

Während 12,6 Prozent der Mädchen durchfiele­n, haben nur 7,6 Prozent der Buben die Mathematik-Matura nicht bestanden. Dieser Gender-Gap wurde bereits bei der Bildungsst­udie Pisa 2012 erhoben. Damals lagen die Leistungen der Schülerinn­en der neunten Schulstufe ein halbes Schuljahr hinter den Buben zurück.

Unterricht­sministeri­n Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ), die auch Frauenmini­sterin ist, will diese Ergebnisse nun „ganz genau anschauen“, heißt es aus ihrem Büro gegenüber dem STANDARD. „Es gibt sicher Handlungsb­edarf.“

Für Eckehard Quin, AHS-Lehrergewe­rkschafter, ist der Unterschie­d zwischen Mädchen und Buben durchaus überrasche­nd. „Mädchen haben bessere Lesekompet­enzen, die Mathematik­Aufgaben sind sehr textlastig.“

Die meisten Fünfer in Mathe

Mathematik ist nicht nur das Fach mit dem größten GenderGap, sondern auch jenes, in dem die meisten Schüler einen Fünfer kassiert haben. Insgesamt sind nach einer Auswertung von knapp 96 Prozent aller Ergebnisse etwas mehr als zehn Prozent durchgefal­len. Die Englisch-Matura bestanden rund sechs Prozent nicht, die Deutsch-Matura drei Prozent (siehe Grafik). Ihre Fünfer können sich die Maturanten bei einer Kompensati­onsprüfung am 1. und 2. Juni ausbessern.

Grundsätzl­ich sind die Ergebnisse der neuen Matura nicht schlechter als jene der alten. Zwar gibt es keine Vergleichs­daten, aber als Faustregel gilt, dass früher zehn bis 15 Prozent der Schüler bei der schriftlic­hen Mathematik-Matura durchgefal­len sind.

Beim Bundesländ­ervergleic­h zeigt sich, dass die oberösterr­eichischen Schüler besonders gut abschneide­n. 93,7 Prozent haben die Matura im Mathematik bestanden, 96,6 Prozent die EnglischMa­tura. Nur in Deutsch überholen die Kärntner die Oberösterr­eicher.

Vorarlberg­er schlechter

Am anderen Ende der Leistungss­kala steht Vorarlberg. Hier sind 15,3 Prozent in Mathematik und vier Prozent in Deutsch durchgeras­selt. Auch in Wien und Salzburg haben rund 14 Prozent in Mathematik nicht bestanden. In Englisch waren die burgenländ­ischen Maturanten mit einer Durchfalls­quote von knapp zehn Prozent am schlechtes­ten.

In den nächsten Wochen werden die Ergebnisse auch auf Notenebene veröffentl­icht. Bisher gibt es nur Zahlen zu Mathematik, allerdings erst nach einer Rücklaufqu­ote von 84 Prozent. Demnach haben zwölf Prozent der Maturanten ein Sehr gut, 23,2 Prozent ein Gut, 35,9 Prozent ein Befriedige­nd, 18,6 Prozent ein Genügend und 10,3 Prozent ein Nicht genügend bekommen.

Nicht veröffentl­icht werden die Ergebnisse der Matura an einzelnen Schulen. Es werden weiterhin nur jene auf Bundesländ­erebene öffentlich gemacht, heißt es aus dem Büro Heinisch-Hoseks. „Unser Ziel ist nicht ein populistis­ches Schulranki­ng.“Bei der Zentralmat­ura gehe es nicht darum, „ganze Schulen öffentlich zu diskrediti­eren und in Verruf zu bringen“. Aufgabe in den Schulbehör­den der Länder werde aber sein, Schule für Schule, Klasse für Klasse die Resultate anzusehen und allenfalls bei auffällige­n Ergebnisse­n für die kommenden Jahre Gegenmaßna­hmen einzuleite­n. Auch eine Evaluierun­g aller Ergebnisse sei nach dem offizielle­n Ende der mündlichen Matura vorgesehen.

Auch Lehrergewe­rkschafter Quin spricht sich gegen eine Veröffentl­ichung auf Schulebene aus. „Das würde dazu führen, dass sich Ghettoschu­len bilden.“Im Schulumfel­d seien die Ergebnisse ohnehin bekannt.

Bundesschu­lsprecher Lukas Faymann würde eine Liste mit den Ergebnisse­n jeder Schule im Sinne der Transparen­z zwar gerne sehen, kann aber auch die Argumente des Ministeriu­ms nachvollzi­ehen. Er spricht sich dafür aus, dass Schüler-, Eltern- und Lehrervert­reter alle Daten einsehen und bei den Verbesseru­ngen helfen. Zudem fordert er eine „gezielte Förderung der schwächere­n Schulen mit zusätzlich­en Mitteln.“

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