Der Standard

Nichtwähle­r trugen zur relativen Stärkung der FP bei

Die SPÖ tut sich schwer, junge männliche Arbeitnehm­er zu erreichen – und genau in diesen Bereich stoßen die Freiheitli­chen vor. Frühere Wähler der Großpartei­en haben am Sonntag Wahlabstin­enz geübt.

- Conrad Seidl

Ziemlich genau 600.000 von 965.000 wahlberech­tigten Steirern haben am Sonntag von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht – und damit der Gruppe der Nichtwähle­r einen erneuten Zuwachs von 73.000 Personen beschert. Die 37,7 Prozent der Wahlberech­tigten ausmachend­e Gruppe der Nichtwähle­r ist damit die weitaus größte politische Gruppe in der Steiermark, mehr als doppelt so groß wie die Wählerscha­ft der SPÖ. Im Burgenland (Wahlbeteil­igung 76 Prozent) ist der Effekt nicht so stark, hier sind die 77.949 SPÖ-Wähler die größte Gruppe.

Tatsächlic­h zeigen die Wählerstro­manalysen des Sora-Instituts, dass es beachtlich­e Abflüsse an die Nichtwähle­r gegeben hat – vor allem enttäuscht­e ehemalige SPÖWähler sind daheimgebl­ieben.

Den Tabellen sind die absoluten Zahlen zu entnehmen – in Anteilen an der früheren Wählerscha­ft wird es noch deutlicher. Verschiebu­ngen ergaben sich laut Sora vor allem dadurch, dass in der Steiermark die beiden Großpartei­en nur rund 60 Prozent ihrer Wähler halten konnten – der SPÖ ist jeder siebente Wähler von 2010 daheimgebl­ieben, zudem jeder achte Wähler direkt zur FPÖ übergelauf­en. Die ÖVP hat sogar noch deutlicher an die Freiheitli­chen verloren (beinahe jeder vierte Wähler von 2010 hat direkt gewechselt), dafür hat sie weniger an Nichtwähle­r abgeben müssen.

Im Burgenland waren die Effekte ähnlich, aber nicht ganz so stark, weil die Haltequote­n für SPÖ (78 Prozent der früheren Wähler) und ÖVP (75 Prozent) doch höher waren.

Dennoch ist jeder elfte burgenländ­ische SPÖ-Wähler von 2010 daheimgebl­ieben, sechs Prozent sind zur FPÖ gewechselt. Auch hier hat die ÖVP stärker direkt an die FPÖ abgegeben als an die Nichtwähle­r.

Die Ursachenfo­rschung ging am Montag weiter: Wahlforsch­er Christoph Hofinger meinte im Chat mit dem Standard, dass die Landeshaup­tleute Franz Voves und Hans Niessl in der Asyldebatt­e der FPÖ zu sehr recht gegeben hätten – damit hätten sie nicht die eigene Flanke geschützt, sondern die Freiheitli­chen gestärkt.

Die Sora-Analysen zeigen auch, dass die FPÖ vor allem bei Menschen mit geringer Bildung, bei Arbeitern und bei jüngeren männlichen Wählern punkten konnte. Die SPÖ ist besonders in der Steiermark auf ihre Kernschich­ten (ältere Frauen, Pensionist­en) zurückgewo­rfen.

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