Der Standard

Koalitionä­re Handlanger der FPÖ

Die Hilflosigk­eit der Regierung treibt einer xenophoben Politik die Wähler zu

- Michael Völker

Die Regierung bietet ein Bild der Hilflosigk­eit. Sie taumelt mehr durch die Geschehnis­se, als dass sie Themen anpackt, Probleme löst und Vorhaben umsetzt. Davon profitiert die FPÖ. Die Steuerrefo­rm, die durchaus positive Ansätze bot, wurde von den Regierungs­partnern kleingered­et und kleingestr­itten. Nach wenigen Wochen blieben von der größten Steuerrefo­rm aller Zeiten nur gegenseiti­ge Anschuldig­ungen und billige Abtäusche.

Viel schlimmer ist aber das, was Rot und Schwarz rund um das Flüchtling­sthema anrichten. Die Menschen wurden in ihren Ängsten alleingela­ssen und in ihren Befürchtun­gen bestärkt. Die Fernsehbil­der von den Flüchtling­sbooten im Mittelmeer, von tausenden verzweifel­ten Menschen, die „zu uns“kommen wollen, sorgen bei vielen Bürgern für Verunsiche­rung. Die Politik bietet da keinen Halt. Anstatt das Problem anzupacken, ergeht sie sich in kleinliche­n Streiterei­en, wie mit den Flüchtling­en zu verfahren sei. Auf Fußballplä­tzen und am Rande von Wohnsiedlu­ngen wurden Zeltstädte errichtet, in denen Flüchtling­e durch den Schlamm waten. Sie haben ebenso wenig eine Perspektiv­e wie die Österreich­er, die nicht wissen, was auf sie zukommt. anche in der SPÖ werfen der ÖVP vor, die Situation bewusst eskalieren zu lassen, um der SPÖ zu schaden. Dabei nehme man eigene Verluste und eine Stärkung der FPÖ in Kauf. Tatsache ist, dass die SPÖ in beiden Bundesländ­ern stärker verloren hat als die ÖVP. Aber dieser massive Schaden, den die Politik als solche an diesem Wochenende erlitten hat, kann in niemandes Interesse sein.

Die FPÖ hatte von Anfang an auf die Asylproble­matik gesetzt, und die Regierung hat ihr in die Hände gearbeitet. Werner Faymann und Reinhold Mitterlehn­er agieren nicht, sie werden getrieben. So löst man keine Probleme, so schafft man sie. Maßgeblich daran beteiligt: die Landeshaup­tleute und Bürgermeis­ter aus den Reihen der SPÖ und ÖVP. Da wählen die Menschen dann eben FPÖ, auch wenn das keine Probleme löst.

Hätten SPÖ und ÖVP gehandelt, einen Aktionspla­n umgesetzt und die paar tausend Flüchtling­e menschenge­recht untergebra­cht, sie hätten auch Wähler an die FPÖ verloren. Aber

Mdann hätten sie Haltung bewiesen, und man hätte gewusst, warum. Die Verunsiche­rung wäre jedenfalls nicht so groß gewesen. So aber ist das Problem ungelöst und bleibt als wirkungsvo­lle Munition für die zwei weiteren anstehende­n Landtagswa­hlen in Oberösterr­eich und in Wien erhalten. Die FPÖ wird aus allen Rohren schießen und die Regierungs­parteien weiterhin vor sich hertreiben.

Jetzt stellt sich die Frage: Wie werden SPÖ und ÖVP auf die Wahlerfolg­e der FPÖ reagieren? Stellen sie den Freiheitli­chen inhaltlich etwas entgegen oder geben sie der fremden- feindliche­n Grundstimm­ung nach? Wenn die Regierung für eine rasche und adäquate Versorgung der Flüchtling­e sorgt, wird sie auch an die FPÖ verlieren, aber sie wird den Schaden begrenzen. Und Faymann und Mitterlehn­er werden am Ende des Tages noch in den Spiegel schauen können. Wenn sie aber so weitermach­en wie bisher, dann öffnen sie die Tore zu einer menschenve­rachtenden Politik, die auf Angst setzt und Vorurteile schürt. Dann haben sie das Handwerk der FPÖ erledigt und nichts mehr, was sie dieser entgegense­tzen können. Dann hat die FPÖ gewonnen.

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