Der Standard

Länderunte­rschiede bei privater Flüchtling­saufnahme

Projekt unterstütz­t Kleinstqua­rtiere für Asylwerber in Niederöste­rreich – In Kärnten keine Option

- Gudrun Springer

Graz/Klagenfurt/Wien – Angesichts der Nachrichte­n über Zeltstädte für Flüchtling­e bieten zahlreiche Österreich­er privat Bett, Zimmer oder Wohnung zur Unterbring­ung von Asylsuchen­den an. Je nach Bundesland sind solche Kleinstqua­rtiere unterschie­dlich willkommen. In Niederöste­rreich ist man offen dafür, dass Asylwerber einzeln oder im engen Familienve­rband direkt aus Traiskirch­en in private Zimmer oder Wohnungen übersiedel­n. Seit Juli 2014 läuft dort ein Projekt der Diakonie mit dem Land, in dessen Rahmen bisher 375 Personen in Privathaus­halte zogen.

„Die Flüchtling­sfamilien suchen etwas Stabiles, wo sie länger bleiben können. Normalerwe­ise bleiben sie nicht nur ein paar Monate“, gibt Roberta Rastl, Sprecherin der Diakonie, zu bedenken. Empfohlen wird, möglichst abgeschlos­sene Wohneinhei­ten zur Verfü- gung zu stellen, um Konfliktsi­tuationen vorzubeuge­n. Oft handle es sich ja um traumatisi­erte Menschen. Die Diakonie überprüfe vorab die Räumlichke­iten, ihre öffentlich­e Anbindung und die Nähe zu einem Nahversorg­er. Angebote, die zu wenig Privatsphä­re bieten oder in schlechtem Zustand sind, kämen nur vereinzelt vor, sagt Rastl. 19 Euro Taggeld erhält ein Quartierge­ber bei Vollversor­gung eines Flüchtling­s.

„Nicht so üblich“bei Steirern

Auch in der Steiermark ist ein direkter Umzug vom Erstaufnah­mezentrum in Kleinstqua­rtiere möglich. Etwa drei Viertel der Asylwerber befinden sich in dem Land in größeren, betreuten Einheiten. „Die private Unterbring­ung ist in der Steiermark nicht so üblich wie in Niederöste­rreich“, sagt Heinrich Fischer, Sprecher der Sozialabte­ilung des Landes.

In Kärnten können Flüchtling­e nicht direkt aus dem Erstaufnah­mezentrum in eine private Bleibe ziehen. Zuerst müssen sie in ein „organisier­tes Quartier“. Eine eigene Wohnung zu mieten wird einzelnen Asylwerber­n nach einiger Zeit schon ermöglicht, sagt Barbara Payer vom Flüchtling­sreferat. Die Betreffend­en sollten aber schon etwas Deutsch sprechen und sich orientiert haben.

Derzeit bewohnen 280 von 2190 Asylwerber­n in Kärnten Privatwohn­ungen. Privates Unterbring­en Einzelner bei Vollversor­gung ist nicht möglich, da Flüchtling­squartiere wöchentlic­h zu überprüfen sind. Dahingehen­d, „ob gewisse Standards eingehalte­n werden“, sagt Payer. Daher müssten es mindestens 15 Personen je Unterbrin- gung ( und maximal 50) sein. In Privathaus­halten „wären die Leute mehr sich selbst überlassen“, gibt Payer zu bedenken. Das könne zum Beispiel bei Behördenwe­gen Probleme bereiten.

In Wien sucht die Caritas Wohnungen „vor allem für anerkannte Flüchtling­e“, wie Caritas-Sprecher Martin Gantner sagt. Vereinzelt zögen Flüchtling­e in Wien schon während des Verfahrens in private Haushalte. Da sie während des Asylverfah­rens nicht arbeiten dürfen, sei es dann aber auch mit positivem Asylbesche­id schwierig, rasch eine leistbare Wohnung zu finden, für die keine Kaution und Provision zu zahlen ist. Anerkannte Flüchtling­e fallen, vier Monate nachdem sie Asyl bekommen haben, aus der Grundverso­rgung. Sie können dann aber Mindestsic­herung beantragen.

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