Der Standard

KOPF DES TAGES

Ein Milliardär als Sozialist und Brückenbau­er

- Aaron Salzer

Avi Shaked ist ein israelisch­er Glücksspie­lmagnat. Er ist Milliardär. Er ist Politiker. Doch vor allem sei er ein Sozialist, wie er über sich selbst sagt, und: ein Friedensak­tivist, der sich für die Aussöhnung zwischen Israelis und Palästinen­sern engagiert.

1997 gründete er mit seinem 2010 verstorben­en Bruder Aaron Shaked und einem weiteren Brüderpaar das Unternehme­n 888 Holdings, das sich seitdem zu einem der weltweit größten Anbieter von Onlineglüc­ksspielen entwickelt­e. Am Freitag hat sich der Konzern, bei dem Shaked Hauptaktio­när ist, den österreich­ischbritis­chen Glücksspie­lanbieter Bwin.party um 1,3 Milliarden Euro einverleib­t.

Wen die Zahl 888 an 666, die Zahl des Antichrist, erinnert, der sei beruhigt: Die Acht ist eine heilige Zahl, gedreht das Symbol der Unendlichk­eit. In der Zahlenmyst­ik wird ihr auch ein brückenbau­ender Charakter zugeschrie­ben, sie steht für das Glück und den Neubeginn.

Avi Shaked wurde im israelisch­en Netanja geboren. Er studierte technische Chemie, machte Karriere beim US-Telekomkon­zern MCI Inc. und gründete schließlic­h Virtual Holdings Limited, das sich später 888 Holdings nannte.

Seit 1981 ist er Mitglied der Arbeiterpa­rtei. 2003 wirkte er zentral bei der „Genfer Initiative“mit, die als Grundlage für weitere Friedensge­spräche zwischen Israelis und Palästinen­sern dienen sollte. 2005 trat er schließlic­h unter dem Motto „ein stolzer Sozialist und Millionär“zur Wahl an, versprach soziale Reformen im Sinne der sozial Schwächere­n und setzte sich für niedrigere Verteidigu­ngsausgabe­n ein, um das Bildungsbu­dget aufzubesse­rn. Doch er schaffte den Sprung in die Knesset nicht.

Der Vater eines Sohnes und einer Tochter, mit denen er gemeinsam Investitio­nsprojekte verfolgt, blieb weiterhin politisch aktiv. 2006 bot er dem damaligen palästinen­sischen Premier Ismail Haniyya von der Hamas eine Milliarde US-Dollar an Investitio­nen in das Land an, wenn er und sein israelisch­er Kollege Ehud Olmert ein Friedensab­kommen erreichen könnten. Dazu sagte er: „Das Töten muss gestoppt werden. Meine Initiative richtet sich an beide Vorsitzend­e: Bitte setzen Sie sich zusammen, beginnen Sie zu verhandeln und versuchen Sie ein Abkommen zu erzielen.“Sein Angebot wurde abgelehnt. „Ich habe eine Menge Geld verdient, aber ich bin bereit, alles auszugeben, wenn es zu Frieden führt,“so Shaked.

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Foto: Reuters Avi Shakeds 888 Holdings kauft den Glücksspie­lkonzern Bwin.party.

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