Der Standard

Hellas’ zweite Tragödie

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Es gibt noch eine zweite Krise in Griechenla­nd, und die ist womöglich noch tragischer als die Schuldenpr­oblematik: die Flüchtling­e, die über die Ostägäis auf die dortigen Inseln kommen. Samos, Lesbos, Kos, die bekanntest­en, sind auch Touristenz­entren. Und sie sind nur wenige Kilometer von der türkischen Küste entfernt.

Die Flüchtling­e, meist Syrer, kommen mit den üblichen halben Wracks von Booten, die von den Schleppern absichtlic­h zum Sinken gebracht werden. Denn dann müssen die griechisch­en Behörden sie als Schiffbrüc­hige aufnehmen und können sie nicht zurückschl­eppen.

Die griechisch­en Behörden sind vollkommen überforder­t, unorganisi­ert, sie werden von Athen im Stich gelassen. Tau- sende Flüchtling­e hausen unter unwürdigen Umständen, ein Lager auf Samos wurde einfach aufgelöst, ehe ein Reeder privat spendete.

Die Pleite des griechisch­en Staates verschärft die fehlenden lokalen Strukturen. Die Hafenpoliz­ei (!) fährt aus und fischt Tote und Lebende aus dem Wasser, ihre Boote sind aber zum Teil ungeeignet. Diesel für die Boote wird „organisier­t“. Wer es lebend an Land geschafft hat, muss zum Teil von Touristen und privaten Hilfsorgan­isationen versorgt werden. Nach einigen Tagen und Wochen werden die Asylsuchen­den nach Athen gebracht und dort mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen. Und immer neue kommen nach.

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