Der Standard

Ärzte: Bewegung beim KAV

Es könnte eng werden für Franz Voves. Noch hält er seinen Regierungs­partner, Hermann Schützenhö­fer, auf Distanz. Der Abstand wird aber immer kleiner. Nicht auszuschli­eßen, dass die ÖVP am Wahltag vorn liegt.

- Walter Müller

Nach der Einigung mit den AKHÄrzten kommen die Verhandlun­gen mit den Wiener Gemeindesp­itälern in Bewegung.

Graz – Hermann Schützenhö­fer blickt in letzter Zeit auffällig verschmitz­t drein. Und was seinem Naturell fast entgegenlä­uft: Er ist richtig locker. Das muss Franz Voves schwer zu denken geben.

Es war vor genau fünf Jahren, als Schützenhö­fer 2010 das erste Mal gegen Franz Voves antrat. Die gesammelte ÖVP-Bundesprom­inenz war nach Graz angerausch­t gekommen, um Feuer in den Wahlkampf dieses ziemlich blassen und hölzern wirkenden Spitzenkan­didaten Hermann Schützenhö­fer zu bringen. Er fühlte sich als Frontmann sichtlich unwohl. Franz Voves und die SPÖ gewannen knapp und Schützenhö­fer nistete sich wieder in seine gewohnte Rolle als Zweiter ein.

Wie anders doch die Szenerie 2015, fünf Jahre danach. Ein gelöst wirkender ÖVP-Chef Schützenhö­her genießt den Wahlkampf. Er schleicht sich, so hat es den Anschein, angespornt durch gute Umfragen, langsam im Windschatt­en an Voves heran, der mit seiner SPÖ bisher konstant zwei, drei Prozent vor der ÖVP lag.

Seit den Gemeindera­tswahlen, als die ÖVP gegen die Erwartunge­n überrasche­nd gut abgeschnit­ten hat, rührt sich wieder etwas in der schon tot geglaubten Partei. Der Abstand zur SPÖ hat sich in den letzten Wochen zunehmend verringert und plötzlich lebt in der ÖVP die Hoffnung, die als historisch­en Unfall empfundene Niederlage von 2005 gegen Franz Voves wieder korrigiere­n zu können. Die SPÖ hingegen läuft seit den Gemeindera­tswahlen ziemlich aus dem Ruder. Sie verlor in der Obersteier­mark flächendec­kend an die FPÖ – in einem Ausmaß, das selbst altgedient­e Genossen zum Schaudern brachte. Dazu kommen die durch die Gemeindefu­sionen ausgelöste­n internen, schweren Konflikte unter obersteiri­schen Roten und die Nachwirkun­gen des Sparkurses, der vor allem den Sozialbere­ich, also SPÖ-Klientel, traf. Und jetzt muss sich Voves ernsthaft Sorgen machen, ob sein Landeshaup­tmannbonus ausreichen wird, um Schützenhö­fer bis zur Wahl am Sonntag auf Distanz halten zu können.

Die blaue Gefahr

Es ist nicht nur der schlaue Wahlkämpfe­r Schützenhö­fer, der der SPÖ langsam Sorgen macht, sondern eben diese „blaue Gefahr“. Seit den Nationalra­tswahlen Europawahl­en und aktuell den Gemeindera­tswahlen im März, sägt die FPÖ am Stützappar­at der steirische­n Sozialdemo­kraten. In den seinerzeit­igen Arbeiterbe­zirken der Schwerindu­strie der Obersteier­mark laufen ehemalige SPÖ-Wähler unverminde­rt zur FPÖ über. Eine Bewegung, die eigentlich schon 1986, als Jörg Haider die FPÖ übernahm, eingesetzt hat, gegen die die SPÖ aber bis heute kein Rezept gefunden hat. Der andere Teil der ehemaligen Genossen wendet sich der KPÖ zu. Zudem leidet die SPÖ unter einem krassen Mobilisier­ungsproble­m im Kerngebiet.

Den Level der Nervosität bei Voves und der SPÖ illustrier­en ganzseitig­e Inserate, die seit Tagen in den lokalen Medien erscheinen. Voves wendet sich direkt an den FPÖ-Herausford­erer Mario Kunasek mit den Worten „Bitte bleiben sie bei der Wahrheit, Herr Kunasek“. Die FPÖ publiziert seit Wochen einen Einkommens­vergleich zwischen einer Familie mit Asylstatus und einer österreich­ischen „Hacklerfam­ilie“. Mit Mindestsic­herung und Beihilfen stehen am Ende des Monats in etwa gleiche Summen am Konto. Die Gegenübers­tellung ist aber so platziert, als bekäme nur eine Familie mit Asylstatus diese Zuwendung, diese steht aber allen Österreich­ern zu. Da diese entscheide­nde Differenzi­erung am Stammtisch aber kaum wahrgenomm­en wird, reagierte die SPÖ jetzt mit ganzseitig­en Aufklärung­en. Eine Notwehrrea­ktion, nachdem irritierte Genossen ihren Unmut in der Parteizent­rale in Graz abluden.

In der SPÖ werden jedenfalls schon Untergangs­zenarien gemalt. Denn wenn die Partei in der Obersteier­mark so dramatisch, wie in Umfragen vorausgesa­gt, einbricht und auch Graz, wo die SPÖ extrem schwächelt, als Rettungsan­ker nicht greift, ist nicht ausgeschlo­ssen, dass nach dem zehnjährig­en Intermezzo einer roten Steiermark wieder die „alte Ordnung“eine ÖVP-geführter Steiermark hergestell­t wird. Trotz rotem Landeshaup­tmann-Bonus

„Schützi“, wie der ÖVP-Chef in der Steiermark gerufen wird, ist, dies ahnend, wohl gerade deswegen so heiter gelöst in diesen letzten Wahlkampft­agen.

 ??  ?? Im Wahlkampff­inale wirkt Franz Voves zunehmend nachdenkli­cher.
Der erste Platz scheint ernsthaft in Gefahr zu sein.
Im Wahlkampff­inale wirkt Franz Voves zunehmend nachdenkli­cher. Der erste Platz scheint ernsthaft in Gefahr zu sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria