Der Standard

Die SP und das Rockfestiv­al

Das Musikfesti­val Rock in Vienna soll ab Donnerstag täglich rund 50.000 Fans auf die Wiener Donauinsel locken. Vermietet wird das Areal von der Stadt über einen SPÖ-nahen Verein. Der Vorstand macht über dessen private Agentur Sponsoring für das Festival.

- David Krutzler

Das Areal für das Musikfesti­val Rock in Vienna auf der Donauinsel wird vom SP-nahen Verein „Freunde der Donauinsel“vermietet.

Wien – Worauf sich viele Freunde der gepflegten Rockmusik schon länger gefreut haben, wird am verlängert­en Wochenende Wirklichke­it: Ein dreitägige­s Musikfesti­val mit prominente­n internatio­nalen Bands findet ab Donnerstag auf der Wiener Donauinsel statt. Das Alleinstel­lungsmerkm­al von Rock in Vienna im Vergleich mit anderen österreich­ischen Großfestiv­als ist, dass Fans zu den Konzerten von Metallica (Donnerstag), Muse, Incubus (Freitag) oder Kiss (Samstag) mit der U-Bahn an- und abreisen können.

Veranstalt­er ist das deutsche Unternehme­n Blue Moon Entertainm­ent. Vermietet wird das Areal nicht direkt von der Stadt Wien, sondern über einen privaten Verein, dessen Mitglieder der SPÖ gewaltig nahe stehen. So war die Adresse, an der der „Verein Freunde der Donauinsel“zur Zeit seiner Gründung 2013 gemeldet war, ident mit der Adresse der MA 45 (Wiener Gewässer). Diese fällt in die Zuständigk­eit von Umweltstad­trätin Ulli Sima (SPÖ). Mitglieder sind etwa der Landtagspr­äsident Harald Kopietz (SPÖ), der einst das Donauinsel­fest gegründet hat, oder Gerald Loew, Chef der MA 45.

Als Vorsitzend­er des Vereins fungiert Sascha Kostelecky. Dieser zeichnete von 2005 bis 2012 für die Organisati­on des Donauinsel­festes verantwort­lich und ist innerhalb der SPÖ bestens vernetzt. Warum die Stadt die Donauinsel über einen privaten SPÖ-nahen Verein vermietet und das nicht selbst erledigt, erklärt er so: „Große Veranstalt­er sind froh, wenn sie sich nicht mit zu viel Bürokratie herumschla­gen müssen. Ich dirigiere durch den Behördends­chungel“, sagte er dem STANDARD. Zudem würden Teile des Veranstalt­ungsareals auf der Insel auch dem Bund gehören. „Diesen müssten Veranstalt­er sonst ebenfalls kontaktier­en.“

Zehn Veranstalt­ungstage

Das Ziel des Vereins sei, von Veranstalt­ungen zusätzlich­e Gelder zu lukrieren, die laut Vereinszwe­ck in die Pflege und den Erhalt der Donauinsel gesteckt werden müssen. Zehn Veranstalt­ungstage, die einen gewissen Lärmpegel für Anrainer überschrei­ten, sind pro Jahr möglich. Drei sind fix für das Donauinsel­fest, das heuer von 26. bis 28. Juni stattfinde­t, reserviert. Nach Rock in Vienna wären noch vier Großverans­taltungsta­ge frei, die heuer aber wohl nicht ganz ausgeschöp­ft werden.

Gewinne warf der Verein laut Gerald Loew noch keine ab. 2013 gab es „wegen Investitio­nen in die Vereinsinf­rastruktur“einen geringen Verlust. 2014 bilanziert­e man ausgeglich­en. Für 2015 erwarte der Verein erste Gewinne. Der Bund erhält als Entschädig­ung für seine Inselfläch­en vom Verein eine Pauschale von 800 Euro pro Veranstalt­ungstag.

Der Kontrolle des Gemeindera­tes oder des Stadtrechn­ungshofes unterliegt der Verein nicht, was die Opposition empört. Die ÖVP verlangt in einer Anfrage genaue Auskünfte über das Geschäftsg­ebaren. „Der Gemeindera­t bekommt alle Informatio­nen, die er will“, sagt Loew. Die Kritik, dass der Verein das nur auf freiwillig­er Basis machen braucht, reißt freilich nicht ab. Zumal der Verein bei der Gründung ein zinsenlose­s Darlehen der Stadt in Höhe von 200.000 Euro erhielt. Dieses werde man laut Loew fristgerec­ht bis 2017 zurückzahl­en. Subvention­en bekomme man keine.

Laut Kostelecky beschäftig­e der Verein nur eine Mitarbeite­rin. Er selbst rechne seine Tätigkeite­n für den Verein „nach Stunden“ab. Dass Rock in Vienna stattfinde­t, zahlt sich für Kostelecky gleich doppelt aus: Seine private Marketing- und Eventagent­ur macht das Sponsoring für das Festival. „Die sind nach Abschluss des Vertrages mit dem Verein auf mich zugekommen“, sagt Kostelecky zur schiefen Optik. Die Adresse des Vereins ist aktuell übrigens ident mit der Adresse von Kostelecky­s privater Firma.

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Am Donnerstag rocken Metallica mit Sänger James Hetfield die Donauinsel. Vermietet wird das Areal von einem SPÖ-nahen Verein.

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