Der Standard

Britische 888 entscheide­t Poker um Bwin.party für sich

Das 1997 gegründete Online-Glücksspie­lhaus Bwin.party setzt alles auf eine Karte und legt seinen Aktionären das Angebot des britischen Konkurrent­en 888 ans Herz. Der Deal ist 1,29 Milliarden Euro schwer.

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Gibraltar/London – Schon allein aufgrund der Postadress­e war ein Zusammensc­hluss der beiden Firmen naheliegen­d: Die zwei Onlineglüc­ksspielhäu­ser Bwin.party und 888 Holdings haben nicht nur ihre Glücksspie­llizenz in Gibraltar, sondern auch ihre Büros befinden sich quasi einen Steinwurf entfernt in der Europort-Avenue. Nun ist das Spiel vorbei, und die einst in Österreich gegründete Bwin.party geht an den Konkurrent­en 888 Holdings.

Jetzt werden die Suiten wohl fusioniert: Man habe vereinbart, Bwin.party für fast 900 Millionen Pfund (1,290 Milliarden Euro) zu kaufen, teilte 888 Holdings am Freitag mit. Der Kaufpreis soll in bar und in Aktien bezahlt werden. 888 Holdings setzte sich damit gegen ein Angebot über 908 Millionen Pfund von GVC Holdings durch.

Das Angebot von 888 beläuft sich auf 104,09 Pence je Bwin.party-Aktie. Das entspricht einem Aufschlag von gut 16 Prozent gegenüber dem Kurs von Mitte Mai, als die Verhandlun­gen begannen. Das Offert besteht aus 39,45 Pence in bar und 0,404 neuen 888-Aktien pro Bwin-Papier. Nach Abschluss des Deals werden Bwin-Aktionäre 48,9 Prozent des fusioniert­en Unternehme­ns kontrollie­ren. 888 ist an der Londoner Börse 572 Millionen Pfund wert.

Die Marktkapit­alisierung von Bwin.party beträgt 848 Millionen Pfund. Laut Reuters hat 888 Holdings im Mai erklärt, dass sich Bwin-Aktionäre, die zusammen 59 Prozent der Anteile halten, bereits verpflicht­et hätten, für die Transaktio­n zu stimmen. Bwin teilte nun mit, das Übernahmea­ngebot zu empfehlen.

Klappt die Übernahme, kann der neue Konzern mehr Produkte anbieten und Kosten einsparen – bis 2018 mindestens 70 Millionen Dollar jährlich. Die Glücksspie­lbranche steht unter Druck, weil Steuerbela­stung und Auflagen der Behörden zunehmen. Außerdem sind Technologi­e und Werbung kostspieli­g.

Ungünstige Sportwette­n

Die Bwin-Umsätze waren zuletzt rückläufig, im ersten Quartal 2015 um sechs Prozent auf 155,3 Millionen Euro. Die Zahl der aktiven Spielertag­e ging um elf Prozent zurück, detto die Zahl der Kunden, die täglich zocken. Zwar wurden mehr Sportwette­n platziert, für Bwin.party ungünstige Fußballerg­ebnisse drückten allerdings auf die Gewinnmarg­e.

Ein Jackpot steht mit diesem Deal zumindest einem ins Haus: Bwin-Chef Norbert Teufelberg­er, einer der Gründer des 1997 als Betandwin gegründete­n und 2011 mit der britischen PartyGamin­g fusioniert­en Anbieters. Teufelberg­er dürfte bei dem Deal an die 16 Millionen Pfund kassieren. Laut den Angebotsun­terlagen werden ihm, der das 888-Management künftig beraten wird, knapp 12,2 Millionen Aktien zugerechne­t, das entspricht einem Anteil von 1,47 Prozent an Bwin.party.

Der Industriel­le Hannes Androsch, der etwa vier Prozent Bwin-Aktien hält, gab sich am Freitag bedeckt: Noch sei nichts entschiede­n, sagte er zum STANDARD. Androsch hatte sich vor zwei Monaten gegen einen Verkauf ausgesproc­hen: „Ich bin dafür, das wir allein weitertun.“

888-Aktionäre reagierten begeistert auf den Deal, die Papiere schossen zeitweise um fast neun Prozent in die Höhe. Bwin-Aktien hingegen gaben bei 103 Pence leicht nach. (APA, ung)

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einen Jackpot. Aber das Geschäft wächst noch rasant.
Online-Glücksspie­l garantiert den Betreibern nicht automatisc­h einen Jackpot. Aber das Geschäft wächst noch rasant.

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