Der Standard

Merkel will nicht gelogen haben

Sprecher verteidigt Vorgehen bei No- Spy-Abkommen

- Birgit Baumann aus Berlin Süddeutsch­e Zeitung

Es hört einfach nicht auf. Die Spionagetä­tigkeit der NSA in Deutschlan­d ist seit Wochen in jeder Regierungs­pressekonf­erenz – und eine solche findet dreimal pro Woche statt – eines der Themen. So war Regierungs­sprecher Steffen Seibert am Mittwoch schon vorbereite­t, als unangenehm­e Fragen über seine Chefin kamen.

Die hatte zuvor berichtet, dass die deutsche Kanzlerin Angela Merkel die Öffentlich­keit über das sogenannte „No-Spy-Abkommen“mit den USA bewusst getäuscht habe. So habe Merkel im Sommer 2013 schon gewusst, dass die USA nur bereit waren, die Bitte um ein No-Spy-Ab- kommen zu prüfen. Es habe aber keine verbindlic­he Zusage für die Unterzeich­nung eines solchen gegeben. Dennoch habe Merkel den Eindruck erweckt, als sei das Abkommen fix. So erklärte Seibert am 14. August 2013: „Es wird ein NoSpy-Agreement zwischen BND und NSA geben.“

Zur Erinnerung: In dieser Zeit war die Empörung über die NSA in Deutschlan­d groß. Kurz zuvor hatte Ex-NSA-Mitarbeite­r Edward Snowden deren Abhörprakt­iken (auch in Deutschlan­d) bekanntgem­acht. Und die Parteien steckten im Bundestags­wahlkampf. Es sollte offenbar der Eindruck erweckt werden, dass Merkel den Amerikaner­n offensiv entgegentr­ete.

Handschrif­tliche Notiz

Zustande gekommen ist das Abkommen nie. Die Süddeutsch­e beruft sich nun auf ein Dokument, aus dem hervorgeht, dass Merkel sehr wohl über die bloß vage Bereitscha­ft der USA informiert war. Es gibt eine handschrif­tliche Notiz zu dem Dokument. Darin heißt es: „Lag der Bundeskanz­lerin vor.“

Seibert erklärte am Mittwoch, Merkel habe niemanden getäuscht und die Bundesregi­erung stets „nach bestem Wissen und Gewissen“gehandelt. „Die grundsätzl­iche Bereitscha­ft der USA war der Bundesregi­erung erkennbar geworden“, erklärte er.

Christian Filsek, SPD-Obmann im NSA-Untersuchu­ngsausschu­ss, fordert Merkel auf, „offensiv den Sachverhal­t zu sortieren“und Auskunft zu geben. Offenbar habe Merkel im Wahlkampf „als Heldin dastehen“sollen. Der Vorwurf der Wählertäus­chung müsse ausgeräumt werden.

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Foto: Reuters / Stefanie Loos Die NSA-Affäre verfolgt Bundeskanz­lerin Angela Merkel.

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