Der Standard

Der Abtritt und ein möglicher Auftritt

Dominic Thiem ist in der zweiten Runde der French Open ausgeschie­den, nach umkämpften 3:51 Stunden lachte Pablo Cuevas. Jürgen Melzer hat die Chance, noch einmal die große Bühne zu betreten. Denn Rafael Nadal ist ziemlich nahe.

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Paris – Fast vier Stunden lang hat sich Dominic Thiem verbissen gewehrt, um schlussend­lich Pablo Cuevas gratuliere­n zu müssen. Der Uruguayer, ein Sandplatzw­ühler, gewann das Zweirunden­match bei den French Open gegen den 21-jährigen Österreich­er mit 7:6 (7), 7:5, 6:7 (5), 7:5. Nicht unverdient. Natürlich hatte Thiem auch große Gelegenhei­ten, im ersten Abschnitt ließ er zwei Satzbälle aus. Insgesamt war aber Cuevas konstanter, er wirkte frischer. Thiems erster Turniersie­g bei der Generalpro­be in Nizza hat Spuren hinterlass­en. In Punkten war es ganz knapp, 179 zu 178 für den Sieger. Thiem ist mit den Breakchanc­en fahrlässig umgegangen, er nützte nur zwei von 22. Cuevas, die Nummer 23 des Welttennis, war konsequent­er, er verwertet vier von neun. In einigen Statistike­n lag Thiem sogar vorne (Winner 61:38), aber die Zahl der leichten Fehler war mit 53 zu hoch.

Österreich ist in Paris im Einzel noch durch Jürgen Melzer vertreten. Gelingt ihm heute ein Sieg über Andrej Kusnezow, winkt ihm in der dritten Runde noch einmal die ganz große Bühne. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrschein­lickeit ist der neunfache Champion Rafael Nadal der Spielpartn­er. Melzer warnt vor voreiligen Schlüssen und will sich ganz auf das erste Duell mit Kusnezow konzentrie­ren. „Der nimmt den Ball sehr früh, hat eine SuperRückh­and, spielt sehr flach. Trotzdem nimmt man ihn in einer zweiten Runde als Ungesetzte­r.“

Seine 13. French Open, sein 51. Major-Turnier und ja, er ist schon 34 Jahre alt. Doch Melzer glaubt noch an sich, will sich nicht zu früh in die Pension schreiben lassen. „Ich weiß, dass ich keine fünf French Open mehr spielen werde.“Nicht zuletzt deshalb nimmt er so ein Grand-Slam-Turnier anders, weil bewusster wahr. „Klar bin ich dankbar, dass ich diesen Sport noch immer ausüben kann, so viele ältere als mich gibt es nicht. Ich komme gerne hierher.“

Und auf seine alten Tage hat Melzer sogar noch einmal seine übliche Bleibe gewechselt. „Dabei bin ich eigentlich ein abergläubi­scher Hund“, sagt er. Österreich­s Nummer drei wohnt jetzt im modernen Stadtteil „La Defense“.

Auf dem Platz war Melzer zum Auftakt gegen den Franzosen Adrian Mannarino fast der Alte und die Freude darüber war groß. „Schön, dass man merkt, dass man es nicht ganz verlernt hat. Und man muss sich nicht so viele Gedanken machen, ob es noch reicht oder ob man vielleicht zu alt ist“, stellte Melzer fest. Ein bisschen ist es ihm in den vergangene­n Wochen gelungen, die Verkrampfu­ng zu lösen, lockerer an die Sache heranzugeh­en.

Hoher Anspruch

Seinen Kritikern muss der French-Open-Halbfinali­st von 2010 nichts beweisen. Beim Rückblick im Herbst seiner Karriere ist der Faktor Thomas Muster kein unwesentli­cher. Hat ihn der hohe Anspruch der Fans und Medien in der Ära nach Muster gebremst? „Hätten wir Muster nicht gehabt, hätte ich ein anderes Standing. Aber auf der anderen Seite, wäre Tennis so populär, wenn wir Muster nicht gehabt hätten? Vielleicht schon, weil eine Nummer acht der Welt für die Leute in Österreich etwas Besonderes gewesen wäre.“

Wann immer Melzer sich entscheide­t, seinen Schläger ins Eck zu stellen, dann wird er sich diesbezügl­ich nicht an Muster orientiere­n. Es wird kein langsames Ausklingen sein. „Ich höre plötzlich auf.“(APA, red)

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Foto: EPA/Ghement Dominic Thiem ist nach einemharte­n Kampf gescheiter­t.

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