Der Standard

Weder Deutsch noch Rechnen

- Karin Riss

Manche Kinder, von denen hier die Rede ist, wissen nicht einmal, wie der Bleistift heißt, mit dem sie die an sie gestellten Aufgaben in der Schule lösen sollen. Sind überforder­t, lernen so weder Deutsch noch Bruchrechn­en. Die SPÖ will dieses Problem nicht beim Namen nennen.

Für sie sind „separate Klassen für ausländisc­he Kinder“: ein Reizwort, immer schon. Gemeinhin pickt da noch der wirklich hässliche Begriff der „Ghettoklas­sen“dran, begleitet vom Mief der Segregatio­n und Stigmatisi­erung. Die Frage, wie ein Bildungssy­stem damit umgehen soll, dass das typische Schulkind in Österreich nicht mehr Susi oder Toni heißt, mit dem Mama und Papa zu Hause lernen, löst Unbehagen aus. Das muss nicht so sein. Nur blaue Vereinfach­er wollen suggeriere­n, dass „die Unsrigen“mit eigenen Klassen für „die anderen“besser lernen könnten.

Unbehagen ist aus anderem Grund angebracht: weil mittels Festhalten­s an ideologisc­hem Ramsch viel zu viele Kinder ihrer Zukunftsch­ancen beraubt werden. Sicher wäre es schöner, würden sie im Miteinande­r quasi nebenher auch die Sprache lernen. Das funktionie­rt aber ab einer gewissen Anzahl von Kids ohne Deutschken­ntnisse nicht mehr, insbesonde­re in Zeiten anhaltende­r Flüchtling­sströme. Erst wer basale Sprachkenn­tnisse in kurzem, intensivem Training erworben hat, kann den Anforderun­gen der Regelschul­e folgen. Damit ist eh noch lange nicht alles gut.

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