Der Standard

Hellas erhitzte im Nationalra­t die Gemüter

Aber SPÖ und ÖVP machten ohne Opposition Weg frei für Griechenla­nd-Hilfe

- Nina Weißenstei­ner

Wien – Nein, nein, nein und nochmals nein: Bei der Sondersitz­ung des Nationalra­ts zum dritten Hilfspaket für Griechenla­nd am Freitag verweigert die gesamte Opposition ihre Zustimmung zu entspreche­nden Verhandlun­gen – wenn auch aus höchst unterschie­dlichen Motiven.

Als Erstredner tritt FPÖChef Heinz-Christian Strache ans Rednerpult. Er ereifert sich darüber, dass nun wieder Milliarden „in der Ägäis“versenkt werden. Stattdesse­n pocht der Blaue auf einen Grexit – und eine Volksabsti­mmung, bevor weiteres Geld nach Athen fließt. Der Regierung hält er vor, mit den Mitteln österreich­ischer Steuerzahl­er allzu „salopp“umzugehen.

Für die Freiheitli­chen ist ihr kategorisc­hes Ochi sichtlich einfacher zu argumentie­ren als für Grüne, Neos, das Team Stronach. Denn zu Beginn der hitzigen Debatte haben die kleinen Fraktionen den rot-schwarzen Koalitionä­ren sehr wohl zur notwendige­n Zweidritte­lmehrheit verholfen, damit der positive Entscheid des ESM-Unteraussc­husses noch vor Ablauf der gebotenen 24-Stunden-Frist von SPÖ und ÖVP abgesegnet werden kann.

Die grüne Chefin Eva Glawischni­g befürchtet, dass das neue Hilfspaket durch die Schuldenti­lgung aufgefress­en wird anstatt der griechisch­en Bevölkerun­g und Wirtschaft zugutezuko­mmen. Das sei, als ob man einem Marathonlä­ufer, der bereits ein wehes Knie habe, „ins zweite Knie schießt“. Deswegen beantragte­n die Grünen eine Schuldener­leichterun­g für das finanzmaro­de EU-Mitglied.

ÖVP-Klubchef Reinhold Lopatka hält Glawischni­g jedoch empört entgegen: „Einem Ertrinkend­en den Rettungsri­ng zu verweigern, das ist Ihre Solidaritä­t? Sie sind heute in einem Boot mit der freiheitli­chen Partei!“Kanzler Werner Faymann (SPÖ) kritisiert Lopatka dafür, dass er den harten Kurs Deutschlan­ds gegenüber den Griechen missbillig­t hat.

Waltraud Dietrich, Klubobfrau vom Team Stronach, rechnet wiederum Österreich­s 400.000 Arbeitslos­e mit dem Geld für die Griechen auf. Und Neos-Boss Matthias Strolz rechtferti­gt das Vorgehen seiner Frak- tion damit, dass für Hellas eine Insolvenz samt Schuldensc­hnitt besser wäre. So aber werde neues Geld in die Schuldenti­lgung gepumpt: „Wir schicken das Geld im Kreis!“

Der Kanzler appelliert noch einmal eindringli­ch an alle Abgeordnet­en, für den EU-Plan einer Hilfe von bis zu 86 Milliarden für die anstehende­n drei Jahre zu stimmen: „Wir haben Verantwort­ung in diesem gemeinsame­n Europa!“Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) wirft einigen seiner Vorredner vor, sich wie ein „Alpen-Varoufakis“zu gebärden. Alles umsonst. Gegen 13 Uhr müssen SPÖ und ÖVP allein ihr Verhandlun­gsmandat für das nächste griechisch­e Hilfspaket beschließe­n .

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