Rivalitäten um das Doktorat
Konflikt zwischen Fachhochschulen und Universitäten
Wien – Zwischen Fachhochschulen (FH) und Universitäten entwickelt sich ein Konflikt um Doktoratsstudien. Die FHs wollen seit Jahren auch Doktoratsprogramme anbieten, dürfen dies jedoch nicht. Die Universitäten sind dagegen. Eine Arbeitsgruppe zum Thema ist nun fertig und der Präsident der Fachhochschulkonferenz, Helmut Holzinger, ist mit dem Ergebnis mehr als unzufrieden. „Es geht hier nur um Status-Rivalitäten und nicht um Qualität“, sagt er im Gespräch mit dem STANDARD.
Schon jetzt können FHStudierende ein Doktorat absolvieren, allerdings nur in Kooperation mit einer Universität. Die Pläne sehen eine verstärkte Kooperation vor. „Es sollen die Normen und die Satzung der Universität gelten“, sagt Holzinger. „Das ist keine Kooperation, das ist ein Gnadenakt.“Die Zusammenarbeit könne nur auf Augenhöhe funktionieren.
Die Fachhochschulen fordern kein Promotionsrecht für den gesamten Sektor, sondern die Einführung von Doktoratsprogrammen, die zuvor von einer externen Stelle geprüft werden. Vorbild sind hier die Privatuniversitäten. „Für mich gibt es immer noch kein sachliches Argument dafür, warum wir das nicht bekommen sollen“, sagt Holzinger.
Die Universitäten und der Wissenschaftsrat haben sich bisher gegen Doktorate an Fachhochschulen ausgesprochen, weil sie fürchten, dass dadurch die Qualität des Doktorats verwässert wird. Dem widerspricht Holzinger. Immerhin seien die FHs bereit, ihre Programme extern prüfen zu lassen, was die öffentlichen Universitäten nicht tun. Zudem gehe es nur um Programme mit anwendungsbezogener Forschung. „Die Unis brauchen sich nicht vor uns zu fürchten.“
Nötig ist laut Holzinger das Doktorat für die FHs deshalb, weil die Hochschulen nur so jene Nachwuchsforscher bekommen, die sie für hochwertige Forschung brauchen.
Den Vorwurf, dass FHs weniger wissenschaftlich sind, lässt Holzinger nicht gelten. „Nichts hält sich in Österreich länger, als ein Vorurteil.“Die FHs hätten mit mehr als 700 Habilitierten geeignetes Lehrpersonal. Zudem seien die Absolventen der FHs durchwegs erfolgreich, in der Forschung seien sie aktiv und hätten beim Eintreiben von Drittmitteln genauso viel Erfolg wie Unis.
Die Forderung nach neuen Studienrichtungen für die FHs hält Holzinger aufrecht. Er schlägt vor, dass sie künftig auch Jus anbieten. Die Unis haben dies in der Vergangenheit abgelehnt. In einer Arbeitsgruppe soll das Thema 2016 diskutiert werden. Holzinger: „Wir brauchen dringend Bewegung. Österreich muss davon weg, dass Strukturen jahrzehntelang unverändert bleiben.“p Interview mit Holzinger u.a. zum Jus-Studium an Fachhochschulen auf derStandard.at/Bildung