Der Standard

Wundenleck­en und Generalbev­ollmächtig­ung

Hans Niessl darf allein über Koalition entscheide­n, ÖVP will die Signale hören

- Wolfgang Weisgram

Am Tag nach dem Wahldebake­l schritten die bisherigen Regierungs­parteien im Burgenland zum Analysiere­n. Und sowohl die SPÖ als auch die ÖVP kamen zu ähnlichen Schlüssen. VP-Chef Franz Steindl, der ein Minus von 5,5 Prozent und zwei Mandaten beklagen musste, gar mit den schönen Worten, man müsse nun endlich die Signale hören. „Die Menschen wollen eine Veränderun­g.“

Fast wortgleich wenig später SP-Chef Hans Niessl (–6,3 Prozent und drei Mandate): „Es muss eine Änderung geben.“

Auch bei der Suche nach den Ursachen für die herbe Niederlage war man sich im Wesentlich­en einig. Franz Steindl und Hans Niessl beklagten im Wesentlich­en die Weltlage, die angespannt­e Situation auf dem Arbeitsmar­kt, die Asylfrage und den Umstand, dass das alles nicht in die Kompetenz der Landespoli­tik falle, ihr aber gleichwohl zugerechne­t werde.

Niessl präzisiert­e aber auch, dass es von der Bundeseben­e „kei- nen Rückenwind“gegeben habe. Ja im Gegenteil: „Unsere Analysen haben ergeben, dass in den vergangene­n zehn Tagen noch wesentlich­e Verschiebu­ngen stattgefun­den haben.“Tage seien das gewesen, in denen die Bilder von Flüchtling­szeltlager­n durch die Medien gegangen seien.

Über allfällige eigene Fehler hat man dann eher allgemein geredet. „Nobody is perfect“, gab Hans Niessl zu. Kollege Steindl konnte sich dieser Ursachenfo­rschung grundsätzl­ich anschließe­n, meinte aber auch: „Würden wir wissen, was genau die Fehler waren, wären wir einen Schritt weiter.“

Sondieren vorm Koalieren

Der nächste Schritt, so kündigten sowohl der Schwarze Franz Steindl, als auch sein roter Landeshaup­tmann Hans Niessl an, sind allerdings „Gespräche mit allen“. Erst werde sondiert, dann koaliert. Um Posten gehe es den beiden nicht, sondern um inhaltlich­e Eckpunkte.

Bei den Schwarzen erwarte man eine diesbezügl­iche Einladung der Roten, worauf man seinerseit­s alle anderen zum Sondieren einlade. Steindl will da – hierin dem Hans Niessl gleich – „nichts ausschließ­en“. Steindls Fährnis wird allerdings sein, dass er sich beim Sondieren stets das Placet der Partei holen muss. Und diesbezügl­ich seien, hört man im Umfeld des schwarzen Hauses in Eisenstadt, schon gestern, Montag, einigermaß­en die Fetzen geflogen.

Im benachbart­en roten Haus war man da traditione­ll etwas zurückhalt­ender. Ja mehr noch: Der Parteivors­tand stattete Hans Niessl mit einer Generalvol­lmacht aus. Nicht bloß fürs Sondieren, sondern auch fürs Koalieren. „Das garantiert, dass wir rasch zu einer Einigung kommen. Schon am Mittwoch haben wir einen Termin mit der ÖVP.“Die Variante mit der FPÖ sei im Parteivors­tand einstimmig als möglich beschlosse­n worden.

Und was das Wahlergebn­is betreffe: „Am Ende des Jahres wird das Burgenland wieder das beste Ländererge­bnis der SPÖ haben.“Düstere Aussichten für Amts- und Parteikoll­ege Michael Häupl für seine Wahl im Herbst.

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