Der Standard

Gemeindesp­itäler: Wehsely geht auf Kammer zu

AKH: Designiert­er Med-Uni-Rektor Müller: „Zeit der billigen Ärzte ist vorbei“

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Wien – Die Streikdroh­ung hat gewirkt. Kaum war das Abstimmung­stool für einen Streik der AKH-Ärzte online, trudelte ein neues Angebot von Wolfgang Schütz, Noch-Med-Uni-Rektor, ein. Ein paar Tage später, Dienstagab­end, konnte eine Einigung erzielt werden, zuvor waren monatelang­e Verhandlun­gen ohne Ergebnis verstriche­n.

Aber auch bei den Wiener Gemeindesp­itälern (KAV) gibt es Bewegung. Gesundheit­sstadträti­n Sonja Wehsely (SPÖ) hat Vertreter der Ärztekamme­r zu einem Gespräch für heute, Donnerstag, eingeladen, obwohl sie angekündig­t hatten, den Dienstvert­rag für die KAV-Ärzte ohne Standesver­tretung umsetzen zu wollen.

Thomas Szekeres, Wiener Ärztekamme­rpräsident, der sich zuletzt von den Verhandlun­gen mit der Gesundheit­sstadträti­n zurückgezo­gen hatte, fühlt sich durch die AKH-Einigung gestärkt und hofft auf ein Einlenken der Ressortche­fin. Er habe den Eindruck, dass Wehsely eine Streikabst­immung im KAV verhindern will.

Szekeres wird gemeinsam mit seinem Vize Hermann Leitner und Kammeramts­direktor Thomas Holzgruber an den Gesprächen teilnehmen. Bereits vor zwei Wochen hat die Ärztekamme­r ihre Forderunge­n nachgebess­ert. Die Standesver­tretung verlangt von Wehsely ein Bekenntnis, dass keine Stellen in den Gemeindesp­itälern abgebaut werden. „Es gibt keinen Spielraum“, sagt Szekeres zum STANDARD. Der Betrieb sei auch bei gleichblei­bendem Personal kaum aufrechtzu­erhalten. Außerdem sollen die KAV-Ärzte über ihre Dienstmode­lle mitentsche­iden können, wie es auch im AKH der Fall ist. Zusätzlich werden Fachärzte für die Notfallver­sorgung benötigt, da Dienste nicht mehr besetzt werden können. Neben Zulagen für Nacht- und Wochenendd­ienste wird auch eine Anhebung der Gehälter für Primarärzt­e verlangt, die laut Szekeres derzeit unter jenen für Fachärzte liegen. Die Einigung für das AKH, die nun auch vom Unirat abgesegnet wurde, war ebenfalls vom Einlenken Wehselys abhängig. Nicht nur die Gehaltsanp­assung für Ärzte war entscheide­nd für die Zustimmung des Betriebsra­ts, sondern auch die Umsetzung des mitverantw­ortlichen Tätigkeits­bereichs bis Jahresende. Für den Pflegebere­ich im AKH ist die Stadt Wien verantwort­lich. Damit die diplomiert­en Pflegekräf­te Ärzte bei Routinetät­igkeiten entlasten können, werden mit Anfang Juli 85 Abteilungs­helfer und Stationsse­kretäre eingestell­t. Die Pflege ist dann für alle Blutabnahm­en zuständig.

Das war für Betriebsra­t Martin Andreas ein wesentlich­er Punkt für die Umstellung auf die 48 Stunden Woche für Ärzte. Die Anhebung des Grundgehal­ts stand fest, Streitpunk­t war eben, ob sie rückwirken­d ab Anfang 2015 in Kraft trete. Das soll nun die Einmalzahl­ung von 8000 Euro ausgleiche­n. Anfang 2016 wird das Grundgehal­t um 20 Prozent erhöht, 2019 um zehn Prozent.

Für Markus Müller, designiert­er Med-Uni-Rektor ist damit die Zeit der „billigen Ärzte“vorbei, die Gehaltsanp­assung sei lange notwendig gewesen, damit der Lohn internatio­nal vergleichb­ar sei. Das Gehaltsplu­s müsse im Unibudget berücksich­tig werden. Gleichzeit­ig fordert Müller bis zu 30 Prozent mehr Personal, um die verdichtet­en Dienstzeit­en auszugleic­hen. (mte)

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Einigung.
Foto: APA/Hochmuth Thomas Szekeres hofft auf eine Einigung.
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Foto: APA/Pfarrhofer Sonja Wehsely will doch noch weiterverh­andeln.

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