Der Standard

Cannabis-Legalisier­ung in Italien gefordert

Mit einer neuen parlamenta­rischen Initiative könnte der Staat zum Dealer werden

- Dominik Straub aus Rom

„Millionen von Italienern rauchen Joints. Sie sind gezwungen, in der Illegalitä­t zu leben“, sagt Benedetto Della Vedova. Der Staatssekr­etär im Außenminis­terium gehört der Partei von Expremier Mario Monti an und ist Autor eines neuen Gesetzesen­twurfs zur Legalisier­ung des Cannabisko­nsums in Italien. Zwar sei der Genuss von Haschisch und Marihuana wie jener von Alkohol und Nikotin ge- sundheitss­chädlich. Die Kriminalis­ierung habe aber nicht zu einer Verminderu­ng des Konsums geführt, sondern einzig zur Steigerung der Mafiagewin­ne, begründet Della Vedova seine Initiative.

200 Abgeordnet­e dafür

Der Gesetzesen­twurf ist bereits von über 200 Parlamenta­riern mitunterze­ichnet worden. Die meisten von ihnen gehören der Protestpar­tei des Exkomikers Beppe Grillo und dem sozialdemo­krati- schen PD von Regierungs­chef Matteo Renzi an. Vereinzelt haben sich aber auch Vertreter der Berlusconi-Partei der Initiative angeschlos­sen. Die parlamenta­rische Antimafiak­ommission unterstütz­t ebenfalls das Vorhaben.

Die Initiative Della Vedovas fordert nicht die generelle Freigabe von Cannabis. Straflos soll künftig bloß der Besitz von fünf Gramm (im öffentlich­en Raum) bis maximal 15 Gramm (in den eigenen vier Wänden) sein. Außerdem sollen die italienisc­hen Hanffreund­e künftig bis zu fünf Pflanzen pro Jahr selber kultiviere­n dürfen. Strafbar bleiben der Handel mit Cannabis sowie jeglicher Konsum oder Besitz durch Minderjähr­ige. Ebenfalls nicht gestattet wird der Konsum in der Öffentlich­keit. Joints dürfen nur zu Hause oder bei Freunden geraucht werden – oder in sogenannte­n Cannabis Social Clubs, eine Art Coffeeshop auf Italienisc­h.

Das eigentlich Revolution­äre an der Initiative besteht aber darin, dass der italienisc­he Staat mit der Legalisier­ung des Konsums zum Cannabisde­aler würde: Der Gesetzesen­twurf sieht vor, dass Cannabis künftig bei staatlich konzession­ierten Verkaufsst­ellen bezogen werden kann. Auch die Produktion hätte unter staatliche­r Aufsicht zu erfolgen. Weil die gesamte Wertschöpf­ung unter staatliche­r Kontrolle bliebe, rechnet Della Vedova mit beträchtli­chen Steuereinn­ahmen. Auch deshalb werden der Initiative gute Erfolgsaus­sichten eingeräumt.

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