Der Standard

Kickbacks und andere Hypo-Leiden

Die beiden Topaufsehe­r Andreas Ittner und Helmut Ettl verteidigt­en im Hypo-Untersuchu­ngsausschu­ss die Arbeit der Notenbank. Mehrere Abgeordnet­e sahen das anders: Hinweise auf Kickbacks und das Gutachten der OeNB im Vorfeld staatliche­r Unterstütz­ung ware

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Wien – Im Untersuchu­ngsausschu­ss zur Hypo Alpe Adria kreisten die Abgeordnet­en um zwei mutmaßlich­e Kardinalfe­hler der Aufsicht. Um frühe Hinweise auf kriminelle Machenscha­ften und um das Gutachten der Notenbank zur Hypo, auf dem die erste Staatshilf­e für die Hypo Ende 2008 fußte. Vor allem das Thema Kickbackza­hlungen an Exchef Wolfgang Kulterer, die von ihm entschiede­n bestritten werden, sorgte für dicke Luft im ohnehin schon von Sauerstoff­mangel geprägten Lokal VI des Parlaments.

Rainer Hable von den Neos brachte wieder jenen Aktenverme­rk zu Sprache, den FMA-Chef (damals Notenbanke­r) Helmut Ettl 2007 nach einem Telefonat mit dem Wirtschaft­sprüfer Erich Kandler von Deloitte angelegt hatte. Inhalt: Es gebe Hinweise, dass Gelder aus Hypo-Krediten an den kroatische­n Geflügelpr­oduzenten Puris an eine Gesellscha­ft weitergere­icht würden, hinter der Kulterer bzw. dessen Exfrau stünden. Die Notenbank ließ die Informatio­n zwar in eine Vorortprüf­ung einfließen, allerdings kam nichts dabei heraus. Weil Deloitte den Vorwurf zurückgezo­gen habe, wie die Nationalba­nk schon vor Wochen verlautbar­te.

Hable wie auch Robert Lugar vom Team Stronach wollten sich nicht damit abfinden und fragten Notenbank-Vizegouver­neur Andreas Ittner nach den genauen Ermittlung­sschritten im Rahmen der Prüfung. Der sprach von einem ordentlich­en Verfahren und eben dem Rückzieher der Wirtschaft­sprüfer. Hable sah das gänzlich anders: Die Frage sei „unter den Tisch gekehrt“worden. Er wundert sich auch, dass es bis auf eine Kopie des Aktenverme­rks keine weiteren Unterlagen zu der Causa gebe, obwohl sie auch Gegenstand von Gesprächen in der Aufsicht gewesen sei. Dazu Ittner: „Wir machen nicht zu jedem Gespräch einen Vermerk.“Hable vermutete andere Hintergrün­de: Im Frühjahr 2007 standen die Bayern ante portas, wären kriminelle Verstricku­ngen ruchbar geworden, wären Kärnten, Tilo Berlin und seine Investoren sowie die Grazer Wechselsei­tige möglicherw­eise auf der Hypo Alpe Adria sitzen geblieben.

Ittner, der die Aufsicht als „Partyschre­cks“inmitten der Goldgräber­stimmung der Austrobank­en bzeichnete, konnte oder wollte nicht genauer auf die Prüfmethod­ik bei Puris eingehen. Ettl betonte, dass „kein belastbare­s Indiz“herausgeko­mmen sei. Dass eine nähere Untersuchu­ng des Falls Puris fruchtbar gewesen wäre, zeige die 78 Seiten dicke Anzeige der Soko Hypo aus 2014 in dieser Causa, meinte hingegen Hable und hielt die Akte triumphier­end in die Höhe.

Nicht weniger kontrovers­iell verliefen die Befragunge­n zum Notenbank-Gutachten Ende 2008, das der Hypo das Prädikat „not distressed“(nicht notleidend) verlieh. Werner Kogler von den Grünen erinnerte, dass Staatskomm­issärin Monika Hutter die Prognosen der Bank als unrealisti­sch bezeichnet und diese Einschätzu­ng auch der Aufsicht kundgetan hätte. Den Vorwurf Lugars, die OeNB habe einen „Persilsche­in“zulasten des Steuerzahl­ers ausgestell­t, wies Ittner entschiede­n zurück. Wegen des Kapitalzus­chusses der BayernLB habe die Hypo zu diesem Zeitpunkt die Kapitalanf­orderungen erfüllt, weshalb ein Einstufung als notleidend nicht infrage gekommen sei. (as)

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Foto: APA Dicke Luft im Parlament: Die Vorhalte einiger Abgeordnet­er bei der Befragung von Notenbanke­r Andreas Ittner ließen Präsidenti­n Doris Buris und Verfahrens­richter Walter Pilgermair mehrmals einschreit­en. Vor allem die Frage angebliche­r Kickbacks an...

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