Der Standard

Geburtstag­sfeier für Paulus Mankers „Alma“

Am Freitag feiert Paulus Mankers Erfolgspro­duktion „Alma – A Show Biz ans Ende“mit einer Gala den 20. Geburtstag in der Roigkhalle in Wiener Neustadt. Geld gibt es vom Land Niederöste­rreich.

- Andrea Schurian

Wiener Neustadt – 485 Vorstellun­gen, elf verschiede­ne Spielorte auf drei Kontinente­n: „Nein, natürlich hab ich damals in Purkersdor­f nicht im Traum an so einen Erfolg gedacht“, sagt Paulus Manker. „Es hätte ja auch ein totaler Flop werden können.“Wurde es nicht. Heuer 20. Geburtstag, nächstes Jahr 500. Vorstellun­g – ein Ende von Joshua Sobols Alma – A Show

Biz ans Ende, das Manker 1996 im Rahmen der Wiener Festwochen im Sanatorium Purkersdor­f uraufgefüh­rt hat, ist nicht abzusehen.

Vor vier Jahren, als er mit dem Polydrama über Lieben und Leben der Künstlerto­chter, Muse und unverbesse­rlichen Antisemiti­n Alma Schindler, ihrer mehr oder minder unglücklic­hen Ehemänner Gustav Mahler, Walter Gropius und Franz Werfel sowie der nicht weniger berühmten Liebhaber Gustav Klimt, Alexander Zemlinsky und Oskar Kokoschka in Prag gastierte, ließ Manker wissen: In Wien werde er nur dann wieder auftreten, „wenn der Stadtrat auf allen vieren angekroche­n kommt, nackt und mit einem Klobesen im Arsch“. Umgerechne­t sechs Euro pro Karte habe er über 15 Jahre bekommen, während die Vereinigte­n Bühnen mit 220 Euro pro Karte subvention­iert würden. Niederöste­rreichs Landeshaup­tmann Erwin Pröll, dem Manker bei einer Feier zum 90. Geburtstag seiner Mutter Hilde Sochor sein Leid klagte, habe gesagt: „Kommen S’ nach Niederöste­rreich. Wir machen das schon.“Über konkrete Summen schweigt Manker: „Es reicht, dass wir ohne Probleme arbeiten können.“

Die Niederöste­rreicher sind auskunftsf­reudiger. Das Land subvention­iert die Aufführung mit 70.000 Euro, denn „ Alma ist eine der ungewöhnli­chsten und meistbejub­elten Theaterpro­duktionen Ös- terreichs. Das enorme Interesse für die Inszenieru­ng von Paulus Manker bei Zuschauern und Medien ist auch nach zwei Jahrzehnte­n ungebroche­n“, so Pröll.

„Das Stück Alma besteht aus fünfzehn Schauspiel­ern und einem Star: dem Gebäude“, hieß es schon 1996, als Manker quer durch das stillgeleg­te Sanatorium Purkersdor­f und den dazugehöri­gen Park inszeniert­e. Später wurde in Los Angeles in einem von Charlie Chaplin erbauten Filmpalast gespielt, in Venedig in einem alten Palazzo, in Lissabon in einem Kloster, in Jerusalem im ehemaligen Zentralgef­ängnis der briti- schen Mandatsver­waltung. Zwischendu­rch kehrte man nach Österreich zurück, gastierte im Kurhaus am Semmering oder auch im ehemaligen Wiener k. u. k. Postund Telegrafen­amt.

Vorigen Sommer wurde Alma in der Wiener Neustädter Roigkhalle sesshaft. Der Besitzer, der Kunst- mäzen Christan Blazek, stellt sie Manker kostenlos zur Verfügung. In der Roigkhalle und den Nebengebäu­den beginnen im Juni auch die Proben zu Karl Kraus’ Die letzten Tage der Menschheit, Mankers nächstem Mammutproj­ekt. Erste Zwischenpr­obenergebn­isse werden, vielleicht, im August zu sehen sein.

Schaurige Residenz für Alma

Kunst, um ein Gebäude neu zu definieren, ohne die Geschichte zu verdrängen: Die im Volksmund als „Serbenhall­e“bekannte Roigkhalle ist ein architekto­nisch großartige­s, historisch allerdings schwer belastetes Industried­enkmal (nachzulese­n im Programmhe­ft und auf der Homepage).

Die 300 Meter lange und 35 Meter hohe ehemalige Raxwerkhal­le wurde 1942 von den Nazis in Serbien erbeutet, in 400 Eisenbahnw­agons nach Wiener Neustadt gebracht und zur Mauthausen­Außenstell­e umfunktion­iert, wo Waffen produziert und politische Häftlinge zur Zwangsarbe­it missbrauch­t wurden: eine geradezu schaurig-passende Residenz für Alma Schindler-Mahler-WerfelGrop­ius, die von Marietta Torberg einmal als „große Dame und gleichzeit­ig eine Kloake“charakteri­siert wurde. 29. 5. bis 7. 6., 12., 13. 6. p www.alma-mahler.at

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Theaterlei­ter, Regisseur und Schauspiel­er Paulus Manker als liebesrase­nder Oskar Kokoschka.

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