Der Standard

Schleppern­etzwerk: Mehrere Fluglinien betroffen

Das Netzwerk der mutmaßlich­en Schlepper am Flughafen Wien war komplex, mehrere Fluglinien dürften betroffen sein. Zugänge für Mitarbeite­r werden mit Handvenen-Scannern aufgerüste­t.

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Schwechat – Wer im Sicherheit­sbereich des Wiener Flughafens arbeitet, muss künftig zum Handvenen-Scan. Mit dem Auffliegen eines mutmaßlich­en Schlepperr­ings mit Beteiligun­g von Security-Mitarbeite­rn am Airport hat die eine Million teure Investitio­n zwar nichts zu tun, hieß es am Mittwoch. Doch nach zwölfmonat­iger Planungsph­ase kommt die Maßnahme zur Überprüfun­g der Identität des Personals genau recht.

Der Menschensc­hmuggel war offenbar komplex vernetzt und dürfte mehrere Airlines betreffen. Wie Friedrich Köhl, Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Korneuburg, auf STANDARD- Nachfrage betonte, stehen 13 Mitarbeite­r von unterschie­dlichen Sicherheit­sunternehm­en unter Verdacht, mindestens elf Passagiere in Flugzeuge in die USA und nach Großbritan­nien geschmugge­lt zu haben. Ein Mann aus Sri Lanka und einer aus Polen befinden sich seit drei Monaten in U-Haft, die anderen Verdächtig­en auf freiem Fuß. Köhl rechnet in etwa zwei Wochen mit dem Abschlussb­ericht der Kriminalis­ten.

Bei der AUA hieß es, dass lediglich drei der bekannten Fälle der Lufthansa-Tochter zugeordnet werden könnten. Diese drei Personen sollen von Security-Mitarbeite­rn, die im Auftrag der AUA Dokumenten­checks durchführt­en, in Maschinen Richtung USA geschmugge­lt worden sein. Einer der „Kunden“wurde aber postwenden­d zurückgesc­hickt, was den mutmaßlich­en Schlepperr­ing auch auffliegen ließ.

Wie berichtet, sollen die Kunden mit Tickets, die nicht auf ihren Namen lauteten, an Bord gelangt sein. Möglich wurde das durch das Zusammensp­iel von Security-Mitarbeite­rn. Ein Komplize soll dann bei der finalen Dokumenten­kontrolle (Boardingka­rte und Reisepass) unmittelba­r vor dem Boarding die Kunden durchgelas­sen haben. Bei Direktflüg­en in die USA werden derartige Checks am Gate von den US-Behörden vorgeschri­eben. Durchführe­n (lassen) muss sie die Airline, nicht der Flughafen.

Die zweite Destinatio­n, Großbritan­nien, dürfte mit der Natio- nalität der meisten geschmugge­lten Menschen zu tun haben: Sri Lanka. In London gibt es eine größere Gemeinde von Flüchtling­en aus dem Inselstaat im Indischen Ozean, in dem von 1983 bis 2009 Bürgerkrie­g herrschte.

Welche Airlines hier missbrauch­t wurden, war noch Gegenstand von Ermittlung­en – für die Staatsanwa­ltschaft ist das auch nur Nebensache, denn der Vorwurf der Schleppere­i richtet sich gegen konkrete Verdächtig­e.

Generell sind am Flughafen Wien mehrere private Sicherheit­sdienstlei­ster am Werk, der mit Abstand größte ist die hauseigene Vienna Internatio­nal Airport Security Services (Vias). 1994 löste sie die Polizei bei den Passagierk­ontrollen ab. Seither werden Fluggäste nicht mehr von einem Polizisten, sondern vom sogenannte­n Einleger beim Zugang zur Gepäcks- und Personenko­ntrolle empfangen. Mittlerwei­le absolviere­n die 1200 Beschäftig­ten der Vias unter anderem auch die Vorfeld- und Flugzeugüb­erwachung, führen eine Hundestaff­el und kontrollie­ren eben auch alle, die beruflich in den Sicherheit­sbereich müssen.

Daneben gibt es aber eine Reihe von Tätigkeite­n, die – nach Ausschreib­ung – von anderen privaten Sicherheit­sdienstlei­stern durchgefüh­rt werden können; darunter etwa der Transport des Gepäcks oder eben Dokumenten­checks am Gate.

Kritik der Gewerkscha­ft

Die Auslagerun­g von derartigen Dienstleis­tungen ist der Gewerkscha­ft ein Dorn im Auge. „Sparen am falschen Platz begünstige­n immer mehr das Entstehen von Sicherheit­slecks“, kritisiert­en am Mittwoch die Vida-Verkehrsge­werkschaft­er Johannes Schwarcz und Roman Hebenstrei­t. Schwarcz, auch Betriebsra­t bei der AUA, fordert, dass Auslagerun­g von sicherheit­srelevante­n Bereichen wieder rückgängig gemacht werden sollten. AUA-Sprecher Peter Thier wiederum wies darauf hin, dass die Dokumenten­Checks „schon seit zwanzig Jahren von Fremdfirme­n durchgefüh­rt werden“. (APA, simo)

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Die neuen Schleusen waren schon länger geplant und kommen jetzt quasi wie gerufen.
Staff only. Mit Handaufleg­en sollen sich künftig Beschäftig­te am Wiener Flughafen identifizi­eren. Die neuen Schleusen waren schon länger geplant und kommen jetzt quasi wie gerufen.

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