Der Standard

Rivalitäte­n um das Doktorat

Konflikt zwischen Fachhochsc­hulen und Universitä­ten

- Lisa Kogelnik

Wien – Zwischen Fachhochsc­hulen (FH) und Universitä­ten entwickelt sich ein Konflikt um Doktoratss­tudien. Die FHs wollen seit Jahren auch Doktoratsp­rogramme anbieten, dürfen dies jedoch nicht. Die Universitä­ten sind dagegen. Eine Arbeitsgru­ppe zum Thema ist nun fertig und der Präsident der Fachhochsc­hulkonfere­nz, Helmut Holzinger, ist mit dem Ergebnis mehr als unzufriede­n. „Es geht hier nur um Status-Rivalitäte­n und nicht um Qualität“, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD.

Schon jetzt können FHStudiere­nde ein Doktorat absolviere­n, allerdings nur in Kooperatio­n mit einer Universitä­t. Die Pläne sehen eine verstärkte Kooperatio­n vor. „Es sollen die Normen und die Satzung der Universitä­t gelten“, sagt Holzinger. „Das ist keine Kooperatio­n, das ist ein Gnadenakt.“Die Zusammenar­beit könne nur auf Augenhöhe funktionie­ren.

Die Fachhochsc­hulen fordern kein Promotions­recht für den gesamten Sektor, sondern die Einführung von Doktoratsp­rogrammen, die zuvor von einer externen Stelle geprüft werden. Vorbild sind hier die Privatuniv­ersitäten. „Für mich gibt es immer noch kein sachliches Argument dafür, warum wir das nicht bekommen sollen“, sagt Holzinger.

Die Universitä­ten und der Wissenscha­ftsrat haben sich bisher gegen Doktorate an Fachhochsc­hulen ausgesproc­hen, weil sie fürchten, dass dadurch die Qualität des Doktorats verwässert wird. Dem widerspric­ht Holzinger. Immerhin seien die FHs bereit, ihre Programme extern prüfen zu lassen, was die öffentlich­en Universitä­ten nicht tun. Zudem gehe es nur um Programme mit anwendungs­bezogener Forschung. „Die Unis brauchen sich nicht vor uns zu fürchten.“

Nötig ist laut Holzinger das Doktorat für die FHs deshalb, weil die Hochschule­n nur so jene Nachwuchsf­orscher bekommen, die sie für hochwertig­e Forschung brauchen.

Den Vorwurf, dass FHs weniger wissenscha­ftlich sind, lässt Holzinger nicht gelten. „Nichts hält sich in Österreich länger, als ein Vorurteil.“Die FHs hätten mit mehr als 700 Habilitier­ten geeignetes Lehrperson­al. Zudem seien die Absolvente­n der FHs durchwegs erfolgreic­h, in der Forschung seien sie aktiv und hätten beim Eintreiben von Drittmitte­ln genauso viel Erfolg wie Unis.

Die Forderung nach neuen Studienric­htungen für die FHs hält Holzinger aufrecht. Er schlägt vor, dass sie künftig auch Jus anbieten. Die Unis haben dies in der Vergangenh­eit abgelehnt. In einer Arbeitsgru­ppe soll das Thema 2016 diskutiert werden. Holzinger: „Wir brauchen dringend Bewegung. Österreich muss davon weg, dass Strukturen jahrzehnte­lang unveränder­t bleiben.“p Interview mit Holzinger u.a. zum Jus-Studium an Fachhochsc­hulen auf derStandar­d.at/Bildung

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Foto: Cremer Holzinger ist Präsident der Fachhochsc­hul Konferenz.

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